Herumdrucksen, Tiefstapeln und große Zurückhaltung herrschen in Barcelona bei Mercedes und Ferrari. Wenn man Spritladung, Testprogramm und viele weitere Faktoren nicht kenne, könnten keine wirklichen Schlüsse zum Kräfteverhältnis gezogen werden. So heißt es dieser Tage bei den Formel-1-Testfahrten immer wieder aus Kreisen der beiden Top-Teams.

Einer ihrer potentiell schärfsten Verfolger äußert sich diesbezüglich wesentlich deutlicher. "Die beiden Dinge, die man bis jetzt mit Sicherheit sagen kann, sind, dass Mercedes und Ferrari die Top zwei sind", sagt Daniel Ricciardo nach einer Rennsimulation und insgesamt 135 Runden am Mittwoch.

Doch dahinter werde es eng zugehen, erwartet der Pilot in Diensten von Red Bull Racing. Wo er gerade stehe mit seinem Team? "Etwas außerhalb meiner Box", scherzt Ricciardo erst breit grinsend im Pressebereich. Seine ernsthafte Einschätzung: "An Williams sind wir mehr oder weniger nah dran. Und dann der Rest, wer weiß? Toro Rosso all diese anderen Teams ... Es könnte sehr, sehr eng zugehen hinter Mercedes und Ferrari."

Eine Attacke auf die beiden Top-Teams? Schwer vorstellbar für den Australier. "Die Frage ist doch nur, wie weit vorne Mercedes und Ferrari sind", meint er jedenfalls. Klingt nicht nach realistischer Angriffschance für den dreimaligen GP-Sieger.

Daniel Ricciardo blickt optimistisch seinem Heimrennen-Saisonstart entgegen, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo blickt optimistisch seinem Heimrennen-Saisonstart entgegen, Foto: Sutton

Ricciardo glaubt fest an Renault-Aufschwung

Doch die Hoffnung hat Ricciardo nicht aufgegeben. "Ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das Testen läuft für uns bisher viel besser als es in den vergangenen beiden Jahren gewesen ist. Zuallererst freue ich mich aber einfach auf Racing und setzte nicht so viele Ziele, wo wir abschneiden wollen. Aber ich lasse mir meine Hoffnungen durch nichts nehmen. Ich werde das Wochenende einfach genießen", sagt der Australier mit Blick auf den Saisonstart Down Under. "Aber hoffentlich sind wir schon etwas weiter vorne dabei", ergänzt Ricciardo.

Im weiteren Saisonverlauf setzt er auf Renault, noch weitere Verbesserungen zu liefern. "Das ganze Team hat uns jede Menge Selbstvertrauen gegeben, dass wir in diesem Jahr noch größere Schritte mit der Power Unit finden", sagt Ricciardo. "Sie haben uns gesagt, in den ersten paar Rennen konservativ zu sein und nicht zu viel erwarten. Aber ich denke, wenn wir nach Europa kommen werden wir hoffentlich einen großen Schritt erhalten, der uns näher an die Spitze bringt."

Boxenstopps kann die Truppe von Red Bull zwar sowieso gut, dennoch wurde am Mittwoch lang geübt, Foto: Sutton
Boxenstopps kann die Truppe von Red Bull zwar sowieso gut, dennoch wurde am Mittwoch lang geübt, Foto: Sutton

Boxenstopps: Red Bull trainiert sein Steckenpferd weiter

Ricciardos Programm an diesem Mittwoch umfasste neben der Rennsimulation unterdessen langwierige Boxenstopp-Übungen am Vormittag. Auf einen Qualifying-Modus wie etwa Renault verzichtete Red Bull komplett. Entsprechend landete Ricciardo mit seinen Medium-Reifen in der Zeitentabelle auf dem sechsten Rang - mit knapp zwei Sekunden Rückstand hinter Spitzenmann Valtteri Bottas im mit Supersofts ausgestatteten Williams. Ein akzeptabler Rückstand für diese unterschiedlichen Reifen-Spezifikationen. Am Donnerstag übernimmt wieder Teamkollege Daniil Kvyat das Red-Bull-Cockpit, ehe Ricciardo den Test am Freitag abschließt.