Ein Langweiler war der Japan GP in Suzuka sicher nicht. Nicht nur aus sportlicher und strategischer Sicht, auch der Funkverkehr zwischen Fahrern und Kommandostand lieferte einige heiße Momente.

Hintergrund mal wieder das gute, alte Thema Überrundungen. Mehrfach wetterten die Spitzenfahrer lautstark gegen aus ihrer Sicht zu langsame Reaktionen der Hinterbänkler auf blaue Flaggen. Allen voran: Kimi Räikkönen, Sebastian Vettel und Max Verstappen.

Vettel und Verstappen wettern gegen Wehrlein

Los ging es etwa zur Rennhälfte. Zunächst noch recht zurückhaltend. "C'mon, blaue Flaggen!" polterte Max Verstappen wegen Marcus Ericcson und Pascal Wehrlein in den Funk. Der letzplatzierte Manor-Pilot erregte jedoch nicht nur einmal Ungemach.

Wenig später wollte auch Sebastian Vettel vorbei an seinem Landsmann. Und der Ferrari-Pilot gab sich schon deutlich ungehaltener. Mit einem regelrechten Vortrag verschaffte er am Funk seinem Ärger Luft. "Das ist lächerlich. Ehrlich. Ich habe eine Sekunde verloren für nichts. Was wollt ihr wissen Jungs, es ist eine schnelle Strecke, es ist schwierig zu überholen, man verliert hinter einem anderen Auto Zeit, es ist einfach lächerlich. Blaue Flaggen, das kann doch nicht wahr sein!", raunte Vettel.

Funkspruch-Artist Kimi Räikkönen flippt aus

Damit nicht genug. Auch auf ihren letzten Stints beschwerten sich Vettel und Verstappen wiederholt über Probleme beim Überrunden. Mal war es ein Manor, mal ein Renault, mal ein Toro Rosso. "Immer den Berg hinauf! Blaue Flagge", verlangte Vettel. Renningenieur Adami: "Ja, er hat blaue Flaggen." Vettel: "Aber er bewegt sich nicht aus dem Weg!" Vorbei war der Funkspruch damit jedoch noch nicht, den spannenden Rest piepte die Regie weg.

Genauso einen Großteil der Konversation von Kimi Räikkönen mit Dave Greenwood. Räikkönen, immerhin Meister der kuriosen Funksprüche, erwischte es nämlich nicht minder hart als Vettel und Verstappen. Doch was die Regie zuließ reicht eigentlich auch schon, um den Ärger des Finnen zu illustireren:

Spruch Nummer eins: "Ich verliere so viel Rundenzeit!"
Nummer zwei: "Es hat eine Runde gedauert. Eine Runde!"
Nummer drei: "C'mon, auf die Seite! Sagt ihm, er soll aus dem Weg fahren. Jeder braucht eine ganze Runde. Lächerlich. C'mon, gebt ihm eine Strafe. Das ist ein Witz.
Nummer vier: "Immer noch! Wenn das keine Strafe ist, verstehe ich nichts mehr."
Und die erlösende, wunderbar sarkastische, Nummer fünf: "Na endlich. Es hat ja nur zwei Runden gedauert."

Vettel: Hat sich angefühlt wie ein Nachteil

Strafen verhängten die Stewards jedoch in keinem Fall. Immerhin hatten sich die geladenen Gemüter nach Rennende wieder abgekühlt. "Ja, ich habe mich wieder beruhigt", sagte Vettel. "Ich stand ja auch schonmal auf der anderen Seite. Manche machen da einen besseren Job als andere. Es wird immer dasselbe bleiben: Sie fahren auch ihr eigenes Rennen."

Auch Kimi Räikkönen hatte seinen 'Spaß' bei Überrundungen, Foto: Sutton
Auch Kimi Räikkönen hatte seinen 'Spaß' bei Überrundungen, Foto: Sutton

Beruhigte Gemüter nach dem Rennen

Ähnlich milde gestimmt auch das Red-Bull-Lager. "Es war schon viel Verkehr heute", so Verstappens nüchterner Kommentar. "Aber ich denke, dass wir das schon einmal ansprechen müssen. Ich verstehe ja ihre Perspektive, sie wollen Rennen fahren. Aber wenn dich die Leute vorne, die ums Podium kämpfen, überrunden, musst du da anders heran gehen." Daniel Ricciaro, zwar nicht am Funk auffällig geworden, aber offenbar auch betroffen, ergänzte: "Am Anfang sind wie heute einige schnelle Runden gefahren, hatten letztendlich aber zu viel Verkehr und Überrundungen."

Der abgekühlte Vettel bezeichnete die Szenen indessen als gefühlten Nachteil. "Das war ärgerlich. Ich habe vier Sekunden im Verkehr verloren während ich mit Lewis gekämpft habe, aber das passiert eben", sagte Vettel. Den entscheidenden Unterschied hätte der Verkehr allerdings auch nicht gemacht: "Im Endeffekt haben am Ende die Reifen ein bisschen zu sehr abgebaut. Somit hat es nicht allzu viel ausgemacht. Aber Ende des zweiten Stints habe ich glaube ich über eineinhalb oder zwei Sekunden aufgrund der Überrundungen verloren und damit sicherlich im ersten Moment den Platz an den Lewis verloren." Maurizio Arrivabene sag es etwas kritischer. "Schade, dass der Verkehr durch die Hinterbänkler es Vettel nicht erlaubt hat, das Beste aus unserer Strategie zu machen", sagte der Ferrari-Teamchef.

"Wenn wir alleine unterwegs waren, war das Auto heute schnell. Aber es war heute echt heikel, den Leuten zu folgen. Das hat das Auto ein bisschen beeinträchtigt", ergänzte Räikkönen. "Ich kann verstehen, dass sie kämpfen, aber es ist nicht schwer, die Leute überholen zu lassen. Man verliert dabei immer Zeit, das ist Teil des Rennfahrens. Aber auf einer Strecke wie hier hat es mehr Einfluss, anderen Jungs hinterherzufahren und ein paar von ihnen waren einfach nur verrückt."

Vettel weiter: "Ich hatte einfach Pech mit dem Timing. Wir scheinen sie immer in den Kurven einzuholen, wo es schwierig für sie ist, an die Seite zu fahren und so verlieren wir viel Zeit", klagte Vettel. "Ich habe aus dem Auto nur immer gesehen, wie die anderen sie immer gerade am Ende der Geraden überrundet haben oder kurz vor den Kurven. Ich habe sie immer voll in Sektor eins bekommen, wo sie einfach mehr Zeit brauchen. Aber gut. Es ist manchmal so." Das bestätigte selbst die Konkurrenz: "Er ist dann auf Verkehr aufgelaufen und hat mehrere Sekunden verloren", erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff Vettels ausgebliebene Schlussattacke auf Lewis Hamilton.

Pascal Wehrlein ist sich keine Schuld bewusst - immerhin habe es keine Strafe gesetzt, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein ist sich keine Schuld bewusst - immerhin habe es keine Strafe gesetzt, Foto: Sutton

Wehrlein: Keine Strafe, also wars okay

Doch was sagen eigentlich die Auslöser der ganzen Aufregung? Die berufen sich ganz einfach auf die Tatsachenentscheidung der Stewards. "Ich habe keine Strafe bekommen, daher danke ich, es war alles okay beim Überrunden. Ich glaube, ich habe ihn in der Spitzkehre vorbeigelassen. Ich habe gewartet, bis er vorbei war und habe nur noch ein Handzeichen gesehen. Aber ich denke, dass alles okay war. Sonst hätte ich ja eine Strafe bekommen", sagte Pascal Wehrlein bei RTL.

Gefühlt nur an einem Mann ging das ganze Thema völlig vorbei. Nico Rosberg cruiste ungestört zum Sieg. "Ich habe mich über nichts beschwert. Die blauen Flaggen waren okay für mich. Ich bin nicht sicher, ob es einen Unterschied macht, wenn man sich beschwert. Ich weiß auch nicht, wer sich beschwert haben soll."