Die Formel 1 hat sich am Sonntag des Bahrain GP mit der Entscheidung um ein Qualifying-Format ein Stück weiter lächerlich gemacht: Nachdem die Teamchefs schon am Tag des Australien GPs einstimmig dafür votierten, auf das 2015er Qualifying-Format zurückzugehen, stellte die FIA diese Variante bei der offiziellen Abstimmung gar nicht zur Wahl, weshalb in Bahrain noch einmal darüber beraten werden musste.

Doch statt aus dem Fehler zu lernen, hat die FIA eine Rückkehr zum alten Format wieder nicht zur Wahl gestellt. Um Punkt 12:00 Uhr Ortszeit kamen die Teamchefs aller elf Teams - Monisha Kaltenborn wurde durch Beat Zehnder vertreten -, Bernie Ecclestone, Jean Todt und Pirelli Motorsportchef Paul Hembery zusammen.

Teams analysieren neuen Vorschlag bis Donnerstag

Nach mehr als 90 Minuten Diskussion die Ernüchterung. "Wir haben nichts entschieden", sagte Toto Wolff, der leicht resigniert aus dem Meeting kam. "Es gab verschiedene neue Vorschläge, die wir jetzt erst analysieren müssen." Mit den Analysen haben die Teams noch bis Donnerstag kommender Woche Zeit, dann wird darüber abgestimmt.

Die FIA warf ein komplett neues Qualifying-Format in den Raum. Wie das genau aussehen soll, darüber schweigen die Beteiligten noch. Laut Williams Teamchefin Claire Williams soll es sich dabei nicht um eine Hybrid-Lösung handeln, sondern um ein komplett anderes Format. Eine verrückte Idee sei es aber nicht, wie sie Motorsport-Magazin.com bestätigte. "Es ist ein gut durchdachter Vorschlag, mit dem die FIA gekommen ist."

Angesichts der Quali-Diskussion schlägt nicht nur Sebastian Vettel die Hände über dem Kopf zusammen, Foto: Sutton
Angesichts der Quali-Diskussion schlägt nicht nur Sebastian Vettel die Hände über dem Kopf zusammen, Foto: Sutton

Inzwischen ist zu hören, dass der neue Vorschlag die Addition zweier Runden vorsieht, gepaart mit dem alten Qualifying-Format von 2015. Somit wären die Piloten gezwungen, in jedem Qualifikations-Segment mindestens zwei schnelle Runden zu setzen.

Hier stellt sich allerdings die Frage, wie die Reifen-Problematik gelöst werden könnte. Für sechs Runs mit den weichsten Reifen reichen die Sätze gar nicht aus. Mercedes könnte dann beispielsweise zwei Rundenzeiten mit einem Satz in Q1 setzen und hätte dann im Q3 möglicherweise als einziges Team noch zwei frische Sätze zur Verfügung. Dann wird Dominanz statt bestraft auch noch belohnt.

Ein andere Möglichkeit wäre es, mehr Reifensätze zu bringen. Pirelli ist von dieser Idee allerdings nicht begeistert. Motorsportchef Paul Hembery fordert einen besseren Umgang mit den aktuellen Ressourcen, noch immer werden Sätze unbenutzt zurückgegeben. Unter dieser Voraussetzung fällt es ihm schwer, Gefallen daran zu finden, noch mehr Reifen zu liefern.

Fraglich ist nur, warum die Rückkehr zum alten Format erneut nicht zur Diskussion stand. "Widerwille des Promoters und der FIA", meint Red Bull Teamchef Christian Horner. Toto Wolff stimmt zu: "Die FIA und der kommerzielle Rechteinhaber sagen, dass die 2015er Lösung nicht akzeptabel für sie sei, weil es nicht gut genug war - das müssen wir akzeptieren."

Teams einig: Keine Experimente mehr

Bernie Ecclestone geht es dabei nicht vorrangig um das Qualifikationsformat selbst, sondern vielmehr darum, die Startaufstellung etwas durcheinander zu bringen, um für mehr Spannung im Rennen zu sorgen.

Der neue Vorschlag der FIA allerdings würde genau das Gegenteil bewirken. Zwei Rundenzeiten zu addieren bedeutet nichts anderes, als den Durchschnitt zweier Zeiten zu nehmen. Im Schnitt werden Extreme ausgeglichen. Somit sind Ausrutscher und ein Durcheinanderwürfeln der Startaufstellung noch unwahrscheinlicher.

Immerhin eine gute Nachricht gibt es nach dem Gipfeltreffen in Bahrain für die Fans: "Die Kernbotschaft der Teams war: Bitte keine Experimente", so Wolff. Die seltene Einigkeit unter den Teams wurde nur leider von den Egos und der Sturköpfigkeit der FIA und des kommerziellen Rechteinhabers ausgebremst.