Lotus hat am Montagnachmittag den E23 per Presseaussendung präsentiert. Mit dem neuen Boliden für die Formel-1-Saison 2015 soll ein Neustart gelingen. Lotus will die katastrophale Vorsaison vergessen machen. "Der E23 Hybrid stellt eine neue Ära für das Lotus F1 Team dar. Es ist Zeit die Enttäschung der vergangenen Saison hinter uns zu lassen und von zwölf Monaten harter Arbeit zu profitieren", sagt CEO Matthew Carter.

Das neue Auto

Größte optische Veränderung im Vergleich zum Vorgänger sind die fehlenden Stoßzähne. Lotus setzt in der neuen Saison auf eine konservative Nasen-Lösung. Auch die Airbox lockt das Auge an. Dieser Bereich fällt durch zusätzliche seiliche Einlässe wesentlich breiter aus als beim Vorgänger-Lotus. Der Heckflügel des E23 ist zudem anders befestigt. Die asymetrische Strebe des E22 hat ausgedient. An ihre Stelle tritt eine nach vorne gerichtete Strebe, ähnlich des Konzepts am Red Bull.

"Der E23 Hybrid stellt für uns einen massiven Schritt nach vorne dar. Es ist kein Geheimnis, dass wir mit dem letztjährigen Auto zu kämpfen hatten. Also haben wir alle Bereiche, die uns Probleme bereitet haben angegangen. Wir haben starke Fortschritte im Windtunnel gemacht", sagt Technikdirektor Nick Chester.

Der neue Lotus E23, Foto: Lotus
Der neue Lotus E23, Foto: Lotus

Zudem schlägt im Inneren des Boliden ein frisches Herz. Nach Jahren der Partnerschaft mit dem französischen Motorenlieferanten Renault kündigte das Team im Lauf der vergangenen Saison den Kontrakt. 2015 hat Lotus mit der Mercedes Power-Unit wohl die leistungsstärkste Antriebseinheit der neuen Turbo-Ära im Heck. "Das könnte uns den größten Performance-Gewinn einbringen", sagt Chester. Es gehe dabei nicht nur um die reine Performance, sondern auch Zuverlässigkeit, Fahrbarkeit, Kühlung und die Integration in das Chassis.

Bitter: Mit Total, Rexona, Clear und Burn fehlen 2015 die Logos von einem ganzen Quartett zahlungskräftiger Sponsoren auf dem E23. Dafür passt das Design der Aufhängung nun endlich von vornherein zum Mitte 2014 nivellierten Reglement. Es bleibt jedoch bei Pushrods an der Front- und Pullrods an der Hinterradaufhängung.

Der Vorgänger

Der E22 war designtechnisch wohl das auffälligste Fahrzeug im Grid des letzten Jahres. Die unkonventionelle Gestaltung der Nase brachte dem E22 einige kuriose Kosenamen ein. Der 'Säbelzahntiger'- E22, wie er auch genannt wurde, war jedoch weniger bissig, als man nach der Präsentation und vor allem nach einer erfolgreichen Saison 2013 vermutet hätte.

Das war der Lotus E22, Foto: Lotus
Das war der Lotus E22, Foto: Lotus

Aufgrund der Power Unit von Renault, die schon während der Testfahrten im Frühjahr eklatante Schwächen in puncto Performance und Haltbarkeit aufwies, blieben halbwegs adäquate Ergebnisse aus. Auch das Verbot der integrierten Vorder-, Hinterradaufhängung zur Mitte der Saison machte dem Team zu schaffen. So entickelte sich, was im Windkanal noch vielversprechend aussah, schnell zum völligen Desaster: Lotus duellierte sich nicht mit den Wunschgegnern Red Bull und Mercedes, sondern kämpfe am anderen Ende des Feldes gegen Sauber, Marussia und Caterham. Letztlich heimsten Romain Grosjean und Pastor Maldonado zusammen nur zehn Punkte ein - 305 Punkte weniger als im Jahr 2013.

Die Fahrer

Trotz des schwachen Abschneidens 2014 setzt das Team aus Enstone weiterhin auf die Dienste von Romain Grosjean und Pastor Maldonado. Letzterer dürfte nach einer mit reichlich Patzern und Ausfällen gespickten Saison nur aufgrund seiner üppigen Mitgift noch ein Cockpit erhalten haben. Romain Grosjean entschied sich bewusst für den Verbleib bei Lotus, um als eingespieltes Team gemeinsam mit seinen Ingenieuren das schwächelnde Team zurück auf Kurs zu bringen.

Romain Grosjean und Pastor Maldonado gehen auch 2015 für Lotus an den Start, Foto: Sutton
Romain Grosjean und Pastor Maldonado gehen auch 2015 für Lotus an den Start, Foto: Sutton

Zuvor bandelte der Franzose auch mit Ferrari und hoffte auf ein Cockpit in einem Topteam, letztlich entschied er sich jedoch zum Verbleib. "Es hätte sich einfach falsch angefühlt, jetzt dem Team Lebewohl zu sagen, denn ich weiß, dass in Enstone fähige Leute arbeiten. Solche schweren Zeiten können dich entweder stärker machen oder dich zerstören", begründete Grosjean seine Entscheidung.

Die Techniker

Romain Grosjean steht in der neuen Saison ein neuer Renningenieur zur Seite. Sein ehemaliger Helfer an der Boxermauer Ayao Komatsu übernimmt das Amt des Chefingenieurs. Neuer Renningenieur des Franzosen ist Landsmann Julien Simon-Chautemps. Bis auf diese personellen Wechsel sind in der Führungsebene und bei den Verantwortlichen an der Strecke keine Veränderungen vollzogen worden.

Die Ziele

Nach der Bekanntgabe der Partnerschaft zwischen Lotus und Mercedes im Oktober lies der CEO Matthew Carter eine mehr als markige Kampfansage vom Stapel: "Wir wollen an die Spitze des Feldes zurückkehren, Rennen gewinnen und erneut eine wichtige Rolle in der Weltmeisterschaft spielen."

Das Ziel von Lotus dürfte trotz der Angriffslust der Teamführung für die kommende Saison klar sein: Ein ähnliches Seuchenjahr wie 2014 soll keine Wiederholung finden. "Wir erwarten, dass der E23 viel, viel besser performt als sein Vorgänger. Wir werden sicherlich viel konkurrenzfähiger sein", sagt Nick Chester. Grund zur Hoffnung gibt der neue Motorenpartner Mercedes allerdings. Außerdem könnte für das Team die Tatsache sprechen, dass man über den Winter mit einem eingespielten Team weiterarbeiten konnte. Somit ist ein Platz im Mittelfeld ein realistischer Maßstab.