Es ist der 4. Februar 2015 und die Sonne geht langsam über dem Circuito de Jerez unter. Das Strahlen in den Gesichtern der Sauber-Crew will aber nicht verblassen. Der neue C34 wirkt wie die Offenbarung, die das Team so sehnlichst benötigt. Eine Bestzeit während der ersten Testphase in Jerez und ansonsten immer Rang zwei. Diese Zeiten wurden zwar ausschließlich mit weichen Reifen erzielt, das interessiert bei einer pink aufleuchtenden Sektorzeit bei Sauber aber aktuell niemanden.

Die Aussagekraft von Testzeiten - speziell der ersten Testwoche - ist hinlänglich bekannt. Niemand gibt preis, welche Karten er bereits auf den Tisch gelegt hat und welche Asse noch in den Ärmeln schlummern - oder eben auch nicht. Speziell beim finanziell angeschlagenen Sauber-Team wären ein paar Bestzeiten Wasser auf die Mühlen der Investoren. Nach einer Saison ohne einen einzigen Punkt, frustrierenden Ergebnissen, peinlichen Fehlern und Gesamtrang zehn ist Sauber tatsächlich in der Bringschuld. Aber würde der Schweizer Rennstall wirklich das viertägige Testprogramm beeinträchtigen und Showruns fahren, nur um die Außenwelt glücklich zu machen?

Kann Sauber aus dem Schatten treten?, Foto: Sutton
Kann Sauber aus dem Schatten treten?, Foto: Sutton

Positive Vorzeichen

Die Anzeichen sprechen gegen diese These. Speziell Marcus Ericssons Zeit des Finaltages lässt viel Raum für - positive - Spekulationen. Seine Zeit von 1:22.019 Minuten fuhr der Schwede bereits am frühen Nachmittag. Zwar war der Sauber dabei auf weichen Reifen unterwegs, allerdings dauerte sein Run elf Runden. Im Qualifying-Modus kann diese Zeit somit nicht entstanden sein.

Der Sauber-Pilot selbst will von Showruns für die Öffentlichkeit nichts wissen. "Um ehrlich zu sein, haben wir eine gewisse Spanne, was positiv ist." Der Schwede war bereits in Abu Dhabi mit dem C33 unterwegs und erkannte nun einen deutlichen Fortschritt. "Das diesjährige Auto ist definitiv besser. Es ist viel stabiler, vor allem auf der Bremse und durch die Kurven. Das gibt dir als Fahrer mehr Vertrauen."

Mehr Vertrauen bringt auch die Zuverlässigkeit mit sich. Sauber war nicht nur schnell, sondern auch konstant und schier unkaputtbar. Der C34 landete im Kilometer-Ranking hinter Mercedes auf dem zweiten Rang. Mit 1691 Kilometern landete Sauber sogar vor Motorenlieferant und Werksteam Ferrari.

Ferrari-Schritt Hoffnungsschimmer

Für Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn gab es 2014 zwei klare Faktoren für die desolaten Leistungen des Teams: Die Ferrari-Power-Unit und das Chassis des C34. "Wenn man sich die Hauptfaktoren ansieht, die zu dieser Saison geführt haben: erstens der Antriebsstrang. Wir haben Daten von Ferrari, die uns die Zuversicht geben, dass Ferrari aufholen wird", sagte Kaltenborn unlängst im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Beim Chassis haben wir uns sicherlich verbessert. Das liegt auch am Team. Wenn es mal neue Regelungen gibt, brauchen wir vielleicht ein bisschen länger, sind dann aber auch ganz gut dabei.

Mittlerweile haben sich für Kaltenborn beide Theorien bestätigt. Die Ferrari-Power-Unit scheint zumindest nach ersten Eindrücken einen Schritt auf Mercedes zugemacht zu haben. Das Lob der Fahrer zum Rest des Boliden spricht für sich...so auch die Zeiten.

Ein ähnlich positiver Auftritt bei den ersten Testfahrten gelang Sauber zuletzt 2010, Foto: Sutton
Ein ähnlich positiver Auftritt bei den ersten Testfahrten gelang Sauber zuletzt 2010, Foto: Sutton

Blick in die Vergangenheit

Für Sauber ist eine Bestzeit während der ersten Testphase schier ein Novum. Selten startete das Team auch nur annähernd so gut in die Saison wie 2015. Die Durchschnittsplatzierung von Felipe Nasr und Marcus Ericsson lag bei 1,75. Zuletzt drang das Schweizer Traditionsteam 2010 in derartige Sphären vor, als drei Mal hintereinander der zweite Platz bei den Testfahrten erzielt wurde. In den anderen Jahren pendelte sich die Durchschnittsposition immer zwischen den Rängen sechs und acht ein. Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt aber: Mit Ausnahme des Jahres 2010 und 2014 spiegelte sich diese Position während der ersten Testfahrten am Ende auch in der Konstrukteurswertung wider.

Auftakttest-Platzierungen der letzten fünf Jahre im Überblick:

Jahr Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4
20152212
20146687
20137584
20127966
20116108-
2010222-