Die Formel 1 macht Sommerpause. Genau der richtige Zeitpunkt für Motorsport-Magazin.com, um eine Bilanz zur bisherigen Saison zu ziehen. Nach 12 von 21 Rennen schauen wir, wie sich die Teams geschlagen haben. Nach der katastrophalen Saison 2014 ist bei McLaren-Honda eine deutliche Steigerung erkennbar. Von Podestplätzen oder gar Siegen ist das Team aber immer noch weit entfernt.

  • McLaren hat großen Schritt gemacht
  • Alonso und Button sind regelmäßige Punktekandidaten
  • Zweite Startreihe für Button in Österreich
  • Bestes Ergebnis: Rang fünf für Alonso in Monaco

Das Auto:

Zumindest aus Sicht des Teams ist klar: Chassis top, Motor ausbaufähig. Fernando Alonso sprach sogar bereits vom besten Chassis, das er je gefahren sei. Honda dagegen hat noch immer mit der Power Unit zu kämpfen, der Rückstand auf die Aggregate der Konkurrenz ist weiterhin groß. Doch Fortschritte gegenüber dem Vorjahr sind klar erkennbar. Auch im Bereich Zuverlässigkeit geht es voran, wenngleich nur fünf gemeinsame Zielankünfte in elf gemeinsamen Rennen zu wenig sind. Auf der Geraden sind Alonso und Button zudem noch immer leichte Beute.

Gegen die Konkurrenz hat Alonso im Zweikampf meistens das Nachsehen, Foto: Sutton
Gegen die Konkurrenz hat Alonso im Zweikampf meistens das Nachsehen, Foto: Sutton

Wie bereits das Modell aus dem Vorjahr zeichnet sich der MP4-31 durch ein radikales "Size-Zero"-Konzept aus. Was den Motorentechnikern Probleme bereitet, ist für die Aerodynamiker ein Genuss. Dass der Bolide auf Strecken mit vielen Kurven gut funktioniert, zeigte Fernando Alonso mit Rang fünf in Monaco sowie Platz sieben in Ungarn. Jenson Button bewies im verregneten Qualifying von Spielberg, wo er Fünfter wurde und sensationell gar von Rang drei startete, die Qualitäten des Autos.

20152016
Punkte zur Pause (2016 zwei Rennen mehr) 17 42
Punkte/Rennen zur Pause 1,7 3,5
Bestes Ergebnis 5 5
WM-Position zur Pause 9 7
WM-Position am Ende 9
Siege zur Halbzeit 0/10 0/12
Podien zur Halbzeit 0/20 0/24

Die Fahrer:

Das Fahrerduo blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert, die beiden Routiniers Fernando Alonso und Jenson Button greifen für McLaren ins Lenkrad. Alonso zeigte bislang vor allem im Qualifying seine Klasse. Gegenüber Button führt er mit 8:3 im direkten Duell. Darüber kann auch Startplatz drei des Briten in Österreich nicht hinwegtäuschen. Mit dem fünften Platz in Monaco fuhr Alonso zudem das bislang beste Saisonergebnis für McLaren ein. Wie im vergangenen Jahr musste der Spanier aber bereits ein Rennen auslassen. Nach seinem schweren Unfall beim Saisonauftakt in Australien wurde er für den Bahrain GP nicht rechtzeitig fit. Stoffel Vandoorne vertrat ihn - und fuhr in der Wüste in seinem ersten Formel-1-Rennen überhaupt direkt in die Punkte.

Für Jenson Button könnte nach 2016 Schluss sein bei McLaren, Foto: Sutton
Für Jenson Button könnte nach 2016 Schluss sein bei McLaren, Foto: Sutton

Jenson Button ist mit seinen 36 Jahren zusammen mit Kimi Räikkönen der Methusalem der Formel 1. Doch von Rost keine Spur. Der Brite zog zwar bislang im direkten Duell gegen Fernando Alonso den Kürzeren, konnte aber vereinzelt für Highlights sorgen. Zudem ist auf Button stets Verlass, wenn es um Entertainment geht. Seine Funksprüche sind immer wieder grandios. Auf der Strecke ist Button auch deshalb ein ganz wichtiger Faktor, weil er sowohl über die notwendige Erfahrung verfügt, als auch im Umgang mit den Reifen ein besonderes Gespür hat. Dennoch gilt Button als Streichkandidat bei McLaren, 2017 könnte Stoffel Vandoorne sein Cockpit übernehmen.

Fernando Alonso Jenson Button
Punkte 24 17
WM-Position 13 15
Quali-Duell 8 3
Durchschnittliche Startposition 11,6 (o. Strafen)
11 (m. Strafen)
12,6 (o. Strafen)
12,2 (m. Strafen)

Das Team:

Zu Beginn des Jahres kündigte McLaren eine Veränderung in der Chefetage an. Der bisherige CEO Jonathan Neale übernimmt den Posten als COO, sein Nachfolger wird Jost Capito. Aktuell ist Capito allerdings noch in seiner Rolle als Motorsport-Direktor von Volkswagen tätig. Er wird den Posten bei McLaren erst antreten, wenn die Wolfsburger einen Nachfolger für ihn gefunden haben.

Im Alltagsgeschäft des Rennteams fungiert weiterhin Eric Boullier als Renndirektor, der mit Ron Dennis jedoch einen äußerst wachsamen Vorgesetzten hat. Dennis ist der starke Mann bei McLaren, ohne ihn läuft nichts. Im technischen Bereich ist Tim Goss der führende Kopf, dem Matt Morris als Director of Engineering zuarbeitet. Chefingenieur ist Peter Prodromou. Neil Oatley, seit über 25 Jahren bei McLaren dabei, ist Leiter der Designabteilung.

Ausblick 2. Hälfte:

Wie die meisten Teams auch, richtet sich der Blick von McLaren bereits auf 2017. Doch der Aufwärtstrend vor der Sommerpause, der das Team in drei der vergangenen vier Rennen in die Punkte brachte, soll ausgebaut werden. Mit Spa und Monza warten noch Strecken, auf denen McLaren keine Rolle spielen wird, in Singapur dagegen könnte ein weiteres starkes Resultat winken. Drei Punkte haben die Briten Rückstand auf Toro Rosso. Sollte das Nachwuchsteam von Red Bull - bei Stärken und Schwächen ähnlich aufgestellt - noch eingeholt werden, ist das Maximum erreicht.

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Meinungen zur ersten McLaren-Hälfte

Motorsport-Magazin.com meint:
McLaren hat sich von der Lachnummer der vergangenen Saison wieder zu einem ernstzunehmenden Gegner entwickelt, zumindest im Kampf um die Punkte. Von Siegen kann nach wie vor keine Rede sein. Doch der oft gepredigte Progress ist erkennbar. In den verbleibenden Rennen in dieser Saison geht es darum, weitere wichtige Erkenntnisse vor allem für Honda zu sammeln, damit die Japaner ihre Entwicklung weiter vorantreiben können. Die WM-Platzierung ist zweitrangig, wenngleich Rang sechs ein ordentliches Ergebnis wäre. In erster Linie geht es aber darum, Anlauf zu nehmen, um 2017 wieder um die vorderen Plätze kämpfen zu können.