Sauber hat in Imola einen großen Schritt nach vorne gemacht. Hatten Sie selber damit gerechnet?

Willy Rampf: Ja, durchaus. Wir wussten aufgrund unserer Messungen im Windkanal, dass wir deutliche Fortschritte erwarten konnten, aber der effektive Gewinn war dann noch größer, als wir angenommen hatten.

Ging es dabei ausschließlich um Aerodynamik?

Willy Rampf: Größtenteils ja. Wir hatten eine Reihe von aerodynamischen Modifikationen gemacht, die wichtigste war zweifelsohne die schlankere, tiefer hinuntergezogene Heckverkleidung. Das hat die Aerodynamik des Autos erheblich verbessert. Wir messen deutlich mehr Abtrieb bei nur geringfügig mehr Widerstand. Auch die Stabilität beim Bremsen hat von den Änderungen profitiert.

Kann man ab jetzt Sauber bei allen Rennen auf diesem Level erwarten?

Willy Rampf: Da bin ich vorsichtig. Wir haben uns zwar erheblich gesteigert, aber Imola ist eine spezielle Strecke. Zudem waren wir eines der wenigen Teams, die vor der Saison in Imola testeten und damit eine gute Grundabstimmung hatten. Das hat gewiss geholfen. Ich denke, dass wir nach dem Rennen in Barcelona ein klareres Bild haben. Aber auf jeden Fall scheint sich die Hierarchie in der Formel 1 wieder zu "normalisieren", nachdem sie in den ersten Rennen doch etwas durcheinander geraten war.

Wie erklären Sie Ihren schwierigen Start in die Saison?

Willy Rampf: Wenn das Reglement von einem Jahr aufs andere gleich bleibt, kann man in die Richtung weiter arbeiten, die man kennt. Für die Saison 2005 gab es jedoch tiefgreifende Änderungen bei der Aerodynamik, so dass man gezwungen war, Dinge grundsätzlich zu untersuchen. Wir wollten ein Auto bauen, das von seiner Grundform her beste Voraussetzungen bietet. Ein sichtbares Resultat dieser Arbeit sind die stark eingezogenen Seitenkästen des C24. Das brauchte jedoch Zeit. Weil wir unseren Windkanal meistens nur einschichtig nutzen, hatten wir gegenüber den Topteams, die alle drei Schichten fahren, einen gewissen Rückstand. Wir sind jetzt aber in der Phase, in der wir uns auf Detailverbesserungen konzentrieren können, und wir kommen dabei ganz gut voran.

Kann man jetzt weitere Schritte wie in Imola erwarten?

Willy Rampf: Das wäre zwar schön, aber wohl nicht ganz realistisch. Der Schritt, den wir in Imola machten, entspricht in etwa jenem, den wir letztes Jahr in Silverstone erzielen konnten. Wir werden jetzt den eingeschlagenen Weg weiter gehen und versuchen, bei jedem Rennen neue Aerodynamik-Teile einzusetzen. Ich bin überzeugt, dass im C24 sehr viel Potenzial steckt, das wir nun Schritt für Schritt weiter ausschöpfen können.

Wie läuft die Kooperation mit Michelin?

Willy Rampf: Die Zusammenarbeit mit Michelin ist äußerst produktiv. Michelin stellt nicht nur wettbewerbsfähige Reifen her, sondern pflegt auch eine sehr offene Kommunikation, von der wir viel profitieren. Es ist für uns deshalb meist einfach, an einem Rennwochenende die richtige Wahl zwischen den zwei Spezifikationen zu treffen. Dennoch haben wir Nachholbedarf, wenn es um die optimale Nutzung der Reifen unter bestimmten Bedingungen, etwa bei extremer Hitze, geht. Aber das ist primär eine Frage der Erfahrung im Umgang mit den Reifen, und da lernen wir bei jedem Test und Rennen dazu.

Und der C24 wurde ja auch nicht für Michelin-Reifen entwickelt.

Willy Rampf: Das ist richtig. Die Michelin-Entscheidung fiel ja zu einem Zeitpunkt, als die Entwicklung des C24 bereits weit fortgeschritten war. Es ist in der Tat so, dass die Michelin-Reifen in Bezug auf Aufhängungsgeometrie oder Gewichtsverteilung andere Vorgaben verlangen. Da müssen wir zurzeit mit einem Kompromiss leben. Ich will das Ganze jedoch nicht überbewerten. Aber im Hinblick auf den C25 gibt es da bestimmt noch Verbesserungspotenzial.