Das Kronjuwel des Formel-1-Kalenders steht vor der Tür: Am 22. Mai startet der Große Preis von Monaco. Im glamourösen Fürstentum wird der sechste von 19 Läufen zur WM 2005 ausgetragen, in der das BMW Williams Team seine Ziele bisher nicht erreicht hat.

Gegenwärtig auf Platz vier in der Weltmeisterschaft der Konstrukteure, hofft das Team in Monaco von weiteren Aerodynamikentwicklungen für den FW27 und erfolgreichen Testtagen in Vallelunga profitieren zu können. Die italienische Rennstrecke weist bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem eng gewundenen Stadtkurs von Monte Carlo auf.

Der berühmteste ist gleichzeitig einer der schwierigsten aller Grands Prix. Überholmöglichkeiten gibt es kaum, deshalb sind gutes Abschneiden im Qualifying und eine gute Rennstrategie entscheidend. Dabei verzeiht der Leitplankenkanal nicht den kleinsten Fahrfehler. Mit drei Monaco-Siegen in der Teamgeschichte, den jüngsten hatte Juan Pablo Montoya 2003 erzielt, hofft das BMW Williams Team auf ein gutes Resultat beim Großen Preis von Monaco 2005.

Mark Webber:
Der Monaco Grand Prix ist mit nichts zu vergleichen, viele verschiedene Aspekte machen diesen Event einzigartig. Das Rennen ist eine Ikone in der Motorsport-Geschichte, deshalb ist es immer ein besonderes Gefühl, dort anzutreten. Es gab dort großartige Rennen, und dort entstanden auch viele Rennsportlegenden. Für die Fahrer ist dieser Kurs eine der größten Herausforderungen der Saison. Obwohl die Geschwindigkeiten in Monte Carlo vergleichsweise gering sind, stellt die Strecke höchste Anforderungen an Konzentration und Fitness. Es ist mental anstrengend, dort zu fahren, weil es kaum Spielraum für Fehler gibt. Die vielen Leitplanken scheinen auf jeden Schnitzer zu warten – und die gehen selten mit kleinen Unfälle aus. Weil der Grand Prix so berühmt ist und der Kurs eine echte Fahrerstrecke darstellt, will dort jeder unbedingt ein gutes Ergebnis. Auch die Teams sind extrem gefordert, weil sich die Streckenbedingungen im Laufe des Wochenendes erheblich verändern. Man muss das Auto so komfortabel wie möglich abstimmen, weil der Kurs viele Hügel und Bodenwellen hat. Andererseits ist das komfortabelste Auto nicht immer das schnellste. Hier den richtigen Kompromiss zu finden, ist ein entscheidender Punkt.

Nick Heidfeld:
Monaco ist auf jeden Fall einer der schwierigsten Kurse der gesamten Saison. Ich mag die Strecke sehr und freue mich entsprechend auf das Rennen. Durch die Innenstadt von Monte Carlo zu fahren, ist etwas wirklich Besonderes, ein absoluter Hochgenuss. Ich bin froh, dass dieses Rennen bis heute im Kalender überdauert hat und hoffe, dass das noch lange so bleibt, obwohl es immer wieder kritische Stimmen gibt. Ich habe ein paar Jahre in Monaco gelebt, auch von daher finde ich es immer wieder schön, zurückzukehren. Zudem habe ich sportlich sehr gute Erinnerungen an Monte Carlo: Ich habe dort sowohl im Formel 3 als auch im Formel 3000 gewonnen.

Sam Michael, Technical Director:
Zur Vorbereitung auf den Monaco Grand Prix waren wir in der vergangenen Woche zum Test auf dem Kurs von Vallelunga in Italien. Das Team hat in erster Linie mit Michelin Reifentests durchgeführt, außerdem haben wir an der Abstimmung gearbeitet, die Kühlung überprüft und Starts geübt. Auf dem engen Straßenkurs von Monaco steigt das Grip-Niveau im Laufe des Wochenendes beträchtlich. Das liegt in erster Linie an weichen Reifenmischungen, die viel Abrieb auf dem Asphalt hinterlassen. 2005 könnte dieser Faktor etwas geringer ausfallen, weil wir ja nun Reifen verwenden, die viel länger halten müssen. Überholen ist in Monaco praktisch unmöglich, von daher ist die Rennstrategie besonders wichtig. Wir haben wiederum neue Aerodynamik-Teile für den FW27 vorbereitet. Diese Verbesserungen sind das Resultat eines intensiven Weiterentwicklungsprogramms in der Fabrik von WilliamsF1 und der großen Entschlossenheit aller Beteiligten zu verdanken.

Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor:
Neben einem guten Qualifying-Ergebnis ist ein guter Start in Monaco wichtig. Weil die Grip-Verhältnisse auf den sonst öffentlichen Straßen sehr unterschiedlich sind, ist die richtige Dosis Schlupf dort besonders schwer zu treffen. Beim Test in Vallelunga haben wir erneut großen Wert auf Startübungen gelegt. Dabei geht es um schnelle Reaktion des Fahrers, präzisen Eingriff der Kupplung und optimal von der Traktionskontrolle geregelte Beschleunigung. Auf Monacos Straßen lässt sich mit Motorleistung allein nichts gewinnen, aber eine gute Fahrbarkeit des Motors bei relativ niedrigen Drehzahlen zahlt sich aus. Die Rascasse-Kurve am Hafen ist seit dem Umbau nicht mehr ganz so eng wie früher. In der vergangenen Saison war die Loews-Haarnadel die einzige F1-Kurve, in der die Drehzahl im ersten Gang in den Bereich von 5000 U/min fiel. Übrigens wird man 2006 auf derartigen Strecken, die das Fahren in ungewöhnlichen Drehzahlbereichen erfordern, wohl den variablen Ansaugrohren nachtrauern. Durch Anpassen der Saugrohrlänge erreichen wir heute einen fülligeren Drehmomentverlauf. Bei den zukünftigen V8-Motoren ist diese Technik nicht mehr zulässig. Der Große Preis von Monaco und das anschließende Rennen auf dem Nürburgring bilden das erste Doppelpack der Saison. Insgesamt sechs Mal stehen 2005 zwei Grands Prix innerhalb von acht Tagen im Kalender. In den zehn Wochen ab dem Monaco-Rennen finden acht Grands Prix statt. Das bedeutet für die Teams und Logistiker Arbeit am Drehzahlbegrenzer.