Lewis Hamilton tut sich mit seinem ersten Sieg in Brasilien offensichtlich noch schwerer als sein Idol Ayrton Senna. Auch beim neunten Anlauf wollte es nicht klappen. Zwar kam der Brite zwischenzeitlich recht nah an seinen Teamkollegen Nico Rosberg heran, wirklich gefährlich konnte er ihm aber nicht werden. Hamilton klagte via Funk, dass das Auto anfange zu rutschen, sobald man sich dem Vordermann nähere. Damit habe er keine Chance gehabt, einen Angriff zu starten.

"Ich hatte eine gute Pace, konnte aber nicht überholen", klagte Hamilton. "Ich habe einfach versucht, Nico durch den Verkehr zu verfolgen. Das hat meine Reifen fertig gemacht." Er sei nicht nah genug herangekommen, um zu überholen. "Es war ein schmaler Grat, es ging um wenige Zehntel. Es ist schade."

"Wir haben das gleiche Auto, es ist klar von vornherein", sagte Hamilton etwas resigniert. "Daher versucht man, eine andere Strategie oder so etwas. Das wollen die Leute sehen, aber ich bin heute einfach nicht vorbeigekommen." Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als wie schon vor zwei Wochen in Mexiko die Leistung seines Teamkollegen anzuerkennen.

Mercedes erläutert Strategie-Entscheidung

Ein Diskussionsthema nach dem Rennen war die Mercedes-Strategie. Technikdirektor Paddy Lowe erklärte, dass Mercedes von Ferrari auf eine Drei-Stopp-Strategie 'gezwungen' wurde. "Wir konnten sie nicht einfach bei Lewis anwenden und bei Nico nicht. Das wäre nicht richtig gewesen", verwies er auf das Gleichberechtigungsprinzip bei Mercedes in puncto Strategie.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff betonte zudem, dass nicht die Fahrer über die Strategie entscheiden. "Die machen wir - wir wissen, was das Beste ist. Insofern haben wir von zwei Stopps auf drei gewechselt, auch weil Lewis so gepusht hat. Am Ende haben wir Ferrari gespiegelt und das war das Beste", erläuterte er.

Hill zeigt Verständnis für Hamilton

Ex-Formel-1-Pilot Damon Hill sieht das anders und hat Verständnis dafür, wenn ein Fahrer das Kommando geben und mit einer alternativen Strategie den Teamkollegen attackieren möchte. "Ich habe eine gewisse Sympathie für Lewis, wenn er sagt, dass die Fahrer die Erlaubnis haben sollten, die Ansagen zu machen, wenn er etwas anderes probieren möchte und 'Zack' machen möchte, wenn der andere Typ 'Zick' macht ... Wenn man die gleiche Strategie hat, dann wird dabei die gleiche Situation herauskommen", argumentierte Hill.

"Wenn er auf eine andere Strategie gewechselt hätte, dann hätte mit Lewis' Chancen etwas passieren können. Er hätte einen besseren Boxenstopp erwischen, etwas Zeit im Verkehr gutmachen und damit das Rennen interessanter machen können", zeigte Hill auf. "Wir müssen uns auf das Team verlassen", meinte Hamilton. "Ich habe nach egal welcher anderen Möglichkeit Ausschau gehalten." Er hätte es gut gefunden, etwas anderes auszuprobieren. Schließlich habe man so viele Simulationen.

Hamilton war mit der Strategie nicht einverstanden, Foto: Sutton
Hamilton war mit der Strategie nicht einverstanden, Foto: Sutton

Wolff: Druck bei Lewis abgefallen

Wolff erklärte zwar, dass Hamilton sich im Zweikampf mit Sicherheit anders verhalten hätte, wenn es noch um den Titel gegangen wäre. Allerdings nahm er ihn auch in Schutz. "Es ist unheimlich schwierig, jemandem zu folgen, wenn man so nah am Vordermann ist. Die Reifen bauen ab", sagte er. "Der Druck bei Lewis ist sicherlich abgefallen, aber man kann nie in die Köpfe der Jungs reinsehen. Das sind alles Zyklen. Wir haben immer gesagt: Nico ist stark, deshalb ist auch Lewis so stark. Beide schenken sich nichts."