Wird Red Bull jetzt zum ernsthaften Mercedes-Konkurrent, der nicht nur auf einen Ausfall der beiden Silberpfeile hoffen muss? Schon in China und Barcelona zeigte Red Bull, dass Ferrari als größter Mercedes-Konkurrent vor der Ablöse steht. Aus eigener Kraft aber waren die überlegenen Silberpfeile nicht einmal annährend in Reichweite.

Doch das könnte sich ändern: Nach dem Überraschungssieg von Max Verstappen beim Spanien GP - der durch den Mercedes-Crash ermöglicht wurde - testete Renault im Red Bull und im Werksteam bei den anschließenden Testfahrten eine neue Motorenausbaustufe.

Dabei handelt es sich nicht nur um eine kleine Verbesserung, sondern um eine richtige B-Spec. Das erste Feedback der Piloten war durchwegs positiv. "Die Fahrbarkeit ist besser", meinte Kevin Magnussen. "Die Leistung spüre ich im Cockpit nicht so - man merkt nicht, ob man mit 330 oder mit 333 Stundenkilometer auf der Geraden fährt. Die Ingenieure aber werden das sehen."

Renault: Mehr Leistung, weniger Verbrauch

Und auch das Urteil der Ingenieure ist positiv. "Das Update macht den Verbrennungsmotor stärker und gleichzeitig effizienter - das führt zu einem Zeitgewinn von rund einer halben Sekunde pro Runde", erklärt Renaults Motorenchef Remi Taffin. Auf welche Strecke sich die halbe Sekunde bezieht, lässt Taffin jedoch offen. Trotzdem: Mit einer halben Sekunde könnte Red Bull zum ernsthaften Mercedes-Konkurrenten avancieren.

Wird Red Bull dank dem Motoren-Update zum Mercedes-Killer?, Foto: Sutton
Wird Red Bull dank dem Motoren-Update zum Mercedes-Killer?, Foto: Sutton

Die Verbesserung bringt Red Bull nicht nur pure Motoren-Performance, sondern auch Freiheiten bei der Abstimmung. Aktuell muss Red Bull die Flügel flach stellen, um das Leistungsdefizit auszugleichen. Das kostet in den Kurven Performance. Sollte von Renault tatsächlich der versprochene Sprung kommen, würde Red Bull doppelt gewinnen.

Die B-Spezifikation zeigt auch, wie die Token-Regelung überbewertet wurde. Renault ändert am Motor hauptsächlich den Brennraum und den Zylinderkopf. Diese Änderungen kosten zusammen fünf Token. Für das ganze Jahr stehen den Herstellern insgesamt 32 Token zur Verfügung.

Wie Motorsport-Magazin.com bereits berichtet, soll es sich beim Update aber nicht um eine Brennkammer mit speziellen Zündkerzen handeln. Solche Zündkerzen mit Vorkammerzündung setzen zur Zeit nur Mercedes und Ferrari ein. Dabei wird ein fettes Gemisch zunächst in der Mini-Brennkammer um die Zündkerze herum entzündet. Diese Explosion zündet dann das magere Benzin-Luftgemisch im Brennraum.

Neuer Motor mit Brasilien-Zylinderkopf

Der neue Zylinderkopf, den Renault in Spanien testete, ist ein alter Bekannter: Bereits beim Brasilien GP 2015 testete Daniel Ricciardo dieses Bauteil - allerdings mit wenig Erfolg. Zusammen mit dem damaligen Turbolader konnten die Ingenieure noch nicht sein volles Potential ausschöpfen. Zusammen mit dem Turbolader, der seit Anfang der Saison im Einsatz ist und den überarbeiteten Brennräumen soll der Zylinderkopf jetzt die volle Performance bringen.

Wann das Update kommt, ist derzeit noch fraglich. Renault ist in diesem Jahr bislang Zuverlässigkeits-König. Weder Red Bull, noch das Werksteam haben bislang ihre zweiten Einheiten von Verbrennungsmotor, Turbolader, MGU-H oder MGU-K benutzt.

Der planmäßige Zykluswechsel würde erst beim übernächsten Rennen in Kanada anstehen. Allerdings versuchen die Franzosen nach dem erfolgreichen Test das Update nun schon in Monaco zu bringen. "Wenn wir die Power Units bis Monaco zusammen haben und vollständig validiert haben, werden wir die, die verfügbar sind, bei diesem Rennen benutzen", verspricht Taffin. Ob das Werksteam oder Red Bull zuerst in den Genuss kommen würde, ist unklar.