Zum Heimrennen seines Teams reist Frederic Vasseur mit einem neuen Titel an: Er darf sich nun offiziell Teamchef nennen, auch wenn er diese Position faktisch schon seit Saisonbeginn bekleidet hat. An seiner Herangehensweise werde das nichts ändern, erklärte der Franzose, aber seine Rolle im Renault Sport F1 Team sei nun geklärt und gestärkt. Vasseur wird weiterhin bei allen Rennen vor Ort sein, zusätzlich jedoch das Tagesgeschäft in der Renault-Motorenfabrik Viry-Chatillon leiten.

Das letzte Rennen: Ungünstiges Safety Car

Der Österreich Grand Prix endete für Renault zwar ohne Punkte, gab jedoch Anlass zur Hoffnung. Zum einen waren die Fahrer mit dem R.S.16 deutlich zufriedener als bei den letzten Rennen auf Stadtkursen. Zum anderen machte das Team das Safety Car als Hauptursache für die verpassten Punkte aus und nicht etwa fehlende Pace. Beide Renault-Piloten befanden sich auf einer Zwei-Stopp-Strategie und hatten ihren ersten Reifenwechsel bereits absolviert, als Bernd Mayländer auf die Strecke kam.

"Österreich hat gezeigt, dass das Auto nicht so schlecht ist, wie es bei den letzten Rennen auf Stadtkursen aussah - es ist kein Geheimnis, dass wir dort zu kämpfen hatten", sagte Kevin Magnussen. "Wenn das Safety Car in Spielberg zu einem anderen Zeitpunkt gewesen wäre, hätten wir es in die Top-10 schaffen können", meinte Teamkollege Jolyon Palmer.

Die Neuerungen: Kleine Updates

Nick Chester kündigt für das Heimrennen des ehemaligen Lotus-Teams 'ein paar kleine Updates' an. Viel Neues wird nicht ans Auto kommen, weil zum einen die Zeitspanne zwischen den Rennen in Österreich und Großbritannien gering ist und zum anderen in der nächsten Woche zwei Testtage anstehen.

Der Fokus liegt bei Renault bereits klar auf der Saison 2017. "Wir befinden uns in dem Stadium, in dem wir das Chassis definieren, uns die Kühlung und das Aufhängungslayout ansehen und im Windkanal die Karosserie entwickeln", erklärte Chester. "Das Programm hat sich deutlich in Richtung 2017 verschoben und wir arbeiten mit unseren Kollegen aus der Power-Unit-Abteilung alles durch."

Zunächst aber gilt es, für Silverstone das Auto so abzustimmen, dass es in den schnellen Kurven stabil ist und nicht zu stark untersteuert. Zudem muss der R.S.16 mit den welligen Streckenabschnitten gut zurechtkommen. Im ersten Freien Training wird Nachwuchsfahrer Esteban Ocon anstelle von Magnussen zum Einsatz kommen. Zuletzt hatte er Palmer im ersten Freien Training zum Spanien GP ersetzt.

Die Erwartungen: Einzug in Q2 und Punkte

"Das Layout sollte unserem Auto besser liegen als die Stadtkurse, die uns schon viel Ärger bereitet haben. Zudem haben wir über das Wochenende in Österreich hinweg solide Fortschritte gemacht", zeigte sich Vasseur zuversichtlich. "Wenn wir nur etwas mehr aus dem Auto herausholen können, dann können wir es in Q2 schaffen und wären für das Rennen näher an den Punkterängen", meinte Palmer. Auch Magnussen, der 2014 in McLaren-Diensten in Silverstone punkten konnte, hofft auf Zählbares. Renault konnte in dieser Saison erst ein einziges Mal punkten: Beim Russland GP sprangen sechs Zähler heraus.

Die Statistik: Renault beim Großbritannien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Renault (+ Lotus) 2 (+8) 3 (+10)3 (+4)5 (+15) 65 (+166)902 (+3.348)
Kevin Magnussen - --- 6-
Jolyon Palmer - --- --

Renault/Lotus in Silverstone: Lotus feierte in den 60er Jahren in Silverstone drei Siege durch Jim Clark. Hinzukamen sechs Podestplätze verteilt auf die 60er, 70er und 80er Jahre. Doch diese Zeiten sind längst vorbei und mit dem ursprünglichen Lotus-Team hat das 2016 wiedererweckte Werksteam wenig zu tun. In der jüngeren Vergangenheit fuhr Lotus mit Kimi Räikkönen zwei fünfte Plätze als beste Ergebnisse ein.

Magnussen in Silverstone: 2014 konnte der Däne in Diensten von McLaren als Siebter punkten. In den Nachwuchsserien war Magnussen in Silverstone deutlich erfolgreicher. In der britischen Formel 3 gelang ihm 2011 das Tripel aus Pole Position, schnellster Runde und Sieg. 2012 gelangen ihm in der Formel Renault 3.5 ein Sieg und ein Podestplatz.

Palmer in Silverstone: Auch wenn der Brite sein Formel-1-Debüt in Silverstone gibt, kennt er die Strecke doch in- und auswendig. Mit 15 bestritt Palmer sein erstes Rennen auf dem Traditionskurs und stand in jeder Nachwuchsserie auf dem Podium - die oberste Stufe mit eingeschlossen.

Die Prognose: Zweiter Punktesegen der Saison

  • Aufwärtstrend in Österreich
  • Abseits der Stadtkurse funktioniert das Auto besser
  • Launisches Wetter kann für Chaosrennen sorgen

Motorsport-Magazin.com meint: Bei normalem Rennverlauf mit nur wenigen Ausfällen und Ausrutschern mag es für Renault nach wie vor schwierig sein, in die Punkte zu kommen. Aber in Silverstone geht es in punkto Wetter gerne einmal drunter und drüber. Die Vorhersagen lassen auch dieses Jahr die Hoffnungen der Mittelfeldteams auf ein Chaosrennen steigen. Sofern das Timing passt - Stichwort Safety Car in Spielberg - kann Renault profitieren und in die Punkte fahren. Einen Schwachpunkt gibt es bei dieser Rechnung allerdings: Die Fahrer hatten in dieser Saison bisweilen Schwierigkeiten, das Auto von Mauern fernzuhalten...(Annika Kläsener)