Vor dem Start in die neue Formel-1-Saison ist noch eines der Cockpits unbesetzt. Wer schnappt sich bei Manor den Platz neben Pascal Wehrlein? Eine Entscheidung wird noch vor dem Beginn der Testfahrten kommende Woche erwartet. Wie britische Medien jetzt berichten, hat Will Stevens den Cockpitkampf verloren. Der Brite hatte die gesamte vergangene Saison für Manor bestritten, soll nun aber nicht mehr ausreichend Budget auftreiben können.

Stattdessen spekulieren die Briten, dass Rio Haryanto die besten Chancen auf den Manor-Platz haben soll. Seine Bestätigung sei nur noch eine Frage der Zeit, heißt es. Als Hauptgrund gilt Haryantos finanzielle Unterstützung durch die Regierung Indonesiens. Die staatliche Erdölgesellschaft Pertamina sowie das indonesische Sportministerium sollen 12 Millionen Euro aufgetrieben haben, um ihrem Landsmann den Einstieg in die Formel 1 zu ermöglichen.

Haryanto testet 2012 den F1-Marussia in Silverstone, Foto: Sutton
Haryanto testet 2012 den F1-Marussia in Silverstone, Foto: Sutton

Stevens finanziell unterlegen

Sollte diese Summe den Tatsachen entsprechen, könnte es wirklich eng werden für Stevens. Der 24-Jährige soll im vergangenen Jahr rund 6,5 Millionen Euro mitgebracht haben, um für Manor fahren zu können. Sein Vater, Vorstand einer großen Beratungsfirma in London mit guten Kontakten in die Finanzbranche, könnte diesmal Schwierigkeiten haben, die zweistellige Millionensumme seitens Haryanto zu übertrumpfen.

Klar ist: Manor braucht das Geld, um die Saison zu überstehen. Wehrlein dürfte vor allem wegen des Mercedes-Motorendeals sowie aufgrund seines Talents verpflichtet worden sein. Unsummen an Sponsorengeldern hat er sicherlich nicht im Gepäck gehabt. Gut vorstellbar also, dass das neu aufgestellte Manor-Team bei der Vergabe des zweiten Cockpits vorrangig auf die Finanzierung des laufenden Betriebes bedacht sein wird.

Schon 2010 durfte Haryanto einen F1-Boliden in Abu Dhabi testen, Foto: Sutton
Schon 2010 durfte Haryanto einen F1-Boliden in Abu Dhabi testen, Foto: Sutton

Reichen 12 Millionen?

Selbst bei Haryantos 12 Millionen gibt es angeblich noch Schwierigkeiten, der klamme Rennstall will mehr haben. "Wir hoffen, dass noch weitere Parteien aufspringen, um ihn finanziell zu unterstützen, denn was wir bislang haben, ist nicht genug", erklärte Indonesiens Sportminister Imam Nahrawi kürzlich nach einem Treffen mit Verantwortlichen des Teams.

Zuletzt kursierte die Möglichkeit durch finnische Medien, dass Manor das zweite Cockpit an gleich drei Fahrer verkaufen könnte: Stevens, Haryanto und Alexander Rossi. Jeder der Fahrer solle 5 Millionen bezahlen, das Trio würde sich bei den Rennen dann abwechseln. Laut Reglement wäre diese Option sogar möglich. Allerdings erscheint sie als eher unwahrscheinlich, wenn die Haryanto-Seite allein schon in der Lage ist, mehr als 10 Millionen zu zahlen.

Sportlichen Erfolg in der GP2 hatte Haryanto erst im 4. GP2-Jahr, Foto: GP2 Series
Sportlichen Erfolg in der GP2 hatte Haryanto erst im 4. GP2-Jahr, Foto: GP2 Series

Haryanto auf dem Sprung in die F1

Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass die Haryanto-Seite am Ende den Zuschlag erhält. Mit Stevens scheint der letzte verbliebene Gegner aus dem Rennen zu sein. Der US-Amerikaner Rossi, lange Zeit bei Neueinsteiger Haas gehandelt, tauchte zuletzt überhaupt nicht mehr als potenziell einziger Manor-Pilot in den Medien auf. Zwar verfügt auch er über ein gewisses Sponsorenpaket. Dieses soll aber bei weitem nicht an die Summen von Haryanto heranreichen. Manor präsentiert sein neues Auto am 22. Februar zum Auftakt der Tests in Barcelona - vermutlich mit Rookie Haryanto am Steuer.

Haryanto fuhr schon 2010 in der GP3 für Manor, Foto: GP3 Series
Haryanto fuhr schon 2010 in der GP3 für Manor, Foto: GP3 Series

Wer ist Rio Haryanto?

Der 23-jährige Indonesier verbrachte die letzten vier Jahre in der GP2 und wusste erst in der vergangenen Saison auf sich aufmerksam zu machen. Haryanto gewann für Campos drei Rennen und beendete die Saison auf Platz vier der Gesamtwertung. Einen ersten Kontakt mit der Formel 1 hatte er bereits im Jahr 2010, als er für das damalige Virgin Racing beim Test in Abu Dhabi zum Einsatz kam. Im gleichen Jahr sowie 2011 ging er für Manor Racing (kaum noch mit dem heutigen Manor vergleichbar) in der GP3-Serie an den Start. 2012 bestritt er einen weiteren F1-Test für Marussia.

Haryantos Motorsport-Karriere

  • 2008: Formel Renault Asia, Gesamtplatz 6
  • 2009: Formel BMW Pacific, Gesamtsieg (6 Siege, 12 Podiums in 15 Rennen)
  • 2010: GP3 mit Manor, Gesamtplatz 5 (1 Sieg, 3 Podiums), F1- GP2-, GP3-Tests
  • 2011: GP3 mit Manor, Gesamtplatz 7 (2 Siege, 4 Podiums) + AutoGP
  • 2012: GP2 mit Carlin, Gesamtplatz 14
  • 2013: GP2 mit Barwa Addax, Gesamtplatz 19 (1 Podium)
  • 2014: GP2 mit Caterham, Gesamtplatz 15 (1 Podium)
  • 2015: GP2 mit Campos, Gesamtplatz 4 (3 Siege, 5 Podiums)