Mercedes startete mit der erwarteten Machtdemonstration in die neue Saison. Lewis Hamilton und Nico Rosberg an der Spitze des Felds und danach lange nichts - das Bild, das sich in Melbourne bot, dürfte wohl noch einige Zeit Bestand haben. Rund 34 Sekunden Rückstand wies mit Sebastian Vettel der erste Nicht-Silberpfeil im Albert Park auf, doch geht es nach Motorsportchef Toto Wolff, könnte Mercedes beim nächsten Saisonrennen in Malaysia sogar noch weiter voranliegen.

Die Konkurrenz sah Mercedes in Australien nur beim Start, Foto: Sutton
Die Konkurrenz sah Mercedes in Australien nur beim Start, Foto: Sutton

"In Sepang kommen Hitze und Feuchtigkeit dazu. Wir werden sehen, wie gut die Konkurrenz und wir damit umgehen", nahm er auf die stets schwülen Bedingungen in Südostasien Bezug, die Mensch und Maschine alles abverlangen. Da der F1 W06 Hybrid in puncto Kühlung gut aufgestellt sei, geht Wolff davon aus, dass Malaysia dem Weltmeisterteam entgegenkommen wird.

"Potenziell ja", antwortete der Österreicher daher auf die Frage, ob der Vorsprung der Silberpfeile beim zweiten Saisonlauf noch weiter anwachsen könnte. "Wir sind aerodynamisch gut aufgestellt und auch die Power Unit läuft gut. Die Integration hat gut funktioniert."

Mit der Vorstellung seines Teams in Melbourne war Wolff naturgemäß hochzufrieden. "Wir haben mit rund einer halben Minute vor Ferrari gewonnen. Wenn man bedenkt, was für einen Sprung sie von 2014 auf 2015 gemacht haben, ist das ziemlich beeindruckend", zog er vor den Mannschaften in den Werken zu Brixworth und Brackley den Hut.

Warnung vor Ferrari

Dennoch erwartet Wolff, dass die Konkurrenz im weiteren Saisonverlauf aufholen wird, und hat dabei ganz besonders Ferrari auf der Rechnung. Die Scuderia erwies sich in Melbourne als zweite Kraft und konnte Williams in Schach halten. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Lücke kleiner wird", ist der 43-Jährige überzeugt, wohlwissend, dass Ferrari über die entsprechenden Ressourcen zur Weiterentwicklung verfügt. "30 Sekunden ist keine Welt, wir haben nicht das ganze Feld überrundet", hob er warnend den Finger.

Nicht verborgen blieb dem Motorsportchef auch, dass die Konkurrenz Mercedes auf den Geraden deutlich überlegen ist. Williams-Mann Massa und Ferrari-Pilot Vettel kamen in Melbourne auf je 306 km/h, Hamilton erreichte hingegen nur 301 km/h. "Beide haben deutlich mehr Speed auf den Geraden. Und mit viel mehr meine ich, dass wir einen Unterschied von 10 bis 12 km/ gesehen haben", erinnerte er an die Testfahrten in Barcelona. Mercedes großer Vorteil liege hingegen in den schnellen Kurven. "Der Downforce scheint die Stärke des Autos zu sein", urteilte Wolff. "Für gewöhnlich war das die Stärke der Red Bulls, aber jetzt scheinen wir vorne zu sein."

2016 und 2017 im Blick

Aller Lobesworte für die Konkurrenz zum Trotz befindet sich Mercedes ob des derzeit großen Vorsprungs in der komfortablen Lage, bereits in dieser frühen Phase der Saison an das nächste Jahr denken zu können. "Wenn man sich einen Vorsprung erarbeitet hat, kann man strategischer planen", betonte Wolff. Das betrifft unter anderem den Einsatz der verbliebenen Token für die Motorenentwicklung. "Man muss genau überlegen, wann man Updates bringt", so Wolff.

Aber nicht nur 2016 spukt in Wolffs Kopf herum, auch 2017 ist ein Thema, wenn es zum großen Regelumbruch kommen könnte - Stichwort 1.000 PS. "Man muss in der Formel 1 immer antizipieren, in welche Richtung es sportlich und politisch geht", weiß der Österreicher. "Als Team musst du versuchen, das so gut wie möglich zu verstehen. Wir sind absolut dabei, wenn es Änderungen gibt, so lange sie halbwegs vernünftig sind, was die Kosten betrifft."