Nico Hülkenberg erlebt magische Tage: Nur sechs Tage nach seinem Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans schlug der Emmericher wieder zu: Auf dem Red Bull Ring stellte er seinen Force India VJM08 auf einen sensationellen fünften Startplatz und sorgte damit für die beste Saisonleistung des Teams von Vijay Mallya im Qualifying. "Ich scheine einiges an Schwung aus Le Mans mitgenommen zu haben", grinste der 27-Jährige nach seinem neuerlichen Geniestreich. 1:09.278 Minuten bedeuteten die dritte Reihe mit 0,086 Sekunden Rückstand auf Felipe Massa im besser platzierten Williams.

Eine magische Erklärung für das, was ihn im Force India da vorne hin katapultiert hat, hatte auch Hülkenberg nicht: "Es war einfach ein guter und sauberer Versuch; ich hatte einen guten Rhythmus und Anlauf für Anlauf wurde es besser." Einen möglichen Faktor machte er beim Wetter aus: "Der Regen hat den Gummiabrieb weggewaschen. Wir hatten mehr oder weniger ‚green track‘ und das Auto scheint das zu mögen." Bob Fernley, der wieder einmal als Teamchef für Vijay Mallya einspringt, fügte hinzu: "Der fünfte Platz ist ein massives Stück Arbeit gewesen und ein hochverdientes Resultat fürs Team. Das Auto hat super performt und Nico hat ein paar fantastische Runden abgeliefert."

Die Ausgangsposition ist gut, doch Punkte gibt es erst am Sonntag. Hülkenberg erwartet, dass es ein hartes Rennen wird: "Wir haben ja einen Williams hinter uns, die sind sauschnell. Direkt dahinter kommen die Lotus, die auch recht flott sind. Ich glaube, ich werde einiges an Feuer von hinten kriegen. Aber ich werde darum kämpfen, die Position zu halten. Wenn sich das Auto so anfühlt wie heute, sollten wir gute Chancen haben." Fernley ergänzte: "Unsere Longrun-Pace sah konkurrenzfähig aus und wir müssen immer ein Auge auf das Wetter haben."

Egal welches Wetter: Nico Hülkenberg fühlt sich schon das ganze Wochenende wohl, Foto: Sutton
Egal welches Wetter: Nico Hülkenberg fühlt sich schon das ganze Wochenende wohl, Foto: Sutton

Aufwärtstrend dank weicher Reifen?

Zwar glaubt Hülkenberg, dass Force India bei einigen der ersten Rennen unter Wert weggegangen ist, doch einige spezielle Faktoren macht er für den jüngsten Aufwärtstrend mit verantwortlich: "Sowohl Kanada als auch Österreich sind Motorenstrecken, dazu hatten wir zuletzt immer wieder die weichen Reifen, die uns sehr entgegenkommen." In anderen Rennen hatte er deutlich mehr Probleme. "In Barcelona hatten wir hart und Medium, das war ein Killer für uns."

Die neue Mercedes-Power-Unit, die Force India erstmals einsetzt, wollte er überraschenderweise nicht für das Abschneiden verantwortlich machen: "Wir hatten das Software-Upgrade schon in Kanada gehabt, jetzt haben wir die Hardware dazu. Aber es ist kein großer Unterschied zu Montreal." Da der Mercedes-Motor aber ohnehin sehr stark ist, mache das auch nicht viel aus.

Q1-Desaster für Perez

Satz mit X: Perez blieb hinter Alonso hängen, Foto: Sutton
Satz mit X: Perez blieb hinter Alonso hängen, Foto: Sutton

Wesentlich schlechter lief es für Teamkollegen Sergio Perez: In der entscheidenden Phase in Q1 erwischte er eine denkbar schlechte Track Position und schied im Verkehr liegend aus. "Ich war direkt hinter Fernando [Alonso] und habe die ganze Runde hinter ihm gehangen", sagte ein enttäuschter Perez, der nicht über Platz 16 hinauskam. "Ich konnte nicht dichter an ihn heranfahren, weil ich dann jeglichen Abtrieb verloren hätte, und dann hatte ich Kimi [Räikkönen] hinter mir, so dass ich mich nicht zurückfallen lassen konnte. Das hat es mir sehr schwer gemacht und am Ende bin ich um eine Zehntel an Q2 vorbeigerutscht."

Fernley nahm den Mexikaner in Schutz: "Solche Sessions auf abtrocknender Strecke sind immer eine Lotterie und auf dieser Runde hat er einfach den Kürzeren gezogen." Seine Zeit von 1:12.522 Minuten wird jedoch noch gut genug für Startplatz 13 sein, weil mehrere Fahrzeuge vor ihm Strafen bekommen. Angesichts der guten Überholmöglichkeiten auf dem Red Bull Ring will Perez den Kopf noch nicht in den Sand stecken: "Ich fühle mich immer noch positiv für morgen: Es wird zwar kompliziert, weil wir außerhalb der Top-10 starten, aber wenn wir einen guten Job machen, sollten wir den verlorenen Boden wiedergutmachen können."