Fernando Alonsos Unfall beim vierten und abschließenden Tag der Testfahrten überschattete das Geschehen in Barcelona. Der McLaren-Pilot muss die Nacht zur Sicherheit im Krankenhaus verbringen. Motorsport-Magazin.com liefert die wichtigsten Antworten zu den Ereignissen des Vorfalls.

1. - Was ist passiert?

Um 12:35 Uhr mittags wurde das Training auf dem Circuit de Catalunya wegen roter Flaggen unterbrochen. Schnell wurde klar, dass Fernando Alonso zwischen Kurve 3 und 4 in die Streckenbegrenzung eingeschlagen war. Der McLaren-Pilot kam auf dem langen Weg in Richtung Kurve 4 zum Stehen. Auffällig war, dass er auf der Innenseite der Strecke anschlug. Üblicherweise wird das Auto in diesem Bereich, der mit bis zu 250 km/h durchfahren wird, nach außen getragen.

Alonso stand mit seinem Boliden parallel zur Mauer, der Frontflügel fehlte. Größere Beschädigungen am Auto waren auf den ersten Blick nicht erkennbar. Alonso soll laut Augenzeugenberichten relativ langsam unterwegs gewesen sein, die Rede ist von rund 150 Stundenkilometern.

Alonso schlag innen an der Mauer ein, Foto: Sutton
Alonso schlag innen an der Mauer ein, Foto: Sutton

2. - Wie ging es dann weiter?

Alonso konnte nach dem Unfall selbst aus dem Cockpit steigen, wo er von Rettungskräften in Empfang genommen wurde. Der Spanier wurde danach von einem Rettungswagen zur Erstuntersuchung ins Medical Center an der Strecke gebracht. Dieses Prozedere ist nicht ungewöhnlich und sogar verpflichtend, wenn nach einem Einschlag ein spezieller G-Sensor im Auto ausschlägt und dabei einen festgelegten Wert übersteigt.

Ersten Informationen des Teams zufolge blieb Alonso nach dem Crash bei Bewusstsein und war ansprechbar. Er wurde jedoch zu weiteren Checks per Helikopter in ein Krankenhaus in Barcelona geflogen. Um ein erhöhtes Medienaufkommen zu vermeiden, wurde der Name des Hospitals bewusst nicht genannt. Ein FIA-Sprecher bestätigte schnell, dass sich Alonso keine schweren Verletzungen zugezogen habe. Filmmaterial seit zunächst aber nicht verfügbar gewesen. Gegen 14:00 Uhr nachmittags teilte Alonsos Manager, Luis Garcia Abad, mit, dass sein Schützling in Ordnung und bei Bewusstsein sei.

Per Hubschrauber ging es ins Krankenhaus, Foto: Sutton
Per Hubschrauber ging es ins Krankenhaus, Foto: Sutton

3. - Wie geht es Alonso aktuell?

Im Krankenhaus wurde Alonso nach Eintreffen einer Computer-Tomographie und weiteren Checks unterzogen. Bis auf eine Gehirnerschütterung blieb er unverletzt, teilte McLaren am Abend mit. Der zweifache Weltmeister verbringt jedoch eine Nacht im Krankenhaus, um kein Risiko einzugehen. "Es geht ihm gut. Wir haben ihn zum Check ins Medical Center geschickt und dann nach dem normalen Protokoll ins Krankenhaus", erklärte McLarens Renndirektor Eric Boullier. "Er hat einen CT-Check und einen MR-Check gemacht und alles ist in Ordnung. Zur Sicherheit bleibt er aber für 24 Stunden hier."

4. - Was sagt McLaren zum Unfall?

Für Eric Boullier war die Angelegenheit am Abend klar. Es habe sich um einen normalen Test-Unfall gehandelt, versicherte der Franzose. "Fernandos Unfall war einer dieser Dinge, die beim Testen passieren", sagte Boullier. Was er allerdings noch nicht offiziell aufklärte, war die Ursache des Crashs. Kein Wort davon, ob es sich um einen Fahrfehler oder ein technisches Problem handelte. Einige Experten vermuteten zudem, dass es Alonso körperlich nicht gut gegangen sei. Sein Manager brachte auch den starken Wind ins Spiel, der gegen Mittag in Barcelona herrschte und das Fahren erschwerte.

An der rot markierten Stelle ist Alonso eingeschlagen, Foto: Motorsport-Magazin.com
An der rot markierten Stelle ist Alonso eingeschlagen, Foto: Motorsport-Magazin.com

5. - Warum gab es Spekulationen im Fahrerlager?

Nach dem Unfall machten zahlreiche Gerüchte die Runde im Fahrerlager, was denn nun wirklich passiert war. Genährt wurden die Spekulationen durch das verschwiegene McLaren. Dabei sollten eigentlich die Telemetrie-Daten des Teams größtenteils Aufschluss geben, wie es zu diesem doch ungewöhnlichen Unfall kommen konnte. Unter anderem wurde vermutet, dass Alonso kurz vor dem Einschlag das Bewusstsein verloren haben beziehungsweise benommen hätte sein können, weil er Dämpfe einer Batterie eingeatmet hätte.

Auch war zu hören, dass er einen Stromschlag von einer der Batterien der Power Unit erhalten haben soll. Angeblich habe er sich zunächst nicht gerührt als die Streckenposten zugegen waren. Dies ist allerdings unbestätigt. "So extreme Dinge passieren gewöhnlich nicht, aber ich habe keine Infos zu Alonsos Vorfall", sagte Williams-Ingenieur Rod Nelson zu einem möglichen Stromschlag. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass sich der Frontflügel noch vor dem Einschlag gelöst und unter das Auto gekommen sein könnte. Trotz zahlreicher Bilder von der Unfallstelle ist noch nicht geklärt, wann genau Alonso den Flügel verloren hat.

Auch ein technisches Problem an der Aufhängung oder Lenkung des Boliden wurde vermutet. In diesem Fall wäre es möglich, dass Alonso das Auto bewusst in Richtung Mauer gelenkt hat, um die Geschwindigkeit zu verringern. Eine Methode, die sich zumindest im normalen Straßenverkehr bewährt hat. Eric Boullier wollte zu den Gerüchten nicht konkret Stellung beziehen, teilte aber in aller Deutlichkeit mit: "Nichts von dem, was man lesen kann und gehört hat, ist wahr. Nichts, außer was ich gesagt habe, ist passiert."

Alonsos McLaren zurück in der Boxengasse, Foto: Sutton
Alonsos McLaren zurück in der Boxengasse, Foto: Sutton

6. - Was bedeutet der Unfall für McLaren?

Alonsos Crash bedeutete das unschöne Ende sowieso schon schwieriger Testfahrten in Barcelona. Eine defekte Dichtung innerhalb der Power Unit stellte das Team für große Probleme und sorgte für haufenweise Standzeit. Nach dem Unfall stoppte McLaren sein geplantes Programm für den Sonntag, für das eigentlich Jenson Button vorgesehen war. Zwar sei das Auto nicht stark beschädigt gewesen, aber doch zu sehr, um es noch einmal komplett aufzubauen.

"Aufgrund der fehlenden Streckenzeit und dem langwierigen Prozedere, das Auto und die Power Unit nach solch einem Aufprall zu überprüfen, entschied das Team, dass es sich nicht gelohnt hätte, das Auto wieder aufzubauen", erklärte Boullier die Entscheidung in einem Statement. Am Sonntag legte Alonso 20 Runden respektive 93 km zurück, bevor der Unfall passierte. An den vier Tagen spulte McLaren insgesamt nur 577 Kilometer ab - der mit Abstand schlechteste Wert aller Teams.

7. - Wie geht es jetzt weiter?

Sollte Alonso wirklich unverletzt sein und lediglich an einer Gehirnerschütterung leiden, kann er das Krankenhaus am Montag wieder verlassen. Die nächsten Testfahrten stehen schon in der kommenden Woche an, ab Donnerstag testet die Formel 1 erneut vier Tage lang in Barcelona. Bis dahin muss McLaren geklärt haben, was wirklich beim Unfall passiert war. Alonso sollte dazu weiteren Aufschluss geben können. Auch muss geklärt werden, wie groß der Schaden am Auto wirklich ist und ob vielleicht ein anderes Chassis zum Einsatz kommt. Was auch immer wirklich passiert ist: Auf McLaren wartet bis Donnerstag eine Menge Arbeit.