Am kommenden Freitag beginnt für das Toyota Team eine neue Zeitrechnung. Denn erstmals treten die Japaner mit zwei absoluten Spitzenpiloten und GP-Siegern an. Aufgrund der erhöhten Erwartungshaltung steht die Köln-Marsdorfer Truppe also vor dem bislang schwierigsten Jahr seit dem F1-Einstieg 2002.

"2005 wird die Saison sein, in der wir zeigen müssen, dass mit Toyota in der Formel 1 zu rechnen sein wird", verriet TMG-Präsident John Howett im Interview mit unseren Kollegen des Kölner Express. "So gesehen: ja, 2005 wird ein ganz wichtiges Jahr. Es muss ganz einfach unsere erfolgreichste Saison werden. Mit diesem Anspruch im Hinterkopf fliegen wir nach Melbourne."

Die "reinen Testzeiten" der Vorbereitungsphase können einen dabei jedoch "auf die falsche Fährte" führen, weswegen Howett vor allem auf das neue Aerodynamikpaket baut, welches Toyota zuletzt in Barcelona und Valencia testete. "Wir haben uns in erster Linie auf die Zuverlässigkeit des TF105 konzentriert und die ist ausgezeichnet", freut sich Howett. "Was wir bislang gesehen haben, stimmt uns allerdings optimistisch. Wir sind im Rahmen unserer Ziele."

Wir können schneller als Williams sein

Und was erwartet sich sein neuer Starpilot Ralf Schumacher vom Saisonauftaktrennen in Melbourne? "Wenn wir nur das erste Qualifying betrachten, könnten wir zwischen dem sechsten und dem zehnten Platz stehen", prognostizierte Ralf, wobei Rang sechs der "absolute Idealfall" wäre. "Wenn wir das erreicht haben, dann hätten wir eine gute Voraussetzung für das Rennen. Ferrari, McLaren und Renault werden wir dann auf keinen Fall das Wasser reichen können. Aber wir könnten im Rennen schneller als Williams und zumindest ein B·A·R sein."

Um dies zu erreichen wird es auch in Melbourne weitere Verbesserungen geben. "In Melbourne bringen wir einen neuen Heckflügel", kündigte Howett an. "In Malaysia einen erneut überarbeiteten Frontflügel. Es gab und gibt übrigens auch viele Verbesserungen am Motor."

Als Ziel für den Saisonauftakt hat Howett deswegen "ein paar Punkte" gesetzt, um "optimal" in die neue Saison zu starten.

Aus dem Mittelfeld zur Spitze aufschließen

Das Ziel für den restlichen Saisonverlauf hört sich derweil etwas ambitionierter an: "Wir werden die Saison mit einer starken Mittelfeldplatzierung beginnen und von dort aus werden wir uns daran machen, zur Spitze aufzuschließen."

Ralf Schumacher geht sogar noch einen Schritt weiter: "Spätestens bis Saisonmitte sollten und können wir auf dem Level von B·A·R und Williams sein", so der Ex-Williams-Pilot. "Okay, B·A·R ist momentan schwer einzuschätzen, aber was Williams angeht, bleibe ich bei meiner Annahme. Unser Vorteil ist: Der Toyota-Motor ist stark und hält. Jetzt müssen wir die ersten zwei Rennen abwarten, erst nach Malaysia kann man sagen, wo man steht."

Vor dem ersten Rennen sehen sowohl Howett als auch Ralf zwei Teams ganz vorne: "Es sieht so aus, als seien Renault und McLaren sehr stark", sagt der TMG-Präsident. "Aber man sollte nie Ferrari unterschätzen." Deswegen fügt Ralf hinzu: "Klar, im Moment sehe ich Renault fast noch vor McLaren, dann kommt Ferrari und danach dann B·A·R und Williams knapp beieinander."

Dennoch ist sich Ralf sicher, dass McLaren am Ende "vorne stehen" wird. "Renault überrascht mich, dass die nach den vielen personellen Abgängen so weit vorne sind. Ich frage mich aber, ob die, die Saison über betrachtet, den Entwicklungsspeed beibehalten können. Da sehe ich McLaren halt im Vorteil."

Der Ferrari-Plan wird aufgehen

Und wie steht es um Ferrari und seinen Bruder? "Jedes Jahr mit dem alten Auto anfangen, und dann auch noch besser zu sein als die anderen. Das ist in dieser Saison mit den umfassenden Reglementsänderungen wirklich schwierig", prophezeit er. "Insoweit glaube ich nicht, dass die bluffen. Davon mal abgesehen glaube ich, dass ihr Plan, also mit dem alten Auto anzufangen und den neuen später zu bringen, über die gesamte Saison betrachtet aufgehen wird."

Ob sich Nick Heidfeld bei Ralfs Ex-Team in Grove gut schlagen wird, bleibt hingegen abzuwarten. Ralf geht jedoch davon aus, "dass Nick Heidfeld bei Williams schneller ist als sein Teamkollege Webber" sein wird. Die unterkühlte, britische Atmosphäre müsse Quick Nick nun einfach aushalten. "Auch Nick Heidfeld muss jetzt bei Williams da durch. Das ist doch nun wirklich nichts Neues bei Williams. Das konnte da noch jeder Fahrer so erleben. Da musste Heinz-Harald durch, da musste ich durch, da muss jetzt Nick durch. Man muss als Fahrer ein gesundes Selbstbewusstsein haben, um sich bei Williams wohl zu fühlen."