2015 wird alles anders. Sebastian Vettel legt die dunkelblauen Klamotten ab und streift einen roten Rennanzug der Mythos-Marke Ferrari über. In Maranello trifft der noch amtierende Weltmeister auf einen alten Bekannten: Kimi Räikkönen.

Ferrari befindet sich im Umbruch. Räikkönen machte jedoch in Suzuka noch einmal klar, dass er vorhabe, seinen Vertrag bei der Scuderia zu erfüllen. Entsprechend geht er davon aus, auch 2015 in einem roten Boliden Formel 1 zu fahren. "Ich habe einen Vertrag und daher mache ich mir um meine Zukunft keine Sorgen", betonte Räikkönen.

Zwei Fahrer, ein Problem

Spalier für das neue Ferrari-Duo, Foto: Sutton
Spalier für das neue Ferrari-Duo, Foto: Sutton

Mit Vettel und Räikkönen hat Ferrari in der kommenden Saison erneut zwei Weltmeister unter Vertrag. Neben dem Champion von 2007 sitzt dann eben statt Doppelweltmeister Fernando Alonso ein vierfacher Champion im zweiten Auto. Allerdings schwebt ein Fragezeichen über der neuen Fahrerpaarung: Vettel und Räikkönen sind beides Fahrer, die in dieser Saison ihre liebe Müh und Not mit der neuen Fahrzeuggeneration hatten.

Während Vettel bei Red Bull mit der schwachen und anfälligen Renault Power Unit, den mangelnden Abtrieb und der Fahrbarkeit des RB10 kämpfte, passte die "rote Göttin" nicht zu Räikkönens Fahrstil. "Ich bin schon eine Weile in der Formel 1. In all den Jahren habe ich nie meinen Fahrstil geändert und werde es auch zukünftig nicht tun", betonte der Finne, der die Lösung des Problems im Bereich von Ferrari sieht.

Auch Vettel kämpfte in dieser Saison mit seinem Arbeitsgerät. Der Grund ist auch bei ihm offensichtlich - er kam mit dem neuen Auto nicht zurecht. "Jedes Mal, wenn ich im Rennen versucht habe zu pushen, passierte nichts. Das ist bezeichnend für das diesjährige Auto in Kombination mit dem Abtrieb, den wir haben und den Reifen", erklärte der Noch-Red-Bull-Pilot.

In den vergangenen Jahren zeichnete sich Vettel als Meister des angeblasenen Diffusors aus. "Sebastian hat seinen Fahrstil dafür perfektioniert", verrät Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. Damit habe er Mark Webber teilweise in den Wahnsinn getrieben. "Das kann er jetzt aber nicht mehr nutzen, speziell beim Bremsen."

Hoffnung seit Singapur

Vettel und Räikkönen kämpfen mit ihren jeweiligen Autos, Foto: Sutton
Vettel und Räikkönen kämpfen mit ihren jeweiligen Autos, Foto: Sutton

Ausgerechnet das zurückliegende Rennen auf dem Straßenkurs in Singapur könnte für beide Fahrer den Wendepunkt eingeläutet haben. Beim Nachtrennen auf dem Marina Bay Circuit fuhr Vettel zum dritten Mal in dieser Saison auf das Podium und konnte dabei seinen zuvor überlegenen Teamkollegen Daniel Ricciardo schlagen.

Räikkönen konnte Alonso zwar auch in Singapur nicht bezwingen, dafür schien er endlich die richtige Fahrzeugeinstellung gefunden zu haben. Bis zu seinem unverschuldeten Defekt im Q3 war der Finne auf einem Niveau mit dem Spanier. Eine Leistung, die er zuvor in diesem Jahr nur auf seiner Paradestrecke in Spa-Francorchamps abrufen konnte.

"In Singapur hatten wir endlich den Speed, um im Qualifying eine schnelle, fliegende Runde zusammenzubekommen, da sich das Auto so verhalten hat, wie ich es mir erhofft habe", sagt Räikkönen. "Es fühlte sich im Vergleich zu dem, was ich das ganze Jahr lang hatte, irgendwie einfach an. Vorher war jede Kurve ein Ratespiel."

In Singapur fasste er endlich Vertrauen in den Ferrari und dessen Fahrverhalten. So konnte er auf seine Weise fahren und war nicht nur Passagier in einem zickigen, roten Biest. " Wenn man die Dinge so hinbekommt, dann ist es viel einfacher und man fährt sofort gute Rundenzeiten", betont Räikkönen. "Ich glaube zu 100 Prozent an Ferrari sowie daran, dass wir die Wende einläuten und zurück auf die Siegerstraße finden können."

Der Iceman als Herausforderung

2015 Teamkollegen: Vettel & Räikkönen, Foto: Sutton
2015 Teamkollegen: Vettel & Räikkönen, Foto: Sutton

Vettel und Räikkönen stellen auf den ersten Blick nicht das explosive Duo dar, als das Alonso und Räikkönen vor dieser Saison gehandelt wurden. Der Finne und der Deutsche kennen und schätzen sich; sie spielten in der Vergangenheit auch schon einmal gemeinsam Badminton. Während der Iceman stets die Fassung behält, hat diese Saison jedoch gezeigt, dass Misserfolge bei Vettel durchaus für ein gewisses Knatsch-Potential sorgen können.

Beinahe wären Vettel und Räikkönen übrigens schon in diesem Jahr Teamkollegen geworden. Der Finne war in der vergangenen Jahr im Rennen um das zweite Red-Bull-Cockpit, das letztlich Daniel Ricciardo abstaubte.

Räikkönen - dem derlei Dinge normalerweise egal sind - freut sich sogar auf seinen neuen Teamkollegen. "Ich habe natürlich noch nie mit ihm gearbeitet, weil wir in unterschiedlichen Teams waren", sagt er. "Aber von allen da draußen kenne ich ihn wahrscheinlich am besten und wir werden sehen, was in der Zukunft passiert."

Vettel hatte schon im vergangenen Jahr keine Bedenken wegen einer Zusammenarbeit mit dem Iceman. "Ich kenne ihn sehr gut und komme gut mit ihm aus", sagte er damals. "Kimi war immer aufrichtig zu mir und es wäre eine großartige Herausforderung." Im kommenden Jahr wird Vettel es herausfinden.