So langweilig die Premiere des Großen Preises von Russland im Vorjahr war, so viel Action wurde beim zweiten Besuch der Formel 1 auf dem Sochi Autodrom geboten. Teilweise erschreckend brutal aussehende Unfälle standen in Russland an der Tagesordnung, die jedoch glücklicherweise allesamt glimpflich endeten - die Schutzengel waren im Dauereinsatz. Motorsport-Magazin.com lässt die vielen Kleinholz-Aufreger Revue passieren.

Der unverwüstliche Sainz

Sainz konnte aus diesem Wrack unverletzt geborgen werden, Foto: Sutton
Sainz konnte aus diesem Wrack unverletzt geborgen werden, Foto: Sutton

Carlos Sainz ließ den Zuschauern an der Strecke sowie vor den TV-Schirmen am Samstagvormittag im dritten Freien Training den Atem stocken. Der Toro-Rosso-Pilot verlor bei der Anfahrt auf Kurve 14 seinen Wagen, touchierte die Mauern und knallte mit einer Wucht von 46G frontal in die Streckenbegrenzung. Obwohl die Bergung lange dauerte - Sainz war unter die Kunststoff-Barriere gerutscht, die mithilfe eines Krans erst angehoben werden musste, damit er aus seinem Cockpit befreit werden konnte -, kam der Spanier unverletzt davon.

Dennoch wurde Sainz per Helikopter zur Untersuchung ins nächste Krankenhaus geflogen, von wo aus er der Welt via Twitter umgehend mitteilte, trotz seines heftigen Abflugs liebend gerne am Grand Prix teilnehmen zu wollen. Nach Rücksprache mit den Ärzten der FIA bekam Sainz tatsächlich die Starterlaubnis erteilt und durfte mit seinem reparierten STR10 den Russland GP unter die Räder nehmen.

Hülkenberg und Ericsson crashen früh

Hülkenberg drehte sich, Ericsson konnte nicht mehr ausweichen, Foto: Sutton
Hülkenberg drehte sich, Ericsson konnte nicht mehr ausweichen, Foto: Sutton

Wenige Sekunden nach dem Erlöschen der Ampeln krachte es in Sochi gewaltig. Nico Hülkenberg hatte in Kurve zwei die Kontrolle über seinen Wagen verloren und sich um 180 Grad gedreht. Marcus Ericsson konnte daraufhin nicht mehr ausweichen und torpedierte den gegen die Fahrrichtung stehenden Force India. Doch damit nicht genug, auch Max Verstappen schaffte es nicht mehr rechtzeitig zu reagieren und drehte sich nach einem Kontakt mit Hülkenberg, konnte das Rennen im Gegensatz zum Deutschen und Ericsson nach einem Not-Stopp aber fortsetzen.

"Beim Anbremsen hat die Hinterachse blockiert, dann kam die Kurve und ich musste einlenken und habe dabei das Heck komplett verloren. Ich war noch am Abbremsen und habe mich voll reingedreht. Es war ein brutales Übersteuern von jetzt auf gleich - ich konnte die Lenkung nicht einfach aufmachen, sondern der Wagen wurde komplett weggedreht und das war es dann", schilderte Hülkenberg die heikle Szene im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Und wie war es, das halbe Feld plötzlich auf sich zurasen zu sehen? "Unangenehm und eine Scheißsituation", nahm sich der Deutsche kein Blatt vor den Mund.

Grosjean verliert die Kontrolle

Grosjeans Lotus wurde gehörig ramponiert, Foto: Sutton
Grosjeans Lotus wurde gehörig ramponiert, Foto: Sutton

Nur wenige Runden nach dem Startcrash krachte es erneut. Diesmal traf es Romain Grosjean. Der Franzose flog in der Omega-Kurve ab, nachdem er hinter Jenson Button herfahrend die Kontrolle verloren hatte. Ohne erkennbare Ursache blockierte die Hinterachse des Lotus und der Bolide schlug nahezu ungebremst in die Barrieren ein. Doch auch der Franzose kam mit dem Schrecken davon und konnte seinem demolierten Arbeitsgerät unbeschadet entsteigen.

"Es hat sich nicht gut angefühlt. Ich sah die Mauer immer näherkommen und wusste, dass es ein sehr harter Einschlag werden wird", erzählte Grosjean und gab zu, vor dem Aufprall die Augen geschlossen zu haben. "Als ich meine Augen öffnete, war ich froh, in Ordnung zu sein", so der 29-Jährige. Die exakte Ursache für den Unfall konnte Lotus kurz nach dem Ende des Rennens noch nicht nennen.

Sainz zum Zweiten

Sainz konnte das Rennen nicht beenden, Foto: Sutton
Sainz konnte das Rennen nicht beenden, Foto: Sutton

Für den Abschluss eines ausgesprochen chaotischen Wochenendes sorgte abermals Carlos Sainz. Der Spanier lag auf Punktekurs, ehe in Runde 46 seine linke Vorderbremse versagte. Sainz legte zwei kapitale Dreher hin und sah sich daraufhin gezwungen, das Rennen aufzugeben.

"Zum Glück hatte ich noch drei andere Bremsen, die mich geschützt und verlangsamt haben", schnaufte der Spanier durch, nachdem er zwar mit dem Heck in die Streckenbegrenzung eingeschlagen war, der Aufprall aber bei weitem nicht so eine Wucht wie am Samstag gehabt hatte. Besonders bitter für Sainz: Der Rookie lag zum Zeitpunkt seines Ausfalls an der siebten Position und hätte sein turbulentes Wochenende ohne den Bremsdefekt wohl mit Zählbarem gekrönt.