Ein gemeinsamer Start von Ralf und David Schumacher : Dieses Szenario wird in rund drei Wochen Realität. Das Vater-Sohn-Duo wird gemeinsam mit einem von US Racing rund um den ehemaligen Mercedes-Technikchef Gerhard Ungar eingesetzten LMP3-Boliden beim vorletzten Rennwochenende des Prototype Cup Germany an den Start gehen.
Dieser Gaststart erfolgt im Rahmenprogramm des DTM-Rennwochenendes auf dem Nürburgring (16.-18. August 2024). Der Prototype Cup Germany absolviert 2024 drei seiner insgesamt sechs Rennwochenenden im Rahmen der DTM.
Gaststart war schon 2023 geplant
"Es war geplant, dass wir letztes Jahr schon einen Gaststart machen", verriet David Schumacher im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com am Nürburgring. "Dann kam aber die schwierige Zeit in der DTM und dann haben wir uns dagegen entschieden, sodass ich mich mehr auf das DTM- und GT3-Thema fokussieren kann. Und jetzt vor zwei, drei Wochen wurde es erst entschieden."
Die ursprüngliche Idee stammte dabei von Vater Ralf. "Weil ich mir gedacht habe: 'Gut, jetzt bin ich noch so halbwegs in der Lage und ich wollte unbedingt mal mit meinem Sohn fahren'", erklärte der ehemalige Formel-1-Pilot den Zeitpunkt des gemeinsamen Starts.
Den Stein des Anstoßes zur Umsetzung in diesem Jahr gab schlussendlich aber Gerhard Ungar. "Gerhard rief mich vor drei, vier Wochen an und sagt: 'Hör mal, da ist jetzt die Möglichkeit, weil da fährt David nichts, du hast Zeit.' Und dann haben wir gesagt: 'Okay, dann machen wir es'", so Ralf Schumacher am Nürburgring im exklusiven Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.
Ralf Schumacher und David Schumacher absolvieren Testtag am Nürburgring
Ein weiterer Anruf von Ralf an Sohn David genügte und das Projekt wurde realisiert. "Papa hat mich angerufen: 'Hast du nicht Lust darauf, dass wir das zusammen mal machen?' 'Joa, können wir machen.' Jetzt haben wir es recht schnell geplant", berichtete David Schumacher.
In Anbetracht des anstehenden Starts absolvierten die beiden Schumachers heute zum ersten Mal einen gemeinsamen Testtag im Rahmen eines freien Tests, bei dem etwa auch GT3- und GT4-Fahrzeuge unterwegs waren. Beim heute um 08:30 Uhr von Box 12 aus beginnenden Testlauf spulten Ralf und David auf der Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke fünf Sitzungen von je 50 Minuten Länge ab. Am Mittwoch folgt ein weiterer Testtag.
Erstes Rennen von Ralf Schumacher seit 2012
"Das ist einfach ein tolles Zusammentreffen. Es ist ein toller Tag", freute sich David Schumacher. "Wir haben viel vor uns, viel Spaß. Aber es gibt auch natürlich viel Ernstes, weil wir uns ordentlich vorbereiten müssen auf das, was noch kommt." Für David Schumacher ist es nicht der erste Test in einem LMP3-Rennwagen. Bereits Mitte 2023 fuhr der 22-Jährige das sich im Besitz von US Racing befindende LMP3-Prototyp bei einem Test in Hockenheim.
Ungar bestätigte am Abend, dass das vorgesehene Programm bei besten Bedingungen - Sonnenschein und hohen Temperaturen - komplett abgespult wurde. Technische Probleme gab es keine. "Im Schnitt war David zwei bis drei Zehntel schneller als sein Vater. Womit Ralf gerechnet hatte und wovon David überzeugt gewesen war."
Für Ralf Schumacher wird der Start am Nürburgring das erste Rennen seit mehr als elf Jahren sein. Sein bis dato letzter Start ist auf den 21. Oktober 2012 datiert, als er mit einem Class-1-Mercedes beim DTM-Saisonfinale in Hockenheim bei seinem 52. DTM-Start auf Rang neun fuhr. Doch warum absolvierte Ralf Schumacher seitdem kein Rennen mehr? "Ich hatte gar nicht so darüber nachgedacht", so der sechsfache GP-Sieger. "Weil das Kapitel Motorsport gerade eigentlich komplett abgeschlossen ist. Das war jetzt ein besonderes Anliegen noch einmal ein Rennen mit meinem Sohn zu machen."
Vorerst kein gemeinsamer Start mit Mick Schumacher: Vielleicht kriegen wir das noch hin
Auch mit Mick Schumacher sei ein gemeinsames Rennen angedacht gewesen, so Schumacher weiter: "Aber das ging wegen den ganzen Verpflichtungen mit der Formel 1 auch nicht. Vielleicht kriegen wir das auch noch hin, das wäre natürlich dann noch schöner." Gleichzeitig stellte Ralf Schumacher aber auch eines klar: "Das ist hier kein Comeback, sondern einfach nur aus Spaß."
Im deutschen Motorsport sind gemeinsame Starts von Vätern und Söhnen nichts Neues, wenn auch selten. 2018 absolvierte etwa der ehemalige DTM-Pilot Roland Asch unter anderem gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian Asch das 24-Stunden-Rennen in Dubai - kurioserweise mit Cora Schumacher als Teamkollegin.
Ralf Schumacher schließt 24h-Nürburgring-Start aus: Ist mir zu gefährlich
Sieben Jahre zuvor ging Hans-Joachim Stuck gar bei den 24 Stunden vom Nürburgring gemeinsam mit seinen Söhnen Ferdinand und Johannes sowie deren langjährigen Freund und Berater Dennis Rostek an den Start, wobei das Quartett Gesamtrang 15 erreichte. Wäre ein gemeinsamer Start bei dem Eifelklassiker von David und Ralf Schumacher ebenfalls vorstellbar? "Das ist A: Zu weit weg. B: Ich persönlich fahre die Nordschleife nicht, das ist so", erteilte Ralf Schumacher dem eine klare Absage. "Weil es mir zu gefährlich ist."
Statt mehr Gedanken an potenzielle Rennen in der Zukunft zu verwenden, betonte der 180-fache GP-Starter stattdessen die Priorität seiner TV-Experten-Aufgabe mit dem Bezahlsender Sky. "Jetzt warten wir erstmal ab, wie das Wochenende ist. Vielleicht ist es ja auch schrecklich und dann hat es sich eh erledigt", so Schumacher.
David Schumacher: Vorerst kein Gaststart in der DTM
Deutlich mehr Vitalität als bei seinem Vater ist hingegen bei der Rennfahrer-Karriere von Sohn David vorhanden. Zu einem seit geraumer Zeit spekulierten Gaststart in der DTM, die er Ende 2023 nach zwei Jahren verlassen hatte, wird es indes in absehbarer Zeit nicht kommen. "Das war uns zu riskant, auf Anhieb mit einem Auto, das nicht in der DTM ist, noch schnell einzusteigen. Da macht man sich am Ende des Tages mehr kaputt als man gewinnt", erklärte Schumacher.
"Deswegen haben wir jetzt das Projekt gemacht, wo Papa und ich auch Lust darauf hatten, dass wir zusammen mal ein Rennen fahren mit dem LMP3", fuhr David Schumacher fort. "Das ist auch die deutlich bessere Lösung. Auch marketingtechnisch ist es wirklich einfach genial. Und ich freue mich auch, dass Papa das noch mitmacht in seinem Alter und wir dann auch Spaß haben zusammen."
Schumacher fordert Mercedes: Man kann nächste Stufe erwarten
Was die mittelfristige Zukunft seiner Karriere anbelangt, wollte sich David Schumacher beim Testtag nicht in die Karten blicken lassen. Nach seinem DTM-Aus geht der Youngster in diesem Jahr für HRT mit einem GT3-Mercedes im ADAC GT Masters an den Start. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Salman Owega konnte Schumacher dabei nach sechs Saisonrennen zwei Siege (beide auf dem Nürburgring) feiern sowie zwei Pole Positions sammeln. In der Meisterschaft belegt das Duo bei drei verbleibenden Rennwochenenden Rang drei.
Was im nächsten Jahr passiert, ist noch unklar. "Dafür ist es noch zu früh", winkte Schumacher ab. "Ich muss jetzt erstmal abwarten, was mit AMG passiert, ob sie sich entscheiden, mich in den Performance-Kader aufzunehmen, oder nicht." Im Moment hat David Schumacher nach wie vor den Status als Junior-Fahrer der Marke mit dem Stern. "Und daraufhin wird dann die Entscheidung für das nächste Jahr fallen."
Vater Ralf erhöhte zumindest verbal bereits den Druck auf Mercedes: "Wir haben jetzt sehr lange mit Mercedes zusammengearbeitet, auch auf eigene Rechnung. Und ja, er ist da im Kader, da gibt es auch viele Möglichkeiten, die sind toll, aber die nächste Stufe sollte man jetzt schon erwarten. Und ich gehe auch davon aus, dass das Thema GT3 so bleibt. David ist noch jung, hat noch Zeit und dann sehen wir weiter."
Kein Formelsport-Comeback von David Schumacher
Klar ist: Ein Comeback im Formelsport wird es für Schumacher, der zuletzt 2022 vier Rennen in der Formel 3 absolvierte, nicht geben. "Das mit der Formel hat sich erledigt", so die eindeutige Ansage von David Schumacher. "Ich würde auch gar nicht mehr in den Formelsport zurückwollen. Das Formel-2-Thema ist so viel Politik mittlerweile und die Motoren haben teilweise 20, 30 PS Unterschied. Das möchte ich mir nicht mehr antun."
Für David Schumacher geht es nach dem Start mit seinem Vater am Nürburgring wieder mit dem GT Masters weiter. Das vierte Rennwochenende findet vom 30. August bis zum 01. September 2024 in Spa statt. Zunächst folgt aber das LMP3-Rennen - auch fahrerisch eine Herausforderung. "Es ist vom Fahrstil eher wie ein Formelauto mit viel Aerodynamik und viel Leistung", beschrieb David Schumacher. "Aber natürlich auch mit ein bisschen mehr Gewicht als ein Formelauto und mit Dach, was schon immer ein Unterschied ist. Ich sage gerne: 'Ein Formelauto mit Dach.'"
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