Gecrashte Autos und Gullideckel repariert, Stinkefinger wieder eingefahren - weiter ging es in Monaco mit dem zweiten Freien Training der Formel 1. Und erneut Monaco-typisch turbulent: Leitplanken-Kontakt ohne Ende, Rettungsmanöver in Notausgänge und verpatzte Schikanen - all inclusive. So lief Session zwei in Monte Carlo:
Die Platzierungen: Lewis Hamilton verbesserte bereits früh seine Bestzeit aus dem ersten Training - und das nur auf dem Supersoft. Mit den Ultrasofts unterbot Daniel Ricciardo die Hamilton-Runde wenig später mühelos. Mit seiner 1:15.015 Minuten war der Red Bull schon schneller als Hamiltons Pole-Zeit aus dem Vorjahr. Mit einer 1.14:607 legte der Australier in der zweiten Hälfte noch einmal nach - nur eine Sekunde über dem absoluten Streckenrekord. "Ricciardo hat da eine seiner tollen Quali-runden hingelegt", lobt Red Bulls Helmut Marko.
Hamilton, auf P2, fehlten am Ende sechs Zehntel auf Ricciardo, Nico Rosberg dahinter schon neun Zehntel, Max Verstappen auf P4 knapp eine Sekunde. Mit Kimi Räikkönen schaffte es der beste Ferrari auf Rang sieben. Sebastian Vettel beendete die Session auf P9. Nico Hülkenberg wurde Elfter, Pascal Wehrlein Letzter.
Ergebnis des 2. Trainings in Monaco
Die Zwischenfälle: Nach dem turbulenten Vormittag dauerte es am Nachmittag nur zwei Minuten bis zur ersten Gelbphase - Felipe Nasr war in Kurve eins in die Auslaufzone zur Sainte Devote geraten, crashte seinen Sauber aber nicht. Anders Romain Grosjean, der ausgangs des Tunnels die Kontrolle über seinen Haas verlor und rechts in die Leitplanke krachte - virtuelles Safety Car.
"Ich hatte plötzlich keine Kontrolle mehr, keine Ahnung. Könnte ein Reifeschaden gewesen sein", funkte Grosjean. Er könnte allerdings genauso gut auch einfach auf einer Bodenwelle aufgesetzt sein. Der Franzose schaffte es jedenfalls, seinen Boliden zurück an die Box zu retten.
Das schaffte Rio Haryanto nicht. Der indonesische Rookie hatte sich an derselben Stelle wie Grosjean einen Crash geleistet. Sein in der Schikane gestrandeter Manor verursachte ein zweites Virtual Safety Car.
Nach einer kleinen Einschlag-Pause erwischte es schließlich auch Sebastian Vettel. In Kurve fünf drehte er seinen Ferrari mit dem Heck voran in die Leitplanke, konnte aber weiterfahren. "Ich habe den Heckflügel beschädigt, bereitet einen neuen vor", funkte der Deutsche.
Wenig später touchierte Vettel auch noch die Leitplanke nach Kurve eins und beschädigte eine Felge. Schließlich erwischte es Kevin Magnussen. Der Däne krachte seinen Renault in der letzten Kurve in die Mauer - dreifach gelb nennt man das bei einem Renault dann wohl.
Neben diesen Crash-Highlights bot die Session etliche Ausrutscher neben die Strecke quer durchs gesamte Feld. Daniel Kvyat sorgte unterdessen für ein kleines Pendant zum Ricciardo-Stinkefinger in Session eins: "Das war überhaupt nicht nett, absolut keinen Respekt" beschwerte sich der Russe am Funk über Felipe Massa. Der Williams-Pilot hatte den Toro Rosso in der Rascasse aufgehalten. Kurios: Kurz vor Sessionende rutschte in der Mercedes-Garage ein Wagenheber weg und schlug ein Loch in die Nase des Hamilton-Silberpfeils.
Die Wundenlecker: Felipe Massa musste nach seinem Crash im ersten Training noch auf Reparaturarbeiten an seinem Williams FW38 warten, ehe er nach rund 30 Minuten ins Geschehen eingreifen konnte. Genauso erging es Jolyon Palmer bei Renault. Der Brite konnte den Dienst allerdings erst eine halbe Stunde vor Ende der Session wieder aufnehmen.
Das Wetter: Wie bereits am Morgen zeigte sich Monaco auch im für die Rennbedingungen aussagekräftigeren zweiten Training von seiner milden Wetter-Seite. Weder Kälte noch Hitze im Fürstentum. Die Nachmittagssessions ging bei rund 20 Grad Celsisus Luft- und 35 Grad Asphalttemperatur über die Bühne. Diesmal etwas weniger Wolken.
Die Analyse: Durch die Leitplanke geht es nicht. Das mussten inzwischen schon einige (prominente) Piloten feststellen. Ist es Verzweiflung? Mercedes und Red Bull erscheinen jedenfalls für alle anderen ziemlich außer Reichweite. Auch Ferrari: Sowohl Räikkönen als auch Vettel rutschten heftig um den Kurs, Letzterer schlug sogar leicht an.
Die Scuderia konzentrierte sich bei ihren Longruns allerdings lange Zeit auf härtere Reifenmischungen, was zumindest einen Teil der Rutschpartie erklärt. Aber eben nur einen Teil ... "Auf so einer Strecke schauen wir auf Mercedes und nicht so sehr auf Ferrari", sagt Red Bulls Marko. Ferrari hat offenbar eine richtig arbeitsreiche Nacht vor sich.
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