Doppelsieg Nummer sieben ist im Sack, Nummer acht schon angepeilt. Mercedes setzt nach den 43 Punkten in Spa am kommenden Wochenende in Monza die Jagd auf den erst im Vorjahr selbst aufgestellten F1-Rekord von elf Doppelsiegen in einer Saison fort. Der größte Gegner befindet sich dabei eigener Einschätzung nach auf den Tribünen. "Die Zuschauer sind spektakulär - sicherlich die begeisterungsfähigsten des gesamten Jahres. Allerdings feuern sie größtenteils ein anderes Team an", sagt Paddy Lowe.

Nico Rosberg pflichtet dem Mercedes-Technikchef bei: "Die Tifosi werden sicherlich ein rotes Auto ganz oben stehen sehen wollen, aber wie auch immer es ausgeht, sie werden stets für eine unglaubliche Atmosphäre sorgen." Wie auch immer es ausgeht - damit deutet Rosberg bereits an, dass es unbedingt anders ausgehen soll. Geht es nach ihm, steht am Ende wieder ein Silberpfeil-Pilot ganz oben - und zwar anderer als im Vorjahr. "Es war ein großartiges Erlebnis, im vergangenen Jahr auf dem Podium zu stehen. Dieses Mal möchte ich jedoch eine Stufe weiter oben landen", sagt Rosberg.

"Ich kann es kaum erwarten, dort mit unserem diesjährigen Silberpfeil zu fahren. Ich bin mir sicher, dass die Strecke unserem Auto liegen sollte. Der Kurs macht mir persönlich auch richtig viel Spaß. Es sind also alle Zutaten für ein starkes Wochenende vorhanden", ergänzt der frisch gebackene Papa einer Tochter. Insgesamt gilt es für Rosberg, in Italien gleich zwei Scharten auszuwetzen. Einerseits die beiden Verbremser des Vorjahres, die ihn den Sieg gegen Lewis Hamilton kosteten. Anderseits sein schwacher Start beim vergangenen Rennen in Spa, der ihn um jede Chance auf ein Duell mit seinem Teamkollegen brachte.

Diesmal möchte Nico Rosberg auf dem Podium seinen Teamkollegen zur Rechten wissen, Foto: Sutton
Diesmal möchte Nico Rosberg auf dem Podium seinen Teamkollegen zur Rechten wissen, Foto: Sutton

Hamilton will weiter gute Erinnerungen sammeln

Während Rosberg also einige Dinge anders, genauer gesagt besser machen möchte, gilt für den Meisterschaftsführenden das komplette Gegenteil: einfach weitermachen wie gehabt. "Spa war ein richtig positives Wochenende für mich. Ich fühlte mich die gesamte Zeit wohl und es war großartig, endlich einen weiteren Sieg bei einem F1-Klassiker zu erzielen. In Monza erwartet uns erneut eine Traditionsstrecke", sagt Hamilton.

Die Herausforderung des Vollgas-Tempels Monza respektiert Hamilton dennoch - wenngleich das nicht einen Deut an seiner Zielsetzung ändert: "Schnell, gleichzeitig aber auch technisch sehr anspruchsvoll mit einigen starken Bremspunkten und hohen Kerbs, die auf der Ideallinie überfahren werden müssen. Bei einem Rennen in Italien werden für mich viele gute Erinnerungen wach, denen ich am kommenden Wochenende weitere hinzufügen möchte. Das ist mein Ziel."

Die entscheidende Szene 2014 in Monza: Rosberg verbremst sich, Hamilton erbt die Führung und siegt, Foto: Sutton
Die entscheidende Szene 2014 in Monza: Rosberg verbremst sich, Hamilton erbt die Führung und siegt, Foto: Sutton

Wolff und Lowe mahnen zur Vorsicht

Naiv und sich der Spitze sicher reist Mercedes allerdings nicht zum Heimrennen des schärfsten Konkurrenten Ferrari. "Das Team hat in Spa eine fantastische Performance gezeigt. Dabei spielte das Schicksal unserer Gegner jedoch ebenso eine Rolle. Das Rennergebnis war abermals eine Erinnerung daran, dass wir nichts als selbstverständlich ansehen dürfen. In diesem Sport kann man Spitzenergebnisse viel einfacher verlieren, als man sie sich erarbeiten muss", mahnt Teamchef Toto Wolff.

Paddy Lowe stimmt zu: "Wir hoffen auf eine starke Performance in Monza. Auf einer Strecke mit einer solch einzigartigen Charakteristik kann man sich jedoch nie sicher sein. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass wir uns wie gewohnt perfekt auf das Wochenende vorbereiten."

Sergio Perez attackierte Lewis Hamilton beim Start in Spa, Foto: Sutton
Sergio Perez attackierte Lewis Hamilton beim Start in Spa, Foto: Sutton

Mercedes: Monza Bilanz

Mercedes in Monza: Mercedes hat in Monza drei Erfolge zu Buche stehen. In der Urzeit der Formel 1 gewann Juan Manuel Fangio sowohl 1954 als auch 1955, ehe im Vorjahr Lewis Hamilton den ersten Sieg der modernen Silberpfeil-Ära im königlichen Park feierte.

Lewis Hamilton in Monza: In seinem Formel-1-Debütjahr 2007 gelang Hamilton in Diensten von McLaren auf Anhieb der Sprung auf den zweiten Podestplatz. Noch besser lief es 2012 und 2014, als der Brite jeweils die oberste Stufe des Treppchens erklomm.

Nico Rosberg in Monza: Einen vollen Erfolg hat Rosberg in Monza noch nicht zu Buche stehen. Im Vorjahr schaffte der Deutsche als Zweiter zum ersten Mal den Sprung auf das Podium, zuvor hatte ein fünfter Rang aus der Saison 2010 seine Bestleistung dargestellt.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Stellen Sie sich vor: Der Favorit auf den (Doppel-)Sieg in Italien heißt Mercedes. Kein Wunder, handelt es sich wie in Spa um eine absolute Motorenstrecke - das Steckenpferd der Silberpfeile. Allerdings fehlt in Monza das zweite Steckenpferd: Bis auf die Lesmos und die Parabolica sind schnelle und mittelschnelle Kurven Mangelware. Noch dazu bedroht die Silberpfeile in Italien eine neue Macht, die sich in Spa bereits angedeutet hatte: Die Topspeed-Cracks von Force India. Schafft es diesmal einer deren Piloten, in Runde eins an den Mercedes vorbeizuschießen, so könnte sich im Verlauf ein ungeahnt knappes Rennen entwickeln. (Jonas Fehling)