Montreal ist das erste richtige Power-Rennen des Jahres. Auf der Ile de Notre Dame werden gleich vier Mal pro Runde Geschwindigkeiten von 300 Stundenkilometer und mehr erreicht. Das genaue Gegenteil von Monaco also, wo die Leistung so wenig wie im gesamten Jahr nicht zählt. Deshalb war Red Bull im Fürstentum auch so nah am ersten Podium der Saison dran - der Renault-Nachteil war in Monaco vergleichsweise gering.

Das wird sich in Kanada wieder ändern - mit Red Bull rechnet eigentlich niemand. Doch Renault hat Hoffnung, dass das Kräfteverhältnis etwas durcheinandergewürfelt werden könnte. Die Hoffnung stützt sich auf die Technische Direktive, die schon beim Spanien GP von der FIA an alle Teams geschickt wurde.

In der Direktive wurden die Regeln rund um den Benzindurchfluss klargestellt. Ein Speichersystem zwischen Fuel-Flow-Meter und Motor ist demnach klar verboten. "Die Klarstellung beim Fuel-Flow ist interessant", meint Renault Sport F1 Managing Direktor Cyril Abiteboul bei Motorsport.com.

"Man hat in Monaco nicht viel davon gemerkt, aber es wird interessant, wie es sich in Kanada auswirken wird - denn es ist eine andere Strecke. Jede Anpassung am Fuel-Flow wird auf den langen Geraden dort eine große Auswirkung haben", glaubt der Franzose.

Keine Fuel-Flow-Auswirkungen zu erwarten

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist diese Hoffnung allerdings unbegründet, denn kein Hersteller hatte ein solches System je im Einsatz. Die Direktive wurde als reine Vorsichtsmaßnahme ausgegeben, weil einigen Teams ein solcher Benzinzwischenspeicher offenbar zum Kauf angeboten wurde. Deshalb hatten mehrere Teams unabhängig voneinander die FIA gebeten, die Regeln hier klarzustellen.

Rauch soll es nicht mehr geben, Foto: Sutton
Rauch soll es nicht mehr geben, Foto: Sutton

Statt auf eine Verschlechterung bei der Konkurrenz zu hoffen, bleibt Renault also nur die Flucht nach vorne. "Wir sind vor diesem Rennen realistisch", schränkt aber Motorenchef Remi Taffin ein. "Wir haben enorm viel Arbeit in die Zuverlässigkeit gesteckt und haben uns da in den letzten beiden Rennen auch verbessert, aber wir wissen, dass Montreal für uns Performance-technisch schwierig wird."

Entwicklungs-Token hat Renault für Kanada nicht gezogen. Dafür könnten Honda und Ferrari angeblich bei der Leistung zulegen, sicher ist das aber noch nicht. Renault muss sich aber erst einmal noch um die Zuverlässigkeit kümmern: Schon in Montreal droht bei Red Bull die erste Strafe.

So steht es bei den Power Units

ICETCMGU-KMGU-HESCE
Mercedes
Lewis Hamilton111112
Nico Rosberg111111
Red Bull
Daniel Ricciardo433212
Daniil Kvyat432212
Williams
Felipe Massa111111
Valtteri Bottas111111
Ferrari
Sebastian Vettel222222
Kimi Räikkönen222222
McLaren
Fernando Alonso333232
Jenson Button333332
Force India
Nico Hülkenberg222212
Sergio Perez111111
Toro Rosso
Max Verstappen423322
Carlos Sainz322222
Lotus
Romain Grosjean111111
Pastor Maldonado111111
Manor
Will Stevens222222
Roberto Merhi222222
Sauber
Marcus Ericsson222232
Felipe Nasr222222

Größte Benzinschlacht des Jahres

Mehr als 60 Prozent der Runde stehen die Piloten voll auf dem Gas, die längste Gerade ist 1.064 Meter lang - höchste Belastung also für den Verbrennungsmotor. Zwar gibt es einige harte Bremspunkte, trotzdem kann die pro Runde maximal erlaubte Energie an der Hinterachse nicht rekuperiert werden - die Runde ist schlichtweg zu kurz. Nach Brasilien werden in Kanada die kürzesten Rundenzeiten erreicht.

Umso wichtiger ist in Montreal die MGU-H. Sie kann sowohl direkt Power an die MGU-K abgeben, als auch elektrische Energie in der Batterie speichern. Weil die Strecke vor allem langsame Kurven hat, ist die MGU-H auch beim Beschleunigen wichtig, um den Turbolader auf Umdrehungen zu bringen. Zwischen Kurve eins und zwei fällt die Drehzahl auf etwa 7000 Umdrehungen ab, entsprechend langsam dreht sich auch der Turbolader.

Die Stop-and-Go-Charakteristik macht den Motoringenieuren das Leben noch aus einem anderen Grund schwierig: Der Benzinverbrauch ist enorm hoch - Montreal ist diesbezüglich das schwierigste Rennen. Nach Renault-Berechnungen liegt der Benzinverbrauch pro Runde sieben Prozent über dem Maximalwert. Das bedeutet, dass von Runde eins an Benzin gespart werden muss.