Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo belegten beim Monaco GP die Plätze vier und fünf. Auf frischen Supersofts konnte Ricciardo am Ende sogar noch Richtung Podium schielen, sah dann aber doch ein, dass es nicht reichen wird und überließ Kvyat wieder den zuvor geschenkten vierten Platz. So oder so: Der Monaco GP war für Red Bull das beste Rennen des Jahres.

Die große Frage lautet, ob Monaco die Trendwende gebracht hat, oder ob das Leistungsdefizit der Renault Power Unit in den engen Straßenschluchten nur nicht so sehr ins Gewicht fiel. Auf keiner anderen Strecke im Kalender zählt die Power weniger als in Monaco. "Natürlich kommt uns hier entgegen, dass nicht die Geraden dominieren", weiß auch Dr. Helmut Marko.

Bei Testfahrten Updates verstanden

Red Bulls Motorsportberater weiter zu Motorsport-Magazin.com: "Es zeigt sich, dass unser Chassis doch top ist." Vor allem die Performance im Regen machte dem Österreicher Mut. Beim Europa-Auftakt in Spanien sah die Welt noch ganz anders aus. Red Bull fuhr erstmals mit der kurzen Nase und einem umfangreichen Update-Paket. Das Ergebnis aber war ernüchternd: Platz sieben für Ricciardo, Rang zehn für Kvyat.

In Spanien verstand Red Bull die neuen Teile noch nicht, Foto: Sutton
In Spanien verstand Red Bull die neuen Teile noch nicht, Foto: Sutton

Allerdings gibt es in Barcelona mit der Start- und Zielgeraden einen langen Power-Abschnitt. Nur der war aber nicht schuld am schlechten Abschneiden. Die Ingenieure hatten das neue Aero-Paket noch nicht verstanden. "Wir konnten bei den Testfahrten in Barcelona viele Daten von unserem Auto sammeln und wissen jetzt, in welche Richtung es geht", zählt Marko einen Grund auf, warum es in Monaco deutlich besser lief. "Wenn man neue Teile hat, braucht es eben etwas Zeit, bis man das Chassis aussortiert hat."

Die Testfahrten nach dem Spanien GP waren für Red Bull dringend notwendig. "Vor allem für die Fahrwerksabstimmung", so Marko. "Man muss eine Balance ins Auto bringen und das geht von vorne nach hinten. Man kann im Simulator eine Tendenz festlegen, aber wie es sich mit dem Reifen verhält, sieht man nur an der Strecke."

Renault: Checkliste weiter abgearbeitet

Auch für Renault waren die sichtbaren Fortschritte in Monaco eine Erleichterung, wie Remi Taffin gesteht: "Wir sind noch Monaco nur mit einem Ziel gekommen: Konstant und zuverlässig Performance zu liefern. Wir reisen mit dem Wissen aus Monaco ab, dieses Ziel erreicht zu haben." Auch Renault Sport F1s Managing Direktor Cyril Abiteboul konnte seine Freude kaum verbergen: "Jede einzelne Peron hat dazu beigetragen, dass wir wieder zuverlässig sind und die Performance wird von Rennen zu Rennen besser."

Für Renault wichtiger als ein einzelnes Ergebnis: "Die Schritte liegen auf unserer erwarteten Entwicklungskurve. Jetzt haben wir ein Kreuz auf der Checkliste mehr und müssen uns bei den kommenden Rennen weiter an den Pan halten."

Eine abgehakte Box ist die Fahrbarkeit, die Renault zu Beginn des Jahres große Schwierigkeiten bereitete. In Australien soll die Fahrbarkeit schlechter gewesen sein, als bei den Testfahrten im Jahr zuvor in Abu Dhabi. "Wir haben jetzt eine bessere Fahrbarkeit", gibt Dr. Marko zu, "aber sind bei weitem noch nicht dort, wo Mercedes ist."

Die Topspeeds beim Großen Preis von Monaco

Fahrer Team Motor Topspeed
Sergio Perez Force India Mercedes 295,8 km/h
Nico Hülkenberg Force India Mercedes 292,7 km/h
Marcus Ericsson Sauber Ferrari 292,3 km/h
Felipe Massa Williams Mercedes 291,8 km/h
Kimi Räikkönen Ferrari Ferrari 291,7 km/h
Romain Grosjean Lotus Mercedes 290,6 km/h
Valtteri Bottas Williams Mercedes 290,3 km/h
Felipe Nasr Sauber Ferrari 289,8 km/h
Lewis Hamilton Mercedes Mercedes 289,7 km/h
Sebastian Vettel Ferrari Ferrari 289,0 km/h
Max Verstappen Toro Rosso Renault 286,0 km/h
Nico Rosberg Mercedes Mercedes 285,9 km/h
Carlos Sainz Toro Rosso Renault 284,6 km/h
Daniel Ricciardo Red Bull Renault 284,3km/h
Pastor Maldonado Lotus Mercedes 283,9 km/h
Jenson Button McLaren Honda 283,7 km/h
Roberto Merhi Manor Ferrari (2014) 282,5 km/h
Daniil Kvyat Red Bull Renault 281,6 km/h
Fernando Alonso McLaren Honda 279,7 km/h
Will Stevens Manor Ferrari (2014) 277,2 km/h

Der Blick auf die Daten ist allerdings nicht ganz so erbaulich. In der Topspeed-Tabelle des Monaco GPs findet sich kein Renault-Motor in den Top-10. Überhol-König Verstappen war mit 286 Stundenkilometer auf Rang elf der schnellste Renault. Damit fehlen fast zehn Stundenkilometer auf Sergio Perez - in Monaco ein beträchtlicher Rückstand. Daniil Kvyat kam als langsamster Renault gar nur auf 281,6 km/h und konnte lediglich Fernando Alonso (früh ausgeschieden) und Will Stevens (alter Ferrari-Motor) hinter sich lassen.

Zwar ging in Monaco kein Renault-Aggregat in die Knie, insgesamt sieht es bei der Zuverlässigkeit aber noch immer katastrophal aus. Schon in Montreal könnte Red Bull die erste Power-Unit-Strafe kassieren. Ricciardo und Kvyat haben jeweils schon Verbrennungsmotor Nummer vier im Einsatz. Bei Exemplar Nummer fünf gibt es die erste Strafe.

ICETCMGU-KMGU-HESCE
Mercedes
Lewis Hamilton111112
Nico Rosberg111111
Red Bull
Daniel Ricciardo433212
Daniil Kvyat432212
Williams
Felipe Massa111111
Valtteri Bottas111111
Ferrari
Sebastian Vettel222222
Kimi Räikkönen222222
McLaren
Fernando Alonso333232
Jenson Button333332
Force India
Nico Hülkenberg222212
Sergio Perez111111
Toro Rosso
Max Verstappen423322
Carlos Sainz322222
Lotus
Romain Grosjean111111
Pastor Maldonado111111
Manor
Will Stevens222222
Roberto Merhi222222
Sauber
Marcus Ericsson222232
Felipe Nasr222222

Dr. Helmut Marko kündigte bereits vor geraumer Zeit an, dass es nur mehr darum gehe, die Strafen taktisch einzusetzen. In Montreal ist überholen möglich, allerdings nicht mit geringem Topspeed. Trotzdem zieht Red Bull den Einsatz des fünften Motors in Erwägung. Dass der zusätzlich erlaubte fünfte Motor nicht gekommen ist, kommentierte Marko gewohnt zynisch: "Das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.

War Monaco als eine Trendwende oder ein Zwischenhoch? Auf Chassis-Seite mag Monaco eine Trendwende gewesen sein. Red Bull hatte vor dem Update sicher nicht das beste Chassis im Feld. Mit der kürzeren Nase und dem Verständnis für das neue Paket, zählt der RB11 aber wieder zu den besten seiner Zunft. Aber das alleine reicht nicht, von Renault muss mehr kommen. Und Monaco war bei den Franzosen wohl noch nicht die Trendwende.