Axel, welche Ziele haben Sie bei der Entwicklung des Renault RS25-V10 verfolgt?

Axel Plasse: Uns ging es vor allem darum, die Vorteile der innovativen Lösung eines extrem weiten Zylinderbankwinkels wie beim Renault RS23 mit denen des eher konventionell konstruierten Renault RS24 zu kombinieren. Als wir mit dem RS25-Projekt begannen, hatte der RS24 noch keinen Renneinsatz hinter sich. Wir mussten deshalb verschiedene Entscheidungen treffen, ohne zuvor deren Auswirkungen auf der Strecke gesehen zu haben. Alles in allem lassen sich die Entwicklungsziele unseres neuen Triebwerks in einem Wort zusammenfassen: Weltmeisterschaft. Dieser neue Zehnzylinder soll als Beweis dienen, dass wir in der Lage sind, um die WM-Titel zu kämpfen.

Sie sagen also, dass der RS25-Zehnzylinder das Beste der beiden Motoren aus den vorangegangenen zwei Saisons in sich vereinigt...

Axel Plasse: Ganz genau. Der RS25 wurde von beiden Konzepten beeinflusst. Zu jedem Zeitpunkt der Entwicklung haben wir uns immer wieder die Frage gestellt: Welcher Motor verfügte in diesem oder jenem Punkt über Vorteile? Der RS23 oder der RS24? Dabei berücksichtigen wir jeweils eine Vielzahl verschiedener Parameter: Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit, die Meinung unserer technischen Partner sowie – nicht zuletzt – die Einschätzung unserer Buchhalter... Gegenüber dem Vorjahr haben wir jedes Detail des Motors überarbeitet, und 98 Prozent sind völlig neu.

Wie wichtig war es Ihnen, die Leistung zu steigern?

Axel Plasse: Mehr Leistung gehört für jeden Motorenbauer zu den wichtigsten Zielen bei der Entwicklung eines neuen Triebwerks – es ist aber nicht das einzige. Wir wollten den Renault RS25 "rennfähig" machen. Das heißt, dass er sehr fahrbar sein sollte. Das ist eine ebenso simple wie logische Reaktion auf die Reglementsänderungen. Dabei dürfen wir Motoren-Ingenieure eines nie vergessen: Ein guter Rennmotor ist einer, der im Auto nicht weiter auffällt. Er hat einen einfachen Job, und den muss er zur vollen Zufriedenheit erledigen.

Wann lief der neue Motor erstmals?

Axel Plasse:Im Sommer 2004, kurz nach dem Grand Prix von Großbritannien. Er lief von Anfang an wie ein Uhrwerk.

Konnten Sie die jeweiligen Entwicklungsstufen des Renault RS24 in Ihr Projekt einfließen lassen?

Axel Plasse: Ja, jede einzelne Entwicklung wurde von uns berücksichtigt. Immerhin gab es ja keine radikale Veränderungen in der Architektur oder der grundsätzlichen Philosophie zwischen den beiden Motoren.

Inwieweit beeinflussten die Reglementsänderungen die Entwicklung des Renault RS25? Immerhin müssen die Motoren die doppelte Laufleistung aufweisen.

Axel Plasse: Das hört vielleicht zunächst einfach an, aber die Verdoppelung der Laufleistung ist eine schwierige Aufgabe. Allerdings stellte uns das Reglement vor keine unüberwindbaren Hindernisse, so dass wir den RS25-V10 entsprechend modifizieren konnten. Zudem müssen wir die veränderten Regeln im Gesamtzusammenhang sehen. Bereits im Vorjahr erhöhte sich die geforderte Laufleistung im Vergleich zur Saison 2003 um den Faktor 1,6. In diesem Jahr verdoppelte sie sich. Die Herausforderungen sind also durchaus vergleichbar.

Was sind die herausragenden Eigenschaften des Motors?

Axel Plasse: Es ist ein völlig neues Triebwerk. Bei vergleichbaren Dimensionen wie der Vorgänger liegt sein Schwerpunkt deutlich niedriger. Trotz der neuen Regeln ist der RS25 zudem nicht schwerer als der RS24. Gleichzeitig erhöhten wir Leistung, Maximaldrehzahl, Drehmoment und Zuverlässigkeit. Schließlich gelang uns die Integration von Chassis und Motor noch nie so gut wie in diesem Jahr.

Spielte bei der Entwicklung auch der finanzielle Aspekt eine Rolle?

Axel Plasse: Es ging für uns ständig darum, Budget-Ziele zu erreichen. Bei jeder einzelnen Komponente gab es für uns finanzielle Obergrenzen, die wir immer einhielten. Wir blieben mit dem gesamten Projekt innerhalb des genehmigten Etats.