1. Die Kollision des Wochenendes: Wer war Schuld - Räikkönen oder Bottas?

In der letzten Runde des Russland GP kam es zum finnischen Kampf um Platz drei. Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen waren soeben an Sergio Perez vorbeigegangen und kämpften um den letzten Platz auf dem Podium, wobei der Williams-Pilot vorne lag. In Kurve vier versuchte Räikkönen, innen vorbeizugehen. Als Bottas die Tür zumachte, stießen die beiden Autos zusammen. Der Williams drehte sich von der Strecke, Räikkönen schleppte sich, stark beschädigt, noch auf Rang fünf ins Ziel.

Anschließend folgte das Duell der Worte. "Ich kann nur sagen, dass ich deutlich vorne war und die Linie für die Kurve gesucht habe. Natürlich habe ich keinen Platz gelassen, schließlich kämpften wir um das Podium", sagte Bottas. Räikkönen konterte: "Im letzten Moment habe ich gesehen, dass er nach innen zieht. Ich habe versucht, noch weiter nach innen zu gehen und härter zu bremsen, um es zu verhindern." Die Rennkommissare stimmten dem Williams-Piloten zu. Räikkönen erhielt eine 30-Sekunden-Zeitstrafe, was ihn auf Platz acht zurücksetzte, Bottas aber letztlich auch nichts nutzte.

2. Wieso ist Mercedes nun doch Konstrukteurs-Weltmeister?

Mercedes ist zum zweiten Mal in Folge Konstrukteurs-Weltmeister, Foto: Sutton
Mercedes ist zum zweiten Mal in Folge Konstrukteurs-Weltmeister, Foto: Sutton

Die Aufgabe für Mercedes war denkbar einfach: zwei Punkte mehr als Ferrari holen und wie im vergangenen Jahr bereits vorzeitig den Konstrukteurs-Titel feiern. Beide Mercedes standen in der ersten Reihe, Ferrari lediglich auf den Plätzen vier und fünf. Am Ende wendete sich allerdings das Blatt. Nico Rosberg war ausgeschieden und Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen holten zusammen drei Punkte mehr als Mercedes. Die WM-Entscheidung war vertagt - dachte man.

Rund eine Stunde nach dem Rennen allerdings die Kehrtwende. Räikkönen erhielt die Strafe für seine Kollision mit Bottas und fiel auf Rang acht zurück. Somit hatte Ferrari in der Gesamtabrechnung lediglich 19 Punkte gesammelt - sechs weniger als die Silberpfeile. Die Konstrukteurs-Weltmeister war eingetütet.

3. Was war mit Rosbergs Gaspedal?

Nico Rosbergs letzte WM-Träume lösten sich nach wenigen Runden im Nichts auf. Bereits nach Ende der ersten Safety-Car-Phase funkte er, dass sein Gaspedal gebrochen sei. Zwar hieß es zuerst, er könnte das Problem irgendwie regeln, aber schlussendlich musste er sein Auto abstellen. Das Problem war, dass sein Gaspedal nicht mehr in die Ausgangsstellung zurückging und ihm schlussendlich sogar immer weiter entgegenkam. Er musste deshalb die Knie immer mehr anwinkeln, wodurch es ihm nicht mehr möglich war, das Auto vernünftig zu lenken, geschweige denn wie es in der Formel 1 angemessen wäre.

Die Ursache des Problems war der defekte Gaspedaldämpfer. Damit der Fahrer das richtige Gefühl für das Gaspedal hat, befindet sich direkt hinter dem Pedal ein kleiner Dämpfer. "Wir sind uns noch nicht sicher, ob eine Dichtung kaputtgegangen ist, oder das Metallteil", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zu Motorsport-Magazin.com. Die für einen Dämpfer essentielle Flüssigkeit lief durch den Defekt aus, wodurch das Pedal immer länger wurde und das Auto schließlich nicht mehr fahrbar war.

4. Wie kam Räikkönen am Start so weit nach vorne?

Kimi Räikkönen legte einen super Start hin, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen legte einen super Start hin, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen hatte einen besseren Start als sein vor ihm platzierter Teamkollege Sebastian Vettel. Dieser hatte mit durchdrehenden Rädern zu kämpfen, weshalb Räikkönen schon kurz nach dem Erlöschen der Ampeln an ihm vorbeizog. Bei der Anfahrt zur ersten Kurve wählte der Finne die Außenbahn und fuhr dann zunächst im Windschatten von Valtteri Bottas auf der Geraden zu Kurve zwei. Sein Landsmann schien sich mehr auf die beiden Mercedes an der Spitze als auf den Iceman zu konzentrieren. Jedenfalls ließ er in Kurve zwei die Tür offen und Räikkönen ging innen neben ihn. Schließlich brauchte er ihn nur noch auszubeschleunigen und Rang drei war ihm bei Beginn der Safety-Car-Phase sicher.

5. Wieso flog Grosjean ab?

Romain Grosjean zerstörte seinen Lotus bei einem Abflug in Runde zwölf, Foto: Sutton
Romain Grosjean zerstörte seinen Lotus bei einem Abflug in Runde zwölf, Foto: Sutton

Schrecksekunde für Romain Grosjean. In Runde 12 in Sochi blockierte das Heck seines Lotus-Boliden in der langgezogenen Kurve 3 ohne erkennbaren Grund, wodurch der Franzose abflog und mit hoher Geschwindigkeit in die Tecpro-Barrieren knallte. "Ich werde jetzt sicher keinen Marathon gewinnen, aber ansonsten geht es", gab er danach Entwarnung.

Warum sein Arbeitstag auf diese Art und Weise endete, war unklar. "Es hat einfach blockiert. Wir wissen nicht, ob es an einem technischen Problem lag. Es war seltsam", zeigte sich Grosjean ratlos. Auch Trackside-Operations-Director Alan Permane hatte später keine Erklärung. "Wir schauen uns die Daten an und sprechen mit Romain, um festzustellen, was passiert ist. Natürlich sind wir dankbar, dass alle Sicherheitsmaßnahmen ihre Arbeit richtig erledigt haben", zeigte er sich erleichtert.

6. Wieso drehte sich Hülkenberg am Start?

Nico Hülkenberg drehte sich und nahm Marcus Ericsson gleich mit, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg drehte sich und nahm Marcus Ericsson gleich mit, Foto: Sutton

Für Nico Hülkenberg war das Rennen in Sochi bereits nach einer Kurve beendet. Der Force-India-Pilot drehte sich bei der Einfahrt in Kurve 1 und rollte mitten auf die Strecke. "Beim Anbremsen hat die Hinterachse blockiert, dann kam die Kurve und ich musste einlenken und habe dabei das Heck komplett verloren. Ich war noch am Abbremsen und habe mich voll reingedreht", schilderte er die Situation gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Es war ein brutales Übersteuern von jetzt auf gleich - ich konnte die Lenkung nicht einfach aufmachen, sondern der Wagen wurde komplett weggedreht und das war es dann."

Nun hätte dieser Dreher allein nicht sein Rennen beendet, aber als er auf die Strecke rollte, konnte Marcus Ericsson nicht mehr ausweichen und krachte Hülkenberg in die Seite, dabei ging dessen Radaufhängung zu Bruch. Ebenfalls involviert waren Max Verstappen und Romain Grosjean. Der Niederländer wurde von Hülkenberg am Hinterreifen erwischt und schleppte sich mit einem Plattfuß zur Box. Auch Grosjean wurde verwickelt und musste einen unplanmäßigen Stopp einlegen.

7. Wie kam Perez aufs Podium?

Sergio Perez zum ersten Mal in dieser Saison auf dem Podium, Foto: Sutton
Sergio Perez zum ersten Mal in dieser Saison auf dem Podium, Foto: Sutton

Toller Erfolg für Sergio Perez: Der Force-India-Pilot fuhr in Sochi zum fünften Mal in seiner Karriere auf das Podest, seinem Team bescherte er das dritte Podium der Geschichte. Wie kam es dazu? Als nach dem Unfall von Romain Grosjean das Safety Car auf die Strecke geschickt wurde, nutzten die meisten Fahrer die Gelegenheit zum Boxenstopp. Dazu gehörte auch Perez, der zu diesem Zeitpunkt Sechster war. Der Mexikaner kam nach seinem Stopp als Achter auf die Strecke zurück, allerdings waren alle Fahrer vor ihm draußen geblieben. Somit war er virtuell gar Führender, wenngleich er das Tempo der Spitze in den folgenden Runden nicht mitgehen konnte. Dennoch fielen bis auf Lewis Hamilton und Sebastian Vettel alle Konkurrenten nach ihrem Stopp hinter Perez zurück.

In der Schlussphase gingen seine Reifen dann allerdings mehr und mehr in die Knie, die Verfolger um Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen kamen immer näher und in der vorletzten Runde auch vorbei. Perez schien das Podium verloren zu haben und hatte sich bereits auf Rang fünf eingestellt, als die beiden Finnen vor ihm kollidierten und der Force-India-Pilot in der letzten Runde als lachender Dritter zurück auf Rang drei fuhr.

8. Wie hat sich Sainz nach seinem Mega-Crash geschlagen?

Carlos Sainz blieb bei seinem schweren Trainingsunfall unverletzt, Foto: Sutton
Carlos Sainz blieb bei seinem schweren Trainingsunfall unverletzt, Foto: Sutton

Am Freitag schlug Carlos Sainz im Training mit rund 150 km/h in die Streckenbegrenzung und musste ins Krankenhaus. Schon bald twitterte er jedoch von dort, er wolle das Rennen fahren. Nachdem Ärzte und FIA grünes Licht gegeben hatten, durfte er antreten - allerdings aus der letzten Startreihe, denn er hatte am Qualifying ja nicht teilgenommen. Wäre das Monocoque, in dem der Fahrer sitzt, ausgetauscht worden, hätte er aus der Boxengasse starten müssen, doch es hatte den Unfall überstanden.

Sainz war im Rennen keine Beeinträchtigung anzumerken. Allerdings räumte er hinterher ein, zu Beginn sei ihm etwas schwindelig gewesen. Ansonsten habe er nur leichte Schmerzen an Nacken und Rücken. Mit Glück (einige Ausfälle) und Geschick fuhr er weit nach vorne und lag zeitweise auf Platz sieben. Kurz vor dem Ende wurden jedoch seine Bremsen zu heiß. In der 47. Runde schied er nach einem - dadurch verursachten - Dreher aus. Dies geschah in derselben Kurve wie sein Unfall am Tag zuvor.

9. Warum rannte der Streckenposten auf die Strecke?

Plötzlich kamen Erinnerungen an Singapur auf, als ein betrunkener Fan plötzlich vor Sebastian Vettel über die Strecke torkelte. In Russland war es allerdings ein mutiger Streckenposten, der - ebenfalls vor Vettel - sein Glück auf der Strecke versuchte. Nach einem rückwärtigen Einschlag in die Streckenbegrenzung hatte sich Carlos Sainz seinen Heckflügel beschädigt und beim Versuch, den Toro Rosso zurück an die Box zu bringen, ein großes Seitenteil verloren.

Anstatt das Safety Car auf die Piste zu holen und damit erneut ins Renngeschehen einzugreifen, sprang ein Streckenposten hinter der Begrenzung vor, um die Teile zu entfernen. Im letzten Moment rettete er sich wieder hinter die Leitplanke, als Vettel angefahren kam. Seine Reaktion über Funk: "Wir haben hier draußen einen sehr mutigen Russen."

10. Was war am Ende mit Hamiltons Heckflügel?

Lewis Hamiltons Heckflügel wurde am Ende locker, Foto: Sutton
Lewis Hamiltons Heckflügel wurde am Ende locker, Foto: Sutton

War da etwa bei Mercedes eine Schraube locker? Nein! Es war der Heckflügel, an Lewis Hamiltons Boliden, der zum Ende des Rennens nochmals für nervöse Momente an der silbernen Box gesorgt hat. "Deswegen musste ich mich von den Kerbs fernhalten und versuchen, das Auto nicht zu beschädigen", erklärte Hamilton im Nachhinein. Die Gründe für den lockeren Heckflügel konnten bei Mercedes noch nicht genau analysiert werden. Das Team hat zwei mögliche Erklärungen: Entweder der DRS-Mechanismus hatte einen Defekt, oder ein aufgewirbeltes Frackteil von der Strecke hatte den Heckflügel beschädigt.