Lewis Hamilton startete so in die neue Saison, wie er die alte beendet hatte - mit einem Sieg. Der Brite setzte sich im Albert Park zu Melbourne souverän durch, was David Coulthard durchaus verblüffte. "Er hat während des Winter sehr gut gepokert, als es so aussah, als würde ihn etwas belasten", spielte der Schotte in seiner BBC-Kolumne auf die Trennung von Langzeitfreundin Nicole Scherzinger an. "Er hat uns alle überlistet, weil er beim ersten Rennen der Saison einfach rausgegangen ist und die Leistung gebracht hat. Mit Stil."

Verwundert zeigte sich Coulthard über Nico Rosbergs Aussagen, der Hamiltons Vorstellung als "weltmeisterlich" bezeichnet hatte. "Es war fast so als hätte er Lewis auf ein Podest gestellt", meinte Coulthard. "Es ist überraschend und irritierend, dass ein Fahrer in seiner Position so etwas tut. Er muss beim nächsten Rennen in Malaysia versuchen, Hamilton zu schlagen, und dasselbe an den nächsten 18 Wochenenden tun. Seinen Rivalen dermaßen zu loben, kann nicht helfen, dieses Ziel zu erreichen."

Mercedes-Dominanz schädlich für F1

Hinter Mercedes sieht Coulthard derzeit eine große Lücke, ehe die Konkurrenz kommt. "Ferrari und Williams werden vielleicht in der Lage sein, in diesem Jahr einen Sieg zu ergattern, aber Mercedes ist in puncto Zuverlässigkeit unschlagbar und ich sehe niemanden, der sie abfangen könnte", lautet seine Prognose für den weiteren Saisonverlauf.

Mercedes allein auf weiter Flur, Foto: Sutton
Mercedes allein auf weiter Flur, Foto: Sutton

Diese Überlegenheit der Silberpfeile erachtet Coulthard allerdings als nicht förderlich für das Image der Formel 1 an. "Ich denke nicht, dass es der globalen Strahlkraft eines Sports zuträglich ist, wenn die großen, ikonischen Marken wie Ferrari und McLaren nicht auch Rennen gewinnen", urteilte der 246-fache Grand-Prix-Pilot.

Mercedes habe zwar fraglos einen tollen Job gemacht, gerade was den Motor betrifft, so Coulthard, doch würden die aktuellen Power Units für zehn Jahre eingefroren, hätten Teams, die ein anderes Fabrikat einsetzen, keinerlei Chance auf Siege. "Weil Mercedes mehr PS hat, können sie mit mehr Flügel fahren, ohne sich über zu viel Luftwiderstand Gedanken machen zu müssen", analysierte er. "Deshalb ist das Auto in den Kurven schneller."

Angesichts der Silberpfeil-Dominanz kann der Schotte der Forderung von Red-Bull-Teamchef Christian Horner, die Motoren anzugleichen, durchaus etwas abgewinnen. "Wenn man nichts tut, verändert sich nichts", so der 43-Jährige. "Das ist nicht gut für das Geschäft - in der Geschichte der Formel 1 hat es sich eingebürgert, etwas zu unternehmen, um das Niveau in diesen Fällen auszugleichen. Das liegt daran, weil die Dominanz eines Teams für das Geschäft und die Gesundheit des Sports nicht gut ist."

Lob für Vettel und Räikkönen

Angetan zeigte sich Coulthard von Ferrari, obwohl die Scuderia auf Mercedes noch immer deutlichen Rückstand aufweist. "Ferrari hat gegenüber er letzten Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht, weshalb es von Sebastian Vettel klug war, seine Option zu ziehen, um Red Bull zu verlassen und sich ihnen im Winter anzuschließen", lobte der Schotte.

Lob gab es auch für Kimi Räikkönen, der zwar wegen eines fehlerhaft montierten Rads ausschied, aber laut Coulthard dennoch zu überzeugen wusste. "Insgesamt war seine Performance in Australien der alte Kimi anstatt der aussichtslosen Gestalt, die wir im letzten Jahr gesehen haben." Ganz traut Coulthard dem Braten allerdings noch nicht. "Hat Räikkönen einen Schritt nach vorne gemacht, weil sich das Auto so verhält, wie er es mag?", warf er in den Raum. "Oder wäre Alonso immer noch so weit voran wie im letzten Jahr, wäre er geblieben? Das ist eine der Fragen, die nie beantwortet werden wird."

McLaren aussichtslos zurück

McLaren erlebte ein Debakel, Foto: Sutton
McLaren erlebte ein Debakel, Foto: Sutton

Tief enttäuscht zeigte sich Coulthard von McLarens Vorstellung. Kevin Magnussen schaffte es wegen eines Defekts des Honda-Motors gar nicht erst in die Startaufstellung und Jenson Button wurde abgeschlagener Letzter. "McLaren kann nicht geahnt haben, dass sie dermaßen langsam sein würden", meinte der Schotte, der selbst lange Jahre für den britischen Traditionsrennstall fuhr. "Dieser Abstand ist eine Welt in der Formel 1 und es wird sehr lange dauern, bis die Lücke geschlossen ist."

Aber nicht nur die Honda-Triebwerke sorgten im Albert Park für Probleme, selbiges galt für die Power Units aus dem Hause Renault. "Red Bull und Toro Rosso scheinen schon je einen Motor verloren zu haben, was ihre Saison noch ein bisschen schwieriger machen wird als sie es ohnehin schon ist", sieht Coulthard keinen Silberstreif am Horizont.