Dank Max Mosleys neuen Regeln stehen die Reifen mehr denn je im Mittelpunkt eines Rennwochenendes. Eine Tatsache, die natürlich auch bei den Reifenherstellern bekannt ist.

"Wir stehen vor einigen unbeantworteten Fragen. Zum Beispiel wie sich die neuen Regeln auf die Reifenabnutzung und Konstanz auswirken werden", stellt Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier klar. Die Antworten gibt er ebenfalls - "am Sonntagnachmittag".

Der Vorderreifen als Schlüssel

Bei Bridgestone blickt man dem Saisonauftaktwochenende mit ähnlich vielen Fragezeichen über den Köpfen entgegen. Der Technische Manager Hisao Suganuma nennt dabei noch einen weiteren entscheidenden Faktor: "Es ist niemals einfach nach Monaten der kalten Wintertests in den australischen Sommer zu kommen."

Dennoch wisse man bei den Japanern aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre, dass in Melbourne mit einigem Vorderreifengraining zu rechnen sein wird. "Dies ist einer der Schlüsselpunkte um in Melbourne konkurrenzfähig zu sein", betont Suganuma.

Aus diesem Grund werden die Bridgestone- und Michelin-Männer im Verlaufe des Rennwochenendes größtenteils mit bei einer Beschäftigung zu beobachten sein: "Wir werden den Status unserer Reifen genau beobachten, die Rundenzeiten notieren, die Reifenperformance überwachen und die Fahrerkommentare berücksichtigen", kündigt Suganuma an.

Die fünf Mischungen die Bridgestone mit nach Melbourne bringen wird, stammen aus der mittleren bis harten Produktpalette. Da es keine geplanten Reifenwechsel mehr geben wird, erwartet Suganuma, dass die Teams nur noch "ein- oder zweimal stoppen" werden.

Das dritte Auto als Vorteil

Einen bislang weitestgehend unbeachteten Faktor bringt unterdessen Bridgestone-Entwicklungschef Hirode Hamashima ins Spiel: Den dritten Piloten in den Freitagssessions.

Denn während schon lange klar ist, dass Bridgestone bei den Wintertests viel weniger Testkilometer als die Michelin-Teams drehte und Suganuma dies mit den Worten "Wir testen Qualität und nicht Quantität" noch besänftigen konnte, droht den drei Bridgestone-Teams nun am GP-Freitag ein Nachteil: Michelin kann mehr Daten am GP-Wochenende sammeln - unter anderem mit McLaren Mercedes und Pedro de la Rosa.

"Es ist für ein Top-Team ein riesiger Vorteil ein drittes Auto einsetzen zu dürfen", erklärte Hamashima. "Michelin kann somit einen guten Referenzpunkt finden und wir können nichts dagegen unternehmen."

So könne man mit dem dritten Wagen sowohl die harte als auch die weiche Reifenmischung ausprobieren und Daten über die Beschaffenheit des Asphalts sammeln. Bridgestone müsse hingegen die gleichen Daten aus viel weniger Runden herausziehen, da nur Jordan und Minardi ein drittes Auto einsetzen dürfen.

"Der einzige Weg um das herauszufinden ist eine Rennsimulation am Freitag zu fahren", fährt er fort und betont zugleich, dass dies natürlich nur mit einem dritten Fahrer möglich sei, der nicht unter die Motorenbeschränkung fällt. "Das dritte Auto wird der Schlüssel sein."

Rutschige Strecke

Entsprechend zuversichtlich blickt man bei Michelin dem Saisonauftakt entgegen. "Wir haben über den Winter gute Fortschritte gemacht und einige exzellente Rundenzeiten erzielt", so Pierre Dupasquier, der jedoch betont: "Wir wissen aber noch nicht, wie sich dies in Melbourne auswirken wird."

Da die Strecke normalerweise auch für den öffentlichen Straßenverkehr freigegeben ist, präsentiert sich der Kurs zu Beginn immer etwas "schmutzig und rutschig". "Traditionell nimmt der Grip-Level je mehr Gummi gelegt wird zu, aber dieser Prozess könnte in diesem Jahr etwas länger dauern, da die Fahrer weniger Reifensätze zur Verfügung haben und diese härtere Mischungen aufweisen."

Zudem besteht in diesem Jahr natürlich die Gefahr sich bei der Mischung im Vergleich zur Konkurrenz zu vergreifen. "Bei den ersten Rennen könnte es einen großen Unterschied zwischen Michelin und uns geben", prophezeit Hamashima. "Besonders wenn einer konservative Reifen mitbringt und der andere aggressive."