Der Wind, der Wind, das böse Kind. Das traf am Sonntag auf dem Circuit de Catalunya perfekt zu. Speziell am Vormittag frischte der Wind aus Westen deutlich auf, wechselte aber auch immer wieder die Richtung. Die Spitzenwerte lagen teils bei rund 20 km/h. Zum Vergleich: An der Nordseeküste in Hamburg herrschten am Sonntag mit 25 km/h Südwind ähnliche Bedingungen.

Ein hochsensibles und windanfälliges Auto bei diesen Bedingungen um die Strecke zu fahren, stellte die Piloten am finalen Testtag in Barcelona vor eine große Herausforderung. "Heute herrschte starker Wind, was das Leben für die Fahrer nicht sehr einfach macht", erklärte Carlos Sainz. Besonders die Tatsache, dass der Wind immer wieder die Richtung wechselte, war für den Spanier ein großes Problem.

Carlos Sainz haderte mit dem starken Wind, Foto: Sutton
Carlos Sainz haderte mit dem starken Wind, Foto: Sutton

Er machte auch den Wind für seinen schweren Abflug in Kurve drei mitverantwortlich. "Auf einem meiner Longruns auf dem harten Reifen, der hier nicht wirklich viel Grip bietet, verlor ich leider das Auto", so Sainz. "Ich hatte plötzliches Übersteuern, konnte das nicht korrigieren, fuhr in die Mauer und beschädigte das Auto schwer."

Andere Linien und Verständnisprobleme

Der Unfall von Sainz war zwar eines der Extrembeispiele des finalen Testtages in Barcelona, zu kämpfen hatten aber alle Piloten. Vizeweltmeister Nico Rosberg haderte vor allem mit dem Fahrgefühl. "Es war schwierig, das Auto zu verstehen", fand Rosberg. Während der Testfahrten legen die Teams großen Wert auf konstante Longruns, um bestmöglich das Verhalten des Autos einschätzen zu können. Diese Einschätzung war für den Deutschen aber nur schwer zu treffen. "Jeder Run war von Kurve zu Kurve anders. Je nachdem von woher der Wind kam, verhielt sich das Auto ganz anders. Das machte die Testfahrten heute extrem schwierig."

Viele Teams wie Williams oder Force India mussten ihr geplantes Testprogramm sogar umwerfen, da die gewonnenen Daten durch den Einfluss des Windes nicht aussagekräftig genug gewesen wären. Romain Grosjean entschied sind bei seinem ersten Einsatz für Lotus in Barcelona für eine ganz andere Herangehensweise. "Die Verhältnisse waren recht schwierig mit dem Wind, vor allem in der Früh. Da musste ich sogar eine andere Linie fahren, weil der Wind das Auto so sehr angeschoben hat", schilderte der Franzose. "Aber das Auto ist trotzdem gut gelaufen, sodass wir alles testen konnten, was wir wollten."

Die Bedingungen in Barcelona waren nur schwerlich mit denen aus Bahrain 2009 zu vergleichen, Foto: Hartley/Sutton
Die Bedingungen in Barcelona waren nur schwerlich mit denen aus Bahrain 2009 zu vergleichen, Foto: Hartley/Sutton

Schon in der Vergangenheit machte der Wind der Formel 1 bei Testfahrten einen Strich durch die Rechnung. Als die Königsklasse 2009 in Bahrain ihre Wintertestzelte aufschlug, fegte ein heftiger Sturm durch die Wüste und trug feinkörnigen Sand auf die Strecke und in die Boxenanlagen. Im Gegensatz zu den Testfahrten in Barcelona war an Fahren in Bahrain damals aber nicht zu denken. Auch 2014, als die Formel 1 anstatt in Spanien in Bahrain die Wintertestfahrten abhielt, klagten die Piloten über starke Winde, die die Daten verfälschten und das Fahrgefühl beeinträchtigten.