0,478 Sekunden. Lewis Hamilton fügte Nico Rosberg beim Qualifying zum Italien Grand Prix eine empfindliche Klatsche zu. Fast eine halbe Sekunde nahm der Weltmeister seinem Mercedes-Teamkollegen am Samstag in Monza ab. Das Monza-Monster hatte wieder zugeschlagen! Lewis Hamilton, Qualifying-König von Italien. Es war seine fünfte Pole auf der ikonischen Strecke vor den Toren Mailands, damit zog er mit den beiden Formel-1-Legenden Fangio und Senna gleich.

Während Hamilton gefragt wurde, ob er manchmal eigentlich von sich selbst überrascht sei, erwartete Rosberg die übliche Fragerunde. Tenor: Warum hat es wieder einmal nicht gereicht? Rosberg - offensichtlich mit wenig Klärungsbedarf - antwortete schmallippig: "Es gibt keinen Grund. Er hatte einfach einen guten Tag." Um das eigene Licht nicht völlig unter den Scheffel zu stellen, fügte der Meisterschaftszweite an: "Ich denke, er hatte sein bestes Qualifying seit langer Zeit."

Auch Wolff ratlos

Normalerweise trennen Hamilton und Rosberg im Q3-Qualifying nur wenige Zehntel, oftmals spielt sich die Pole-Entscheidung im Hundertstelbereich ab. Nicht so in Monza, wo Hamilton wieder einmal nach Belieben dominierte. Da war selbst der Silberpfeil-Boss ratlos. "Ich habe keine wissenschaftliche Erklärung", zuckte Toto Wolff mit den Schultern. "Lewis hat es sehr richtig hinbekommen und fühlte sich wohl im Auto. Nico hinterließ nicht den Eindruck, dass er heute den richtigen Punkt traf."

Mercedes Pole-Duell 2016

Grand PrixLewis HamiltonNico RosbergSieger / Position anderer Fahrer
Australien X Rosberg / HAM P2
Bahrain X Rosberg / HAM P3
China X Rosberg / HAM P7
Russland X Rosberg / HAM P2
Spanien X Verstappen / 2x DNF
Monaco Hamilton / ROS P7
Kanada X Hamilton / ROS P5
Europa/Baku X Rosberg / HAM P5
Österreich X Hamilton / ROS P4
Großbritannien X Hamilton / ROS P3
Ungarn X Hamilton / ROS P2
Deutschland X Hamilton / ROS P4
Belgien X Rosberg / HAM P3
Italien X

Eigentlich müsste sich Rosberg keine großen Gedanken machen über die Quali-Schlappe. Schließlich hatte er erst vor wenigen Tagen den Belgien Grand Prix von der Pole Position gewonnen. Aber: Hamilton war an diesem Wochenende wegen seiner Motoren-Orgie kein echter Gegner. Ein Punktsieg in Monza - Hamiltons Wunderland - wäre deshalb psychologisch extrem wichtig gewesen. Mit einem Sieg am Sonntag stünden die Chancen für Rosberg gut, das Momentum nach der Sommerpause zurückzugewinnen.

Lewis Hamilton, Quali-König von Monza, Foto: Sutton
Lewis Hamilton, Quali-König von Monza, Foto: Sutton

Opfer der Strategie

Allzu große Hoffnungen machte er sich allerdings nicht, sprach von tollen Ergebnissen statt vom Sieg. Entweder am Start überholen, oder der offensichtlichen Strategie - in Monza wird ein Ein-Stopp-Rennen erwartet - zum Opfer fallen. "Mit Benzin fürs Rennen an Bord sah ich am Freitag ziemlich gut aus", suchte Rosberg nach Möglichkeiten, den Italien GP doch noch für sich zu entscheiden.

Allerdings: Hamilton war in den Trainings mindestens so stark unterwegs wie sein Teamkollege - und sprühte nur so vor Selbstvertrauen. "Heute, an diesem Wochenende, hatte ich ein sehr gutes Gefühl und habe heute mein A-Game ausgepackt", so Hamilton. "Vor allem die letzte Runde fühlte sich unglaublich an." Dabei wurde Hamilton nicht müde zwischen den Zeilen zu betonen, wie schwierig der Kurs aus fahrerischer Sicht sei.

Ein kleiner Auszug anhand der berühmten Parabolica-Kurve: "Auf dem Weg dorthin hast du eine lange Gerade, danach kommt noch eine. Du musst versuchen, die richtige Balance zu finden und nicht zu viel zu bremsen, nicht zu viel reinzunehmen und im Mittelteil nicht zu viel zu verlieren um einen guten Ausgang zu erwischen... Das ist wahrscheinlich eine der schwierigsten Balancen."

Nico Rosberg war stark - aber nicht gut genug, Foto: Sutton
Nico Rosberg war stark - aber nicht gut genug, Foto: Sutton

Salz in Rosbergs Wunde

Fast schon sadistisch forderten Medienvertreter Hamilton mehrfach auf zu erklären, wie er Rosberg in Monza so deutlich besiegen konnte - und das jährlich aufs Neue. Da der Sieg auf der Strecke schon ausreichte, reagierte Hamilton diplomatisch: "Ich weiß es nicht. Die Frage ist wohl eher für Nico, würde ich sagen." Dessen Antwort ist bekannt.

Hamilton versuchte es zumindest im Ansatz. "Das ist offensichtlich eine Strecke mit harten Bremszonen", sagte er. "Ähnlich einer Kart-Strecke, auf der du das Auto durch die langsamen Kurven werfen musst." Zufälligerweise eine der anspruchsvollsten Aufgaben für einen Rennfahrer...