Kannst du schildern, was in Kurve zwei passiert ist?
Nico Hülkenberg: Beim Anbremsen hat die Hinterachse blockiert, dann kam die Kurve und ich musste einlenken und habe dabei das Heck komplett verloren. Ich war noch am Abbremsen und habe mich voll reingedreht. Es war ein brutales Übersteuern von jetzt auf gleich - ich konnte die Lenkung nicht einfach aufmachen, sondern der Wagen wurde komplett weggedreht und das war es dann. Es ist natürlich bitter, unglücklich und ziemlich scheiße.

Worauf führst du das Überbremsen zurück? Waren die Bremsen noch nicht auf Temperatur? Das ist hier ja ein Problem.
Nico Hülkenberg: Aber das ist bei jedem Start in der ersten Runde so. Ich glaube, es war ein Mix aus kalten Reifen, der Bremsbalance, die einen Tick zu weit hinten war, und wahrscheinlich ein bisschen zu spät gebremst.

Wie ging es dir, als du verkehrt auf der Strecke standst und das Feld auf dich zurasen gesehen hast?
Nico Hülkenberg: Es ist unangenehm und eine Scheißsituation. In dem Moment hofft man einfach nur, dass die anderen um dich rumkommen und du heil durchkommst. Aber das ist leider nicht gelungen.

Wie hast du das restliche Rennen gesehen? Für das Team ist der dritte Platz von Sergio toll, aber für dich aufgrund des Ausfalls wohl besonders schade...
Nico Hülkenberg: So sehe ich das nicht. Ich sehe es positiv. Es gibt natürlich Aufwind im Team, gerade vor dem Rennen in Mexiko. Wir haben viele mexikanische Sponsoren und Partner, das ist positiv für die. Für mich war es natürlich ein schwarzer Tag im Büro, aber ich komme wieder zurück und kämpfe mich in Austin wieder nach vorne.

Sergio Perez jubelt über P3 in Sochi, Foto: Sutton
Sergio Perez jubelt über P3 in Sochi, Foto: Sutton

Aber ist es für dich nicht besonders ärgerlich, schon wieder die Chance auf das Podium verpasst zu haben, so wie letztes Jahr in Bahrain als auch Sergio Dritter wurde?
Nico Hülkenberg: Ich glaube, das siehst du ein bisschen falsch, denn wäre mein Unfall nicht passiert, wäre das erste Safety Car nicht gekommen und das Rennen nimmt einen anderen Verlauf. Wir sind nicht auf dem Podium, weil wir Drittschnellster sind, sondern durch den Umstand, dass Williams mit der Strategie danebengehauen hat und durch ein paar andere glückliche Umstände. Sergio war schon weg vom Podium und dann macht in der letzten Runde ein anderer Fahrer einen Fehler, räumt zwei Autos ab und er ist wieder da. Es ist ein Podium, aber nicht durch wirklich eigene Kraft. Aber am Ende ist das egal. Wenn ich gut durch die erste Runde gekommen wäre, glaube ich nicht, dass ich oder Sergio heute auf das Podium gefahren wären.

Also hast du den Unfall absichtlich gemacht, damit das Team etwas davon hat - eine Art Crash-Gate?
Nico Hülkenberg: Ne, ne, das nicht, aber ich glaube, du verstehst, was ich meine (lacht).

Die Performance des Autos war - trotz der begünstigten Strategie - auf jeden Fall positiv, oder?
Nico Hülkenberg: Ja, absolut, keine Frage.

Das Team hat auch strategisch gut reagiert. Stimmt es dich zuversichtlich für die nächsten beiden Jahre, dass du siehst, das Auto funktioniert und das Team reagiert schnell, wenn es darauf ankommt?
Nico Hülkenberg: Das sind all die Gründe, warum ich verlängert habe und hier bleiben wollte. Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Wir haben natürlich einen Underdog-Status, aber in genau solchen Situationen wie heute mit den beiden Safety-Car-Phasen gibt es einen Podiums-Öffner und den haben wir genützt. Andere haben ihn nicht gesehen und nicht schnell genug reagiert. Das ist die Stärke dieses Teams, weil das in der Vergangenheit auch schon öfter der Fall war.

Wie hast du die Situation am Ende zwischen Räikkönen und Bottas gesehen, die euch das Podium gebracht hat?
Nico Hülkenberg: Ich glaube, Kimi war über sein ganzes Rennen einfach ein bisschen frustriert und hat einfach eine Harakiri-Aktion geritten, die von Vornherein nicht gutgehen konnte.

Ein kurzer Blick auf Austin, was erwartest du dort?
Nico Hülkenberg: Es ist eine relativ ähnliche Strecke wie hier mit vielen flüssigen Medium-High-Speed-Kurven. Ich glaube, dass das Auto dort wieder ganz gut funktionieren sollte.