Die Stunde der Wahrheit naht. Was ist die rundumerneuerte Scuderia Ferrari 2015 im Stande zu leisten? Eine erste Antwort darauf gibt es am kommenden Sonntag, wenn die Formel 1 im Albert Park zu Melbourne in die neue Saison startet. In Maranello hat man es sich zum Ziel gesetzt, mindestens zwei Rennsiege einzufahren, was angesichts der mageren Vorsaison als durchaus ambitioniert zu bezeichnen ist.

Die Wahrheit liegt auf der Strecke

Verantwortlich zeichnen für die Erfolge sollen Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen, die bei den Wintertestfahrten einen starken Eindruck hinterließen. Doch bekanntlich sind Testfahrten das eine und Rennen das andere, weshalb auch Vettel gespannt ist, wie konkurrenzfähig der SF15-T tatsächlich ist.

"Über den Winter ist es uns gelungen, den Großteil des Programms, das wir uns vorgenommen hatten, zu absolvieren", sagt der Heppenheimer, der ähnlich wie einst Michael Schumacher Ferrari aus der Krise zurück an die Spitze der Formel 1 führen soll. "Jetzt ist es an der Zeit, auf der Strecke in Australien zu sehen, wie wettbewerbsfähig wir sind."

Ein Fragezeichen steht allerdings nicht nur hinter der Performance, auch die richtige Abstimmung für den unebenen Straßenkurs in Melbourne zu finden, ist gar nicht so einfach. "Beim ersten Rennen der Saison wird es für alle schwierig sein, das perfekte Setup zu finden und das Auto optimal abzustimmen, weil noch immer alles ziemlich neu ist", weiß Vettel. "Aber das ist auch Teil der Herausforderung. Wir testen im Winter, um so gut wie möglich vorbereitet an die Strecke zu kommen."

Räikkönen schwärmt von Atmosphäre

Voller Tatendrang strotzt auch Kimi Räikkönen, der in der gesamten Vorsaison ohne Podiumsplatz blieb. "Ich kenne das Team schon seit vielen Jahren, muss aber sagen, dass die Atmosphäre in diesem Jahr sehr gut ist. Die Leute sind glücklich und arbeiten sehr eng zusammen", schwärmt der Finne von der Stimmung in Maranello. "Ich denke, das ist ein gutes Zeichen, und darüber hinaus scheint es als hätten wir über den Winter ein gutes Auto gebaut. Jetzt ist es an der Zeit für Racing, damit wir wirklich wissen, wo wir sind."

Räikkönen verbindet mit Melbourne durchaus gute Erinnerungen, schließlich gewann er bereits zwei Mal im Albert Park. Folgt nun gar der dritte Streich? "Verglichen mit dem letzten Jahr haben wir als Team einen tollen Job gemacht", blickt der Finne dem Saisonstart optimistisch entgegen. "Wir sind mit dem, was wir über den Winter geleistet haben und mit dem Level an Konkurrenzfähigkeit, den wir erwarten erreicht zu haben, zufrieden." Nachsatz: "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Ergebnisse, die wir verdienen und wollen, erzielen werden."

Ferrari: Melbourne Bilanz

Ferrari in Melbourne: Ferrari ist gemeinsam mit McLaren das erfolgreichste Team beim Rennen in Melbourne. Bei 19 Auflagen triumphierte die Mannschaft aus Maranello genauso wie der britische Konkurrent sechsmal. Wie nicht anders zu erwarten, steuerte Michael Schumacher mit vier Erfolgen (2000, 2001, 2002, 2004) den Löwenanteil bei, Eddie Irvine (1999) und Kimi Räikkönen (2007) siegten jeweils einmal.

Kimi Räikkönen gewann schon zwei Mal in Melbourne, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen gewann schon zwei Mal in Melbourne, Foto: Sutton

Sebastian Vettel in Melbourne: 1, 2, 3 - Vettel hat bereits Pokale aller Größen aus dem Albert Park im Trophäenschrank stehen. 2011 gewann er den Australien GP, 2012 wurde er Zweiter und 2013 Dritter. Allerdings kam der viermalige Champion in Melbourne nicht auf Anhieb zurecht, denn bei seinen ersten drei Einsätzen überquerte er die Ziellinie nicht. Im Vorjahr machte Vettel der schwächelnde Renault-Motor einen Strich durch die Rechnung und er musste bereits in der Anfangsphase aufgeben.

Kimi Räikkönen in Melbourne: Kimi Räikkönen kam in Melbourne von Anfang an gut zurecht. Gleich bei seiner Premiere im Albert Park (2001) ergatterte der Finne mit Platz sechs einen WM-Punkt. Bei insgesamt zehn Rennen in Melbourne landete er fünf Mal auf dem Podium. Zwei dritten Plätzen (2002, 2003) ließ er 2006 einen zweiten Rang folgen, bevor er in seinem Weltmeisterjahr 2007 den ersten Sieg feierte. Nach einigen eher durchwachsenen Auftritten gewann der Iceman 2013 in Diensten von Lotus erneut.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Es wäre eine gehörige Überraschung, würde Ferrari den ersten der beiden anvisierten Saisonsiege schon in Melbourne einfahren. So gut die Wintervorbereitung auch gelaufen sein mag, Mercedes wird auf der Strecke zumindest vorerst nicht zu schlagen sein. Hinter den Silberpfeilen könnte aber bereits die Scuderia kommen, was in Anbetracht des schwachen Vorjahres gewiss für Jubelstimmung in Maranello sorgen würde. Fährt Sebastian Vettel also gleich in seinem ersten Rennen für Ferrari auf das Podium? Die Chancen sind zumindest intakt. (Philipp Schajer)