Die Formel 1 macht Sommerpause. Genau der richtige Zeitpunkt für Motorsport-Magazin.com, um eine Bilanz zur bisherigen Saison zu ziehen. Nach 12 von 21 Rennen schauen wir, wie sich die Teams geschlagen haben. Bei Toro Rosso wurde dabei in der ersten Saisonhälfte ein Fahrer getauscht. Statt Max Verstappen fuhr nach vier Rennen Daniil Kvyat als Teamkollege von Carlos Sainz.

  • Fahrerwechsel zwischen Kvyat und Verstappen
  • 2015er Ferrari-Motor als Segen und Fluch
  • Kvyat nur mit zwei Punkten
  • Mehr als die Hälfte aller Rennen in den Punkten

Das Auto:

Einer der größten Vorteile für den Saisonbeginn 2016 könnte sich gegen Ende der Saison noch als großer Nachteil erweisen. Denn das Team wechselte im letzten Jahr von Renault zu Ferrari, bekommt von der Tradtionsmarke aus Maranello jedoch nur Aggregate aus dem letzten Jahr. Diese sind zwar zuverlässig, bekommen aber keine Upgrades mehr, sodass Toro Rossos Verbesserungen rein aus dem restlichen Auto kommen müssen.

Der STR11 fährt mit dem Ferrari-Motor des Vorjahres, Foto: Sutton
Der STR11 fährt mit dem Ferrari-Motor des Vorjahres, Foto: Sutton

Doch genau darin liegt eine der Stärken des Teams. Das Auto ist aerodynamisch effizient wie kein anderes Auto und die zahlreichen Updates bringen fortlaufende Fortschritte. Kein Wunder also, dass Toro Rosso in dieser Saison mehr Punkte pro Rennen holen konnte als im vergangenen Jahr, wo die erste Saisonhälfte durch zahlreiche Ausfälle geprägt war. Denn während im letzten Jahr die Piloten in zehn Rennen bereits acht Ausfälle zu verzeichnen hatten, waren es in den ersten zwölf Rennen 2016 gerade einmal sechs.

20152016
Punkte zur Pause (2016 zwei Rennen mehr) 31 45
Punkte/Rennen zur Pause 3,1 3,75
Bestes Ergebnis 4 6
WM-Position zur Pause 7 6
WM-Position am Ende 7
Siege zur Halbzeit 0/12 0/12
Podien zur Halbzeit 0/24 0/24

Die Fahrer:

Carlos Sainz Jr. ist für Toro Rosso eine Bank. Der Spanier fuhr in den zwölf Rennen bisher 30 Zähler ein. Zwar konnte er zu Beginn der Saison mit seinem Teamkollegen Max Verstappen nicht mithalten, so hatte er nach dem Fahrerwechsel gegen Daniil Kvyat die Nase deutlich vorne. Durch seine konstanten Punkte sicherte Sainz dem Team den sechsten Platz in der Konstrukteurswertung vor der Sommerpause.

Von zwölf Rennen punktete Sainz nur viermal nicht und auch sein bestes Ergebnis kann sich mit dem von Max Verstappen aus den ersten vier Rennen messen. Er hat also bewiesen, dass er Chancen nutzen kann. Fraglich ist, wie er weiter abgeschnitten hätte, wenn Max Verstappen bei Toro Rosso geblieben wäre. Fakt ist: Er hätte sich keinesfalls verstecken müssen.

Kvyat holte bei Toro Rosso nur zwei Punkte, Foto: Sutton
Kvyat holte bei Toro Rosso nur zwei Punkte, Foto: Sutton

Nach nur vier Rennen wurde Daniil Kvyat trotz einer Podestplatzierung in China vom Red-Bull-Piloten zum Fahrer für Toro Rosso degradiert, nachdem er in Russland gleich zweimal mit Sebastian Vettel kollidiert war. Gleich beim darauffolgenden Rennen in Spanien holte der russische F1-Pilot zwar gleich wieder einen Punkt, kam aber vier Plätze hinter seinem Teamkollegen ins Ziel.

Die darauf folgenden Rennen wurden geprägt durch Pech und fehlende Motivation. Erst nach vier Rennen ohne Punkte, davon drei Ausfälle, konnte Kvyat in Großbritannien wieder einen Punkt erringen, war aber dennoch erneut hinter seinem Teamkollegen, den er im Rennen nicht ein einziges Mal schlagen konnte. Bei Red Bull gelang es ihm immerhin einmal, den Teamkollegen hinter sich zu lassen.

Max Verstappen hatte bereits in seiner Debütsaison im letzten Jahr gezeigt, dass er ein hervorragender Fahrer ist. Doch Red Bull gönnte dem Niederländer eine zweite Saison beim kleinen Schwesterteam. Doch durch seine guten Leistungen, er fuhr in den ersten drei Rennen dreimal in die Punkte und fuhr mit Platz sechs das beste Teamergebnis des Jahres ein, qualifizierte er sich für den vorzeitigen Aufstieg, nachdem Daniil Kvyat degradiert wurde. Bei Red Bull lief er dann erst zu Höchstform auf.



Carlos Sainz Jr. Daniil KvyatMax Verstappen
Punkte 30 2 13
WM-Position 11 14 6
Quali-Duell Verstappen/Sainz 1 3
Quali-Duell Kvyat/Sainz 6 2
Durchschnittliche Startposition 10,17 (o. Strafen)
11 (m. Strafen)
13 (o. Strafen)
13,63 (m. Strafen)
8,25 (o. Strafen)
8,25 (m. Strafen)

Das Team:

Die Scuderia Toro Rosso startet wieder mit Ferrari-Motoren und ist damit erneut erfolgreich. Mit bislang 45 Zählern ist das Team von Franz Tost auf bestem Wege, einen neuen Teamrekord aufzustellen. Dabei hat das Team nach vier Rennen mit Max Verstappen seinen stärkeren Fahrer an das große Schwesterteam Red Bull verloren und Daniil Kvyat kommt einfach nicht in Fahrt. 2 Punkte sind im Vergleich zu 26, die Carlos Sainz Jr. in der gleichen Zeit einfuhr, einfach zu wenig.

Dennoch arbeitet Toro Rosso konzentriert weiter und setzt auch sein Vertrauen in den jungen Russen. Auch Red Bulls Dr. Helmut Marko räumt Kvyat die zweite Chance ein. "Kvyat braucht nur ein, zwei gute Rennen, damit er das Selbstvertrauen wieder zurückbekommt", sagte Marko Motorsport-Magazin.com.



Ausblick 2. Hälfte:

Nach der Sommerpause könnte es für Toro Rosso um einiges schwieriger werden. Die Konkurrenz dürfte bald Motorenupgrades bekommen, die beim Team aus Faenza ausbleiben werden, da Ferrari den letztjährigen Motor für einen Kunden nicht weiterentwickelt. Entsprechend dürfte es schwieriger werden, die gute erste Saisonhälfte so fortzusetzen. Umso ärgerlicher ist das, weil McLaren von aufholt und nach einem eher schwachen Saisonstart jetzt punktet.

Der Angriff nach vorne auf Force India wird ohne ein Wunder ganz ausgeschlossen sein, da das indische F1-Team bereits 36 Zähler Vorsprung hat und in den letzten Rennen deutlich besser punkten konnte. In den letzten neun Rennen wird es also vorrangig darum gehen, den knappen Vorsprung von drei Punkten auf McLaren zu vergrößern oder mindestens zu halten.

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Meinungen zur ersten Toro Rosso-Hälfte

Motorsport-Magazin.com meint:
Toro Rosso hat sich in der ersten Saisonhälfte stark gezeigt, allerdings ist davon auszugehen, dass das Team mit den nächsten Motorupdates der Konkurrenz zurückgereicht wird. McLaren liegt eh schon nur noch drei Zähler zurück und wenn Haas endlich das Auto versteht, wird auch das us-amerikanische Team noch ein ernstzunehmender Gegner für das Team aus Faenza. Allerdings könnte es schon helfen, wenn Daniil Kvyat aus seiner Schockstarre nach der Degradierung erwacht und die Ergebnisse einfährt, die ihn zu Red Bull brachten. Dass er Rennen fahren kann, hat er in China eindrucksvoll gezeigt. Wenn er diese Leistung jetzt freisetzen kann, wird es eine gute zweite Saisonhälfte.