Bahnt sich in der vermeintlichen Traumehe McLaren-Honda Ungemach an? Zwar geht es Schritt für Schritt nach vorne - in Ungarn fuhr das Team sogar erstmals mit beiden Autos in die Punkte - doch scheint das Tempo der Fortschritte nicht den Wünschen des britischen Traditionsrennstalls in der Partnerschaft zu entsprechen. Die hohen Ansprüche sollen endlich erfüllt werden - besser gestern als heute. Die Ungeduld nimmt zu. Lang will McLaren nicht mehr im Mittelfeld herumdümpeln müssen.
So äußert sich Renndirektor Eric Boullier in einem Interview mit F1i nun kritisch über die Herangehensweise Hondas und empfiehlt dem Motorlieferantern einen radikalen Schritt. Die Japaner müssten Mitarbeiter von Ferrari und Mercedes abwerben, um dem klaren Nachteil, erst später in die Ära der V6-Hybrid-Motoren eingestiegen zu sein, Rechnung zu tragen.
"Honda hätte etwas Erfahrung von anderen Motorherstellern einkaufen können und sollte das vielleicht wirklich tun. Wir würden es empfehlen, um sicherzustellen, dass alles schneller läuft und du dein Entwicklungsprogramm beschleunigst. Sie (Mercedes und Ferrari) haben die Lösungen parat, um Dinge hinzubekommen oder zumindest das Verständnis dafür", sagt Boullier. "Jeder kennt den Druck. Wir als McLaren können es uns nicht erlauben hinten im Feld zu bleiben. Das ist nicht das Selbstverständnis McLarens - aber definitiv auch nicht von Honda", ergänzt Boullier.
Honda spielt nicht mit
Das dürften die Japaner ähnlich sehen. Von Boulliers Mitarbeiter-Abwerbeplänen von Mercedes und Ferrari hält Honda selbst allerdings wenig. "Ich denke nicht. Wir haben schon genug Resourcen", beantwortete Motorsportchef Yasuhisa Arai schon in Silverstone die Frage, ob Honda externes Know-How einkaufen müsse.
"Wir haben nicht erwartet, dass wir in einer so harten Situation sein würden. Die Herausforderung, zwei Kulturen zusammen zu bringen ist ganz klar sehr groß. Auch die Herausforderung ein Unternehmen, selbst eines wie Honda, auf den technologischen Level zu bringen, den dieser Motor erfordert, ist frustrierend", sagt Boullier.
Das größte Problem sei noch immer, dass man einfach nicht das Maximum aus dem Paket herausholen könne, ohne die Zuverlässigkeit zu überstrapazieren. "Das konnte man jedes Mal, als wir es versucht haben, sehen: Kanada war ein Desaster - vier Motoren an einem Wochenende. Österreich war noch ein Desaster und dann wir haben diese Strafen bekommen", erinnert Boullier. Sollte es jemals gelingen, würde das Team allerdings sofort einen massiven Sprung schaffen. "Wenn wir unser Auto morgen mit 100 Prozent und voller Zuverlässigkeit fahren könnten, dann wären es nicht Zehntel, es wären Sekunden, um die wir uns verbessern würden", sagt Boullier.
Daher sei es besonders frustrierend zu wissen, dass man keine Schwäche im engeren Sinne habe, sondern einfach die Idee fehle, wie man das wahre Potential entfesseln könne.
Versöhnende Worte
Schließlich findet Boullier doch noch ein paar versöhnliche Worte - nicht ohne gleich die nächste Abteilung in die Pflicht zu nehmen. "Die Partnerschaft funktioniert gut, sehr gut. Das muss ich sagen. Ich denke wir haben erwartet, dass sie ein bisschen konkurrenzfähiger sind, aber wir sind Partner und wir müssen auch das beste Chassis im Grid bauen", sagt der Renndirektor. Gut sei letzteres allerdings schon jetzt, ohnehin handele es sich um ein langfristiges Konzept. Noch sei die Kombination eben nicht gut genug.
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