Auch wenn er in der Öffentlich manchmal anders wirkt, Lewis Hamilton ist ein sensibler Typ. H.A.M. ist der Brite nur im Cockpit. Dem Briten geht das Schicksal des kürzlich verstorbenen Fahrerkollegen Jules Bianchi noch immer nahe. "Wir wussten, wie ernst sein Zustand war, aber man hat einfach noch immer darauf gehofft, dass er durchkommt", schreibt Hamilton in seiner BBC-Kolumne.

Lewis Hamilton verlor schon zu Kart-Zeiten einen Kollegen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton verlor schon zu Kart-Zeiten einen Kollegen, Foto: Sutton

"In meinem Leben hatten drei tödliche Unfälle von Fahrern einen großen Einfluss auf mich", erklärt der Weltmeister. "Der erste war jener von Ayrton Senna 1994, damals war ich neun Jahre halt. Später in diesem Jahr habe ich gesehen, wie Daniel Spencer, ein Junge, den ich kannte, beim Kartfahren gestorben ist. Und jetzt Jules."

Für Hamilton war die Beisetzung von Jules Bianchi vor wenigen Tagen in Nizza keine Einfache Angelegenheit. Der 30-Jährige war - wie viele andere Fahrerkollegen auch - vor dem Ungarn GP nach Nizza gereist, um Bianchi die letzte Ehre zu erweisen. "Jules' Beerdigung hat mich sehr stark an die von Daniel erinnert: dieses allesdurchdringende Gefühl von Trauer und Verlust. Seine Familie und Freunde weinend zu sehen, war herzzerreisend."

Back to Business in Ungarn

Doch schon an diesem Wochenende heißt es wieder business as usual. Hamilton wird wieder zu H.A.M. "Wenn jemand auf diese Art umkommt, ist es natürlich ein Schock, aber ich stelle mir deshalb nicht die Frage, ob ich mit dem Rennfahren weitermachen soll. Ich habe keine Zweifel daran, wieder ins Auto zu steigen."

"Ich habe keine Angst", betont der WM-Führende. "Ich steige einfach ein und fahre, wie ich immer fahre - man darf nicht zulassen, dass einen diese Dinge beeinflussen. Es wird keinen Einfluss auf meinen Fokus und meine Hingabe haben. Ich komme mit dem Vorhaben nach Ungarn, um zu gewinnen und meine Meisterschaftsführung auszubauen - wie immer."

Nicht nur der Tod von Jules Bianchi hat Hamilton in seine Kartzeit zurückversetzt - auch der Hungaroring sorgt dafür, allerdings auf positive Weise. "Die Strecke ist fast wie eine große Kartbahn", erklärt der Brite. "Ich liebe es, hier zu fahren." Scheinbar Hamiltons Erfolgsgeheimnis. Viermal triumphierte er bereits in Budapest. Genauso oft wie Michael Schumacher.

Hamilton peilt Senna-Quote an: 41 aus 161

Mit einem weiteren Sieg in diesem Jahr wäre er nicht nur alleiniger Budapest-Spitzenreiter, sondern würde auch an einer weiteren Marke schrammen. Nämlich der Siegquote von Ayrton Senna. Gewinnt Hamilton drei der nächsten vier Rennen, hätte er bei 161 GP-Starts 41 Siege auf seinem Konto. Genau wie Ayrton Senna.

Senna holte Sieg Nummer 41 in Adelaide, Foto: Sutton
Senna holte Sieg Nummer 41 in Adelaide, Foto: Sutton

Selbst Hamilton - der bekanntlich nicht zu den großen Freunden der Statistik zählt - kennt diese Zahlen. "Ich muss gestehen, dass es schwierig ist, sich das vorzustellen. Ich wollte immer Ayrton nacheifern, aber die Tatsache, dass mein Name und meine Leistungen so nah an seinen sind, ist unglaublich. Das macht mich wirklich stolz."

Bleibt aber ein Problem: Hamilton darf, um mit Senna gleichzuziehen, bei einem der nächsten vier Rennen nicht gewinnen. Um Missverständnisse zu vermeiden stellt er deshalb schnell klar: "Ich versuche, jedes Rennen zu gewinnen, an dem ich teilnehme."

Fühle mich noch wohler als 2014

In diesem Jahr gelingt ihm das auch ganz gut. Von neun Rennen gewann Hamilton fünf. "Ich bin sowohl mit meiner Performance, als auch mit der Konstanz zufrieden", so der Mercedes-Pilot. "Als ich in dieses Jahr gestartet bin, war es schwer vorstellbar, dass ich die letzte Saison toppen könnte. Aber ich fühle wirklich, dass dieses Jahr noch besser für mich war."

"Ich habe hart daran gearbeitet und mich stark darauf fokussiert, bei meinem eigenen Fahrstil einen weiteren Schritt zu machen. Ich fühle mich in dem Mercedes in diesem Jahr definitiv mehr zu Hause als ich es 2014 war." Und auch 2014 soll Hamilton nicht so schlecht gewesen sein.