Er war beim Saisonstart der Formel 1 einmal mehr Pechvogel Nummer eins: Kimi Räikkönen schied durch einen Defekt an seinem Ferrari früh im Rennen aus. Doch selbst ohne den Schaden am SF16-H hätte des Rennen offensichtlich einen schlechteren Verlauf genommen, als es nach dem Raketenstart der Roten, wie Teamchef Maurizio Arrivabene jubelte, noch ausgehen hatte.

Ferrari verwachste die Strategie in Melbourne völlig, leistete sich gleich mehrere Fehler. Bei Sebastian Vettels zu spätem letztem Stopp klemmte obendrein ein Reifen, Räikkönen wurde beim ersten Stopp ebenfalls viel zu spät an die Box zitiert und allem voran wählte die Scuderia in der Rennunterbrechung nach dem Alonso-Crash mit den Supersofts an beiden Boliden den völlig falschen Gummi für den Restart. Eine Entscheidung, die Ferrari von vielen Seiten harte Kritik, sogar Häme, einbrachte.

Kimi Räikkönen jedoch verteidigt Ferrari. Natürlich habe man sich Gedanken darüber gemacht, was zu tun gewesen sei und nicht einfach blauäugig entscheiden. "Andere Autos haben einen andere Wahl getroffen und jetzt müssen wir sehen, was die beste Wahl gewesen wäre", sagt Räikkönen - wie zuvor schon Teamkollege Vettel. "In meinem Fall hätte es natürlich keinen Unterschied gemacht, weil wir ausgefallen sind", ergänzt der Finne. Räikkönen hatte seinen Ferrari kurz nach dem Restart mit in Flammen stehender Airbox abgestellt.

Pirelli jubelt über Strategie-Leckerbissen

Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery freut das ganze Thema derweil. Als Reifenhersteller habe man das Ziel, durch mehr Reifenauswahl mehr Würze in die Formel 1 zu bekommen, dem ersten Eindruck nach erfolgreich umgesetzt. Das hätten die höchst unterschiedlichen Reifenstrategien der Teams in Australien bewiesen.

"Die neuen Regeln haben geholfen, eine Reihe verschiedener strategischer Herangehensweisen zu eröffnen. Neun der 16 Autos im Ziel haben etwa alle drei angebotenen Mischungen verwendet, wobei wir unter den Top-6 fünf komplett unterschiedliche Strategien gesehen haben", sagt Hembery.

Räikkönen: Neue Reifenregeln noch nicht ganz klar

Einen Vorwurf richtet unterdessen Räikkönen weder wegen seines technisch bedingten Ausfalls noch wegen der Strategie an sein Team. "Dieses Jahr hast du bei den Reifen mehr Auswahlmöglichkeiten, deshalb ist es ein bisschen schwerer, auszuwählen und mit den dieses Wochenende auch noch schwierigen Bedingungen haben wir nicht wirklich gewusst, wie die Reifen arbeiten würden", sagt Räikkönen.

Darunter fasst der Iceman selbst seinen unerklärlich späten, ersten Boxenstopp als Ferrari den Finnen erst drei Runden nach seinem Teamkollegen an die Box beorderte. Danach war Räikkönen nicht mehr Zweiter, sondern Dritter hinter Nico Rosberg. "Während der Boxenstopps entscheidet das Team, sie können das ganze Bild sehen und wir sind dem Plan gefolgt. Das hat uns einen Platz gekostet, aber der Platz war sowieso schon verloren als Rosberg gestoppt hat und sofort an uns vorbeigezogen ist", erklärt Räikkönen. Tatsächlich hätte der Mercedes-Pilot dank einer extrem starken Outlap beinahe sogar den nur eine Runde später gestoppten Spitzenreiter Vettel am Boxenausgang abgefangen.

Ferrari ohne Schaden an der Power Unit

Kimi Räikkönen wird, abgesehen vom Punkteverlust in Australien, keinen Nachteil durch seinen Defekt haben, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen wird, abgesehen vom Punkteverlust in Australien, keinen Nachteil durch seinen Defekt haben, Foto: Sutton

Durch seinen Ausfall beim Australien GP blieb Räikkönens Rennen zumindest von den Folgen der strategischen Missgeschicke Ferraris unberührt - kein wirklicher Trost. Doch immerhin wird der Finne offenbar nicht unter weiteren Folgen des Flammen schlagenden Ferrari leiden. Die Power Unit soll der italienischen Autosprint zufolge wider Erwarten vieler Beobachter keinen Schaden genommen, es sich 'nur' um einen überhitzen Turbo gehandelt haben.

"Wenn wir in der Telemetrie ein Problem mit der Power Unit erkannt hätten, hätten wir Kimi gesagt, das Auto sofort abzustellen, statt ihn zurück in die Box kommen zu lassen", versicherte Teamchef Maurizio Arrivabene. Schon Räikkönen selbst hatte unmittelbar nach Rennende betont, er glaube nicht an einen Schaden der Power Unit, er habe keinen Leistungsverlust gespürt.