Aufregung am Morgen des vorletzten Tages der Wintertests in Barcelona: Als Kimi Räikkönen um 09:00 Uhr die Ferrari-Garage verlässt, fällt der Blick aller Beobachter schnell auf den massiven schwarzen Karbon-Bügel, der sich über das Cockpit schwingt. Unschwer zu erkennen: Es handelt sich nicht um eine der zahlreichen Aeordynamik-Testvorrichtungen, sondern um einen Prototypen des Halo-Konzepts.

An diesem Konzept entwickelt die FIA bereits seit geraumer Zeit mit den Teams, um den Kopf des Fahrers besser schützen zu können. Der Heiligenschein soll vor allem vor losen Rädern und größeren herumfliegenden Teilen schützen, die für die letzten tödlichen Unfälle im Motorsport verantwortlich waren.

Kimi Räikkönen drehte mit dem schwarzen Bügel allerdings nur die Installationsrunde, anschließend war das Cockpit des SF16-H wieder offen. Maurizio Arrivabene zu Motorsport-Magazin.com: "Es ist sehr leicht. Wir wollten testen, wie die Sicht des Fahrers mit diesem Aufsatz beeinträchtigt wird."

Der Finne gab nach seiner Installationsrunde Entwarnung: "Der erste Eindruck des Sicht-Tests ist positiv. Der Aufbau behindert die Sicht nicht." Auch wenn Räikkönens Aussage verwundern mag: Das massive Dreieck befindet sich deutlich über Augenhöhe. Fraglich ist nur, wie die Sicht nach oben ist, beispielsweise auf die Startampel.

Unmittelbar vor der Cockpit-Öffnung wächst eine schwarze, dünne Strebe aus dem Chassis. Die Strebe formt sich zu einem breiten Dreieck, von dessen Ecken jeweils eine Strebe links und eine rechts um das Cockpit herumführt. Die Streben enden als massiver Bügel neben der hochgezogenen Cockpitwand. Das getestete Teil ist allerdings nur ein Provisorium, das auf das existierende Autos angepasst wurde.

Ferrari-Test nur mit Dummy

Beim getesteten Aufsatz handelte es sich nicht um ein strukturelles Teil, sondern lediglich um einen Dummy. "Wir wollen die FIA unterstützen", so Arrivabene, "deswegen haben wir den Kopfschutz als erstes Team ausprobiert."

Kimi Räikkönen durfte als erster Fahrer unter dem Halo Platz nehmen, Foto: Motorsport-Magazin.com
Kimi Räikkönen durfte als erster Fahrer unter dem Halo Platz nehmen, Foto: Motorsport-Magazin.com

Um den Aufwand so gering wie möglich zu halten, war das Ferrari-Halo auch nur aufgesetzt. Sollte der Bügel über dem Cockpit 2017 tatsächlich kommen, muss sichergestellt werden, dass sich die Fahrer problemlos aus dem Cockpit befreien können. Mit Scharnieren könnte man möglicherweise einen Klappmechanismus realisieren.

Von anderen Teams ist ein solcher Test in Barcelona nicht geplant. Ferrari testete das Teil aus eigenem Antrieb, eine offizielle Ausschreibung oder dergleichen gab es vom Automobilweltverband nicht. Weitere Tests von Ferrari sind aktuell nicht geplant.

Die Ferrari-Lösung aus Karbon wirkt verhältnismäßig elegant. Die von der FIA zuletzt veröffentlichten Bilder zeigten eine massive Stahl-Konstruktion, die weniger zu den filigranen Formel-1-Boliden passt. Inwiefern sich ein strukturell zu belastender Halo-Schutz so elegant lösen lässt, ist unklar.

Positives Feedback gab es von Nico Rosberg: "Es ist ein riesen Sprung in der Sicherheit für uns alle, ich finde es sehr gut." Auch bei der Ästhetik sieht der Mercedes-Pilot keine allzu großen Probleme: "Vom Aussehen finde ich es okay, glaube aber, man kann es noch besser machen. Von vorne sieht es sogar ganz cool aus. Ich finde, es ist auf jeden Fall vollkommen die richtige Richtung."

Die Cockpit-Haube in der Formel 1

Die erste Version, Additional Frontal Protection 1, kurz AFP1, wurde sogar schon an einem GP2-Boliden getestet. Es ist sieht aus wie ein verkehrt herum angebrachter Überrollbügel vor dem Fahrer. Die Tests waren schon gut, das Sichtfeld des Piloten ist deutlich weniger eingeschränkt als zunächst angenommen, Reifen können außerdem gut abgewehrt werden.

AFP2 wird allerdings bereits getestet. Es sind mehrere Rohre, die vor dem Cockpit angebracht sind und ist logischerweise nur eine Weiterentwicklung der ersten Version. Auch eine Art Sprungschanze befindet sich inzwischen im Testlabor. Die Schanze ist vor dem Cockpit angebracht und soll herumfliegende Teile so ablenken, dass sie den Kopf nicht treffen.

Die getestete Halo-Lösung stammt ursprünglich von Mercedes. Halo wird sie genannt, weil die erste Version einem Heiligenschein über dem Helm ähnelte.

Das dritte Konzept, das aktuell von der FIA getestet wird, besteht aus drei Rohren, die vorne am Chassis beginnen und über die komplette Chassislänge über den Kopf des Fahrers hinweggehen und schließlich in der Airbox münden.