Erstmals seit dem Österreich GP im Juni steht in der Ergebnis-Tabelle eines Formel-1-Trainings kein Mercedes ganz vorne. Lewis Hamilton wurde im zweiten freien Training zum Singapur GP Vierter, Nico Rosberg gar nur Siebter, nachdem der Deutsche in der ersten Session am Mittag mitteleuropäischer Zeit noch vor seinem Teamkollegen der Schnellste im Feld war.

Erzwungene Gelassenheit schien im Anschluss an das zweite Training das Motto im Team zu sein. "Heute lief es nicht so gut. Die erste Session war gut, da hab ich mich wohlgefühlt. Jetzt haben wir das Auto in die falsche Richtung gebaut", sagte Nico Rosberg. Auf die Frage, was dabei genau falsch gelaufen war, wollte er der Situation noch etwas Positives abgewinnen: "Es ist immer gut, etwas auszuprobieren, aber das ging nach hinten los. Jetzt weiß ich auf jeden Fall, was ich für morgen anders machen muss."

Konkret gehe es um Änderungen am Setup, speziell die Mechanik und die Stabilität des Autos. Diese seien jedoch so umfangreich gewesen, dass man sie während des zweiten Trainings nicht mehr habe rückgängig machen können, als sich ihre negative Wirkung zeigte. "Das lässt sich erst heute Nacht zurückbauen. Es war auf jeden Fall eine interessante Erkenntnis", so Rosberg vielsagend.

Der neue, nach dem Ausfall in Monza montierte Motor sei jedenfalls nicht das Problem, erzählte der 30-Jährige. Der laufe sehr gut und schnell, wie ja mittags auch zu sehen gewesen war. Haben die anderen Teams im Vergleich zu Italien vielleicht einfach aufgeholt? "Es ist beides. Die anderen haben aufgeholt und wir keinen guten Job gemacht heute", gab Rosberg zu Protokoll.

Hamilton ist entspannt, doch der Umschwung muss her

Auch Teamkollege Lewis Hamilton sah keine Probleme mit der Technik an sich. "Das Auto schaut gut aus dieses Wochenende", sagte der Weltmeister gelassen. Die anderen seien zwar näher dran, aber das sei in Singapur immer so. Und doch ließ er durchblicken, dass Mercedes den Umschwung bis zum Qualifying am Samstag hinbekommen muss. "Man kann hier kaum überholen, daher ist die Pole sehr wichtig", gab der WM-Führende zu bedenken. Teamchef Toto Wolff beschwichtigte angesichts der Niederlage: "Wir müssen einfach nur die Köpfe zusammenstecken und uns klar werden, was jetzt passieren soll."

Mercedes musste sich im Training von Singapur erstmals seit Langem geschlagen geben, Foto: Sutton
Mercedes musste sich im Training von Singapur erstmals seit Langem geschlagen geben, Foto: Sutton

Beide Piloten äußerten sich zudem zu den Änderungen an der Strecke, konnten allerdings keinen großen Unterschied zu vorher erkennen, was Hamilton zu der Aussage verleitete, er verstehe den Sinn der Umbauten nicht. Die größere Herausforderung sei ohnehin die hohe Luftfeuchtigkeit, die das Fahren körperlich besonders anstrengend mache. "Das ist das physisch das schwierigste Rennen des Jahres", sagte Rosberg.

Rosberg rechnet mit drei Stopps

Technikdirektor Paddy Lowe ist, wie auch Rosberg, der Meinung, dass der - in Singapur stets sehr hohe - Reifenabbau eine wichtige Rolle spielen wird. Der derzeitige WM-Zweite rechnet aus diesem Grund sogar mit drei Wechseln: "Es wird schwierig sein, eine Zwei-Stopp-Strategie zu fahren."