Ungewöhnliche Bilder beim zweiten Tag der letzten Formel-1-Testfahrten in Barcelona. Erstmals übernahm Williams in Form von Valtteri Bottas die Spitze der Zeitenliste. Neueinsteiger Haas Racing erlebte seinen schlimmsten Tag seit dem F1-Debüt. Marcus Ericsson verlor in der Schlussstunde ein Rad und sorgte für die einzige rote Flagge des Tages. Mercedes läuft weiter wie ein Uhrwerk, Gegner Ferrari diesmal ohne Probleme.

Die Zeiten: Kein Mercedes, kein Ferrari, kein Force India. Stattdessen führte Valtteri Bottas sein Williams-Team zum ersten Mal bei diesen Testfahrten an die Spitze des Zeitentableaus. Der Finne schnappte sich am Nachmittag die Bestzeit von Lewis Hamilton. Auf Supersoft-Reifen erzielte Bottas seine persönliche Bestzeit in 1:23.261 Minuten. Am Vortag hatte er noch gesagt, dass Mercedes in Barcelona in seiner eigenen Liga fährt.

Ganz unrecht hatte er nicht mit dieser Vermutung. Zwar war Hamilton am Mittwoch nur Zweitschnellster, sparte sich dabei aber einen Run auf den Supersofts. Lediglich auf weichen Reifen fuhr der amtierende Weltmeister eine 1:23.622 - damit fehlten ihm trotz langsamerer Mischung nur 0,6 Sekunden auf Spitzenreiter Bottas. Teamkollege Nico Rosberg beließ es nachmittags bei Medium-Reifen und wurde Neunter. Wie üblich, spielen die Rundenzeiten jedoch nur eine untergeordnete Rolle.

Kevin Magnussen unternahm ebenfalls ein paar Runs auf den superweichen Pirellis. Das reichte für eine persönliche Bestzeit von 1:23.933 Minuten und Platz drei im neuen Werks-Renault. Ferrari erlebte einen relativ unspektakulären Tag - gut so, nach den Getriebeproblemen am Vortag. So konzentrierte sich Sebastian Vettel voll auf Longruns. Dabei sprang eine Zeit von 1:24.611 sowie Gesamtplatz vier heraus. Jenson Button, Daniel Ricciardo, Carlos Sainz und Sergio Perez komplettierten die Top-8.

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Pos Fahrer Team ZeitRundenReifen
1 Valtteri Bottas Williams 1:23.261108Supersoft
2 Lewis Hamilton Mercedes 1:23.622 73Soft
3 Kevin Magnussen Renault 1:23.933126Supersoft
4 Sebastian Vettel Ferrari 1:24.611 151Medium
5 Jenson Button McLaren 1:25.183 121Soft
6 Daniel Ricciardo Red Bull 1:25.235 135Medium
7 Carlos Sainz Toro Rosso 1:25.300 166Medium
8 Sergio Perez Force India 1:25.593128 Soft
9 Nico Rosberg Mercedes 1:26.298 91Medium
10Pascal WehrleinManor1:27.06479Soft
11 Marcus Ericsson Sauber 1:27.487 55Soft
12 Esteban Gutierrez Haas - 1-

Die Zwischenfälle: Hielten sich auf der Strecke diesmal eher in Grenzen. Für den größten Aufreger war Marcus Ericsson verantwortlich. In der Schlussstunde der Session verlor der Sauber-Pilot auf dem Weg zu Kurve 4 plötzlich ein Rad. Damit sorgte er für die einzigen roten Flaggen des Tages und musste abgeschleppt werden. Vormittags hatte es den Schweizer Rennstall schlimmer erwischt. Wegen Problemen mit der Elektronik am neuen C35 kam Ericsson nicht über sieben Runden hinaus.

Haas´ Horror-Tag: Bislang hatte sich die neue Truppe wacker geschlagen und beim Debüt in der Formel 1 überrascht. Doch am Mittwoch lief überhaupt nichts zusammen beim US-Rennstall. Morgens konnte Esteban Gutierrez lediglich eine Installationsrunde fahren, bevor der Haas-Bolide wieder an die Box musste. Diagnose: Probleme mit dem Turbolader.

Zunächst hatte das Team gehofft, ab Nachmittag starten zu können. Die Probleme erwiesen sich aber offenbar als schwerwiegender. Das Haas-Team konnte keine einzige Runde fahren. Rund eineinhalb Stunden vor Testende musste Haas bekanntgeben, dass der Tag gelaufen ist. Der bislang mit Abstand schwächste Auftritt der F1-Newcomer.

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Die Programme: Weiter sind alle Augen auf Mercedes und Ferrari gerichtet. Beide Top-Teams fokussierten sich am Mittwoch auf Longrun-Programme. Nico Rosberg spulte am Nachmittag eine Rennsimulation ab, nachdem er den Silberpfeil von Hamilton übernommen hatte. Der Brite hatte seinerseits am Vortag eine komplette Renndistanz zurückgelegt. Hamilton (73) und Rosberg (91) fuhren am Mittwoch zusammen 164 Runden.

"Ich bin eine komplette Rennsimulation für Melbourne gefahren und fühle mich nun gut vorbereitet für das erste Rennen", sagte Rosberg. "Das Auto fühlt sich auf dem Kurs super an und ich hatte bis jetzt keine größeren Schwierigkeiten." Er sitzt am Donnerstagmorgen erneut im F1 W07, bevor er sich zur Mittagspause mit Hamilton abwechselt.

Foto: Mercedes-Benz
Foto: Mercedes-Benz

Auch bei Ferrari war großes Programm angesagt. Mit Vettel am Steuer sammelte die Scuderia weitere Daten mit Blick auf die Renndistanz. Vettel fuhr problemlos insgesamt 151 Runden - die größte Kilometer-Ausbeute für Ferrari seit Beginn der Testfahrten. Am Dienstag hatte die Truppe noch mit Problemen zu kämpfen gehabt. Vettels Teamkollege Räikkönen fiel wegen Getriebeproblemen rund zwei Stunden aus.

Vettel sagte: "Ich wäre gern ein bisschen mehr gefahren. Ich bin aber zufrieden mit dem, was wir soweit erreicht haben. Ich bin nicht darüber besorgt, was Kimi passiert ist. Natürlich will man nicht, dass solche Dinge passieren. Aber wenn es während des Tests geschieht, ist das in Ordnung. Es wäre schlimmer, was so etwas in ein paar Wochen passieren würde. Das ist also kein Problem. Das ist ein hier ein Test und es braucht eine Weile, um alles zu überprüfen."

Fleißigster Pilot am Mittwoch war Carlos Sainz mit beeindruckenden 166 Runden. "Was für ein wundervoller Tag für mich und das ganze Team", sagte Sainz. "Alles lief ohne Probleme und wir konnten das geplante Programm absolvieren. Alles fühlt sich super an und ich fühle mich jeden Tag wohler im Auto."

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Die Test-Highlights am Mittwoch

  • Horror-Tag für Haas: Turbo-Problem sorgt für Komplettausfall
  • Marcus Ericsson verliert ein Rad auf der Strecke
  • Erste Test-Bestzeit für Williams und Valtteri Bottas
  • Mercedes setzt Rennsimulationen fort
  • Ferrari am zweiten Tag ohne Probleme unterwegs