Italienische Medien berichten, dass Valtteri Bottas angeblich bei Ferrari unterschrieben habe und Kimi Räikkönen demnach zum zweiten Mal Abschied nehmen muss aus Maranello. So ganz kann ich das noch nicht glauben. Vor zwei Tagen erst habe ich mich beim Abendessen noch mit einem gut informierten italienischen Kollegen über die Thematik unterhalten.

Für Bottas ist aktuell kein Platz bei Mercedes, Foto: Sutton
Für Bottas ist aktuell kein Platz bei Mercedes, Foto: Sutton

Das Problem am Bottas-Wechsel zu Ferrari: Toto Wolff. Der Williams-Pilot wird unter anderem vom Mercedes Motorsportchef gemanagt. Und Wolff will seinen Schützling ungern Richtung Ferrari abwandern lassen. Auch wenn das Mercedes Werksteam derzeit dicht ist, Bottas wäre auf längere Sicht jemand für die Silberpfeile.

Bottas von Williams zu Mercedes zu lotsen, sollte für Wolff eine leichtere Übung sein, als ihn von Ferrari zu Mercedes zu holen. Angeblich soll Williams deshalb eine Ablösesumme von 16 Millionen Euro von Ferrari gefordert haben. Die Italiener wollten aber nur sechs Millionen zahlen. Geeinigt soll man sich nach dem aktuellen Gerücht irgendwo in der Mitte haben - für meinen Geschmack etwas zu schnell.

Gehen wir aber davon aus, dass Bottas tatsächlich zu Ferrari gehen darf. Der Abschied von Räikkönen hört sich für viele spektakulär an, aus Ferrari-Sicht ist er das aber nicht. Der Iceman kostet Unsummen und mit Leistung kann er nicht bestechen. Maurizio Arrivabene soll schon länger den Entschluss gefasst haben, Räikkönen nicht zu verlängern. Sparfuchs Sergio Marchionne wird sich dagegen auch nicht wehren. Nur Sebastian Vettel dürfte sich nicht darüber freuen.

Mega-Talent Pascal Wehrlein in den Startlöchern

Damit würde bei Williams ein Cockpit frei. Und hier kommt Toto Wolff wieder ins Spiel: Mercedes hat mit Pascal Wehrlein ein Mega-Talent auf der Bank oder bessergesagt im Simulator sitzen. Rennpraxis kann er zwar in der DTM sammeln, aber Wehrleins Ziel lautet Formel 1. 2016 wäre der Deutsche 21 Jahre alt - ein Alter, in dem man heutzutage langsam über die Königsklasse nachdenken sollte. Je länger Wehrlein im Tourenwagensport unterwegs ist, umso schwieriger wird es, in der Formel 1 Fuß zu fassen.

Geht es für Wehrlein über Force India zu Mercedes?, Foto: Sutton
Geht es für Wehrlein über Force India zu Mercedes?, Foto: Sutton

Weil bei Mercedes kein Stammplatz für Wehrlein frei ist, schielt der 20-Jährige auf die Mercedes-Kundenteams. Im Force India durfte er bei Testfahrten bereits Platz nehmen. Nicht wenige gehen davon aus, dass Mercedes Wehrlein 2016 in die Formel 1 hieven wird. Bleibt die Frage, bei welchem Team.

Lotus dürfte schwierig werden - zumal die Zukunft des Teams noch nicht einmal klar ist. Nicht einmal Toto Wolff könnte wohl einen Piloten in ein Renault-Werksteam setzen. Bleiben Force India und Williams. Hier wird es spannend. Bei Williams wäre nun ein Platz frei. Force India würde eigentlich gerne mit den aktuellen Fahrern weitermachen.

Doch finanziell ist der britisch-indische Rennstall weiterhin nicht auf Rosen gebettet. Da käme ein Discount bei den teuren Motoren gelegen. Mit den Motoren gibt es auch noch Pascal Wehrlein. Dafür müsste wohl Nico Hülkenberg sein Cockpit trotz seiner starken Leistungen räumen, weil Perez die Kassen klingeln lässt - und übrigens auf der Strecke besser als sein Ruf ist.

Hülkenberg plötzlich ohne Cockpit?

Steht Hülkenberg dann ohne Cockpit da? Es wäre noch immer das vakante Williams-Cockpit zu vergeben. Sportlich wäre eine Hülkenberg-Rückkehr für Williams wünschenswert. Mit der Bottas-Ablöse wäre auch finanziell etwas Spielraum gegeben. Allerdings sind die Geschäftszahlen des Traditionsrennstalls nicht ermutigend.

Felipe Massa bringt zwar mit Petrobras bereits einen guten Sponsor mit, doch genug davon kann man schließlich nie haben. Deshalb wird auch Felipe Nasr wieder mit Williams in Verbindung gebracht. Der Sauber-Pilot sammelte 2014 bei Williams erste Formel-1-Erfahrung und würde mit der Banco do Brasil den ein oder anderen brasilianischen Real mitbringen. Oder Wehrlein bekommt das Williams-Cockpit und Williams dafür im Gegenzug den Discount bei den Power Units.