Der Suzuka International Racing Circuit ist Hondas Heimstrecke. Kein Wunder also, dass der künftige Motorenlieferant von McLaren den Großen Preis von Japan nutzt, um die eigenen Fortschritte zu präsentieren. So zeigte Honda ein erstes Bild der Power Unit und erklärte auf einer eigens eingerichteten Homepage, wie das System funktioniert.

Am Rande des Rennwochenendes äußerte sich nun Honda-Motorsport- und Entwicklungschef Yasuhisa Arai erstmals seit einem halben Jahr zu den Fortschritten. "Alles läuft annähernd planmäßig ab und ich hoffe, dass wir im März 2015 einen guten Start mit unserem Partner erwischen werden", sagte Arai.

So soll die Power Unit aussehen, Foto: Honda
So soll die Power Unit aussehen, Foto: Honda

Röhrt die Honda-Power Unit noch 2014?

Nichts würde dabei wohl mehr helfen, als ein Praxistest noch in der laufenden Saison. Doch wäre ein Einsatz der Honda-Power-Unit im diesjährigen McLaren überhaupt möglich, realistisch - überhaupt erlaubt? Arai tut diese Frage mit einem Lächeln ab. "Jeder fragt mich danach!", verkündet der Honda-Chef. Ausschließen will er es jedenfalls nicht und antwortet etwas geheimnisvoll: "Unglücklicherweise haben wir keinen richtigen Testplan, doch ich hoffe, wir können noch vor nächster Saison fahren, wenn das möglich ist. Also zwischen dieser Saison und der nächsten."

Heißt im Klartext: Im Idealfall soll die Power Unit noch in Abu Dhabi im McLaren schnurren. Unmittelbar an das Saisonfinale schließt sich dort nämlich eine Testfahrt an. Und ein bisschen mehr lässt sich Arai dann doch entlocken. "McLaren und Honda arbeiten gemeinsam daran, ein Testauto zu designen und zu kreieren, damit wir die Power Unit checken können", sagt der Motorsportchef.

Wann kommt der MP4-29H zum Einsatz?

McLaren will extra ein Interimsfahrzeug bauen: den MP4-29H. Das H im Namen würde dann nicht für Hybrid, sondern für Honda stehen. Mit dem Interimsfahrzeug könnte McLaren etwas flexibler agieren: Hat Honda das Aggregat bei den Testfahrten nach der Saison so weit, dass es auf der Strecke getestet werden kann, hat man auch ein Auto. Denn es ist nicht ohne weiteres möglich, eine unterschiedliche Power Unit einfach in das bestehende Auto einzupflanzen. Dazu sind weitreichendere Änderungen nötig, die nicht kurzfristig angepasst werden können.

Darf der MP4-29H schon in Abu Dhabi ran?, Foto: Sutton
Darf der MP4-29H schon in Abu Dhabi ran?, Foto: Sutton

Gleichzeitig soll das Interims-Auto auch noch bei den Vorsaisontestfahrten 2015 zum Einsatz kommen. Deshalb kann der MP4-29H auch entwickelt werden, ohne die Vorbereitung für 2015 zu stören. Denn das Übergangsauto soll Elemente enthalten, die auch für das nächstjährige Auto einfach übernommen werden können. Weil kein großer Regelumbruch bevorsteht, ist das durchaus möglich.

McLaren wird gewissermaßen zum Bau des Interimsmodells gezwungen. Weniger von Honda, als vielmehr vom Reglement. Denn demnach darf der Honda-Motor eigentlich erst bei den Wintertestfahrten 2015 zum Einsatz kommen. Honda würde die Power Unit wohl liebend gerne schon in Abu Dhabi testen - aber das könnte am Widerstand der anderen Teams scheitern. Sollte es aber noch klappen, hat McLaren mit dem MP4-29H zumindest ein Auto. Klappt es nicht, ist nicht so viel verloren, weil es bei den Wintertests noch eingesetzt werden kann. Der Vorteil: McLaren kennt den Rest des Fahrzeugs dann schon bestens, kann sich nur auf die neue Power Unit konzentrieren.

Mercedes-Niveau das Ziel

Ob das Honda-System tatsächlich zum Wunderaggregat wird, was manch ein Experte erwartet, will Arai nicht bestätigen. "Ich habe nie eine Zahl [gefragt wurde nach PS, d. Red.], die wir erreichen wollen. Aber unser Ziel ist klar: In dieser Saison ist der Mercedes glasklar an der Spitze, also wollen wir in der nächsten Saison dieselbe Wettbewerbsfähigkeit erreichen. Aber bis dahin ist viel Arbeit zu erledigen", sagt Arai.

Bisher das Maß aller Dinge: Die Mercedes-Power-Unit, Foto: Mercedes
Bisher das Maß aller Dinge: Die Mercedes-Power-Unit, Foto: Mercedes

"Von den anderen Herstellern habe ich nur sehr kleine Dinge gelernt, weil wir den Großteil der Daten nicht kennen", beschreibt Arai die Schwierigkeit zu erahnen, wie sich die Power Unit auf der Strecke verhalten wird und welche Komponenten Probleme bereiten könnten. "Es ist sehr schwierig sich da auf einen bestimmten Bereich zu konzentrieren", pflichtet ihm McLaren Managing-Director Jonathan Neale bei.

"Honda und McLaren haben zusammen jede Menge Arbeit in einer kurzen Zeit zu erledigen und ich bin sicher, wenn Sie Andy [Cowell; Mercedes] oder Remi [Taffin, Renault] fragen würden, wie sie sich zum selben Zeitpunkt im Vorjahr gefühlt haben, als sie mit den V6-Motoren gestartet sind, könnten die genau nachfühlen, was wir gerade durchmachen", sagt Neale.