Lewis Hamiltons Mechaniker-Crew hat eine lange Nacht vor sich. Der im Qualifying ausgebrannte Mercedes des Briten braucht eine Generalüberholung und bekommt für das Rennen am Sonntag ein neues Chassis, ein neues Getriebe und einen neuen Motor verpasst, wie das Team gegen halb sechs Uhr abends via Twitter bestätigte.

Damit bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen, die Teamchef Toto Wolff am Nachmittag geäußert hatte. "Wir bauen das Auto gerade ab und es ist wirklich schlimm beschädigt", so der Österreicher. "Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir eher aus der Boxengasse starten werden. Wir müssen uns das erst genau ansehen, aber allzu optimistisch bin ich nicht."

Hamilton selbst erreichte die Nachricht im Hotel, denn der Brite hatte den Hungaroring nach seinem frühen Q1-Aus nach dem Abspulen einiger TV-Interviews verlassen. Mit Erlaubnis seines Teams, das ihm eine Absage des obligatorischen Pressetermins einräumte.

Wie schnell hakt Hamilton die Pechsträhne ab?

"Lewis ist eine sensible Person, aber er hat in dieser Saison schon mentale Stärke bewiesen. Er fühlt sich heute natürlich nicht gut, aber das wird morgen schon wieder ganz anders aussehen", erklärte Wolff. "Wir haben schon in Hockenheim gesehen, dass er nicht viel Hilfe von uns braucht. Natürlich reden wir ab und an, aber er hat für sich selbst schon diese Stärke erarbeitet, sich von so etwas zu erholen."

Allerdings kommt es in dieser Saison schon richtig dick für den Weltmeister von 2008, der in dieser Saison schon zweimal ausfiel und zuletzt in vier Qualifyings in Folge Probleme hatte. "Wir müssen das in den Griff bekommen", weiß Wolff, dass es nicht in der Tonart weitergehen kann.

Brennend musste Hamilton seinen Mercedes ohne Rundenzeit abstellen, Foto: Sutton
Brennend musste Hamilton seinen Mercedes ohne Rundenzeit abstellen, Foto: Sutton

"Wir haben bereits eine Gruppe im Qualitätsmanagement eingesetzt, denn so etwas können wir nicht akzeptieren. Wir haben leider verschiedene Arten von Problemen und es ist nicht immer klar, woher diese kommen. Hin und wieder vom Chassis, aber auch von der Power Unit", ärgerte sich der Teamchef. "Das war für Lewis bereits der vierte technische Ausfall."

Rosberg: Nicht so die WM gewinnen

Auch Nico Rosberg, der am Sonntag von Pole Position starten wird, würde seinen WM-Vorsprung lieber durch gewonnene Duelle auf der Strecke ausbauen als über Defekte des Rivalen. "Es ist der Kampf mit ihm, der mich motiviert. Das ist die Herausforderung. Richtig freuen kann ich mich nur dann, wenn ich ihn auf der Strecke schlage."

Dass ihn der Defektteufel auch bald heimsuchen könnte, darüber zerbricht sich Rosberg nicht den Kopf. "Ich versuche meine ganze Energie und Konzentration für Dinge aufzubringen, die ich beeinflussen kann. An so etwas denke ich also erst gar nicht", so der WM-Führende.

14 Punkte beträgt Rosbergs Vorsprung auf Hamilton in der Gesamtwertung vor dem Rennen in Ungarn. Bleibt sein Mercedes am Sonntag von Defekten verschont, wird er diesen Abstand wohl vergrößern können. Dennoch traut Rosberg seinem Teamkollegen in Budapest noch viel zu: "Ich rechne auf jeden Fall mit ihm. Mit unserem Auto und so, wie er aktuell fährt, muss man das."

Auch Wolff hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Hamilton es am Sonntag zur Siegerehrung schaffen könnte. "Ich würde ein Podium noch nicht ausschließen, denn er hat hier schon enormen Speed bewiesen. Wenn wir es von der Strategie her hinbekommen, würde ich nichts ausschließen."