Am Freitag erlebte die Formel 1 ein kleines Novum auf dem Marina Bay Circuit. Zum ersten Mal überhaupt sicherte sich Daniil Kvyat die Bestzeit in einem Training. Am Nachmittag ließ der Russe Teamkollege Daniel Ricciardo und die Mercedes-Silberpfeile stehen und platzierte sich an der Spitze der Zeitenliste. Kvyats Vorsprung auf den Viertplatzierten Lewis Hamilton betrug gar 0,337 Sekunden. Ist Red Bull nun etwa der Favorit beim Singapur Grand Prix?

Trotz der Freude über die erste Karrierebestzeit dämpfte Kvyat die Erwartungen vor dem Qualifying am Samstag. Genau wie das halbe Fahrerlager glaubte auch er, dass Mercedes noch lange nicht alles gezeigt hat. "Wir wussten, dass wir auf dieser Strecke etwas bessere Chancen haben. Aber wir wissen nicht, was Mercedes alles gemacht hat. Warten wir es bis morgen mal ab", gab sich Kvyat eher defensiv.

Glückwunsch zur 1. Bestzeit in der F1, Daniil Kvyat, Foto: Sutton
Glückwunsch zur 1. Bestzeit in der F1, Daniil Kvyat, Foto: Sutton

Eine Strecke für Red Bull

Schon vor dem Wochenende gingen viele Experten davon aus, dass Singapur mit die beste Strecke für Red Bull sein sollte. Ein winkliger Kurs ohne endlose Geraden spielt den Stärken des Boliden in die Karten. "Heute Nachmittag sah es nicht schlecht aus und die Performance macht uns zuversichtlich", rechnete sich Kvyat ein gutes Ergebnis in Singapur aus. Dabei verpasste er einen Großteil des 1. Trainings, weil das Team an der Power Unit seines Autos werkelte.

Lediglich acht Runden konnte er vormittags drehen - bevor er in der 2. Session richtig aufdrehte. "Es kam etwas überraschend, dass mir sofort eine schnelle Runde gelang", sagte Kvyat. "Aber ich habe mich von Beginn an wohl gefühlt. Aber alle Teams arbeiten hart über Nacht und wir müssen schauen, wie die Situation dann aussieht. Ich habe keine direkten Erwartungen für morgen."

Ricciardo ist skeptisch, was Mercedes angeht, Foto: Sutton
Ricciardo ist skeptisch, was Mercedes angeht, Foto: Sutton

Ricciardo: Pole als Ziel

Nicht nur bei Kvyat lief es am Freitag ausgesprochen gut, auch Teamkollege Ricciardo war weit oben im Zeitentableau zu finden. Der Australier reihte sich im 2. Training auf dem dritten Platz ein - damit standen beide Red Bull vor den zwei Silberpfeilen. Doch Ricciardo war überzeugt, dass Mercedes erst am Samstag so richtig auspackt. "Wir haben uns die Pole zum Ziel gesetzt", sagte er zwar. "Ob wir sie bekommen, ist eine andere Sache. Aber ich bin sicher, dass Mercedes alle täuscht. Wir tun jedenfalls alles Mögliche dafür, um so weit wie möglich vorn zu stehen."

Im 1. Training gaben Hamilton und Rosberg wie üblich den Ton an. Als die Fahrer nachmittags aber auf die superweichen Reifen wechselten, schien Mercedes zumindest leichte Probleme mit dem Verschleiß zu haben. Die große Chance für Red Bull? "Ich hoffe, dass das ihre wahre Pace ist", sagte Ricciardo. "Aber um ehrlich zu sein, schaue ich morgen nicht auf sie. Ich bin sicher, dass sie einen Weg finden und aufdrehen."

Gleichzeitig war Ricciardo sicher, dass auch Red Bull noch Luft nach oben hat. Er habe etwas im Verkehr gesteckt und deshalb die echte Pace des Boliden nicht zeigen können. Ricciardo: "Wir sind also noch schneller als wir es gezeigt haben. Wenn man von den heutigen Zeiten etwas ableiten möchte, dann sehen wir ziemlich gut aus. Ich hatte gehofft, dass wir hier gut aussehen. Es scheint, als ob das auch der Fall sei."