1. Warum fiel Rosberg aus?

Schon beim Vorstart sowie acht Runden vor dem endgültigen Ausfall hatten sich die Getriebeprobleme am F1 W05 von Nico Rosberg angekündigt. "Es waren erst ganz kleine Anzeichen", erklärte Rosberg. "Ich habe nicht gedacht, dass es ein totaler Getriebeschaden sein wird." Doch weder Fahrer, noch Team konnten das Unvermeidliche verhindern - in Runde 30 rollte Rosberg auf der Strecke aus. "Bis dahin hatte ich alles unter Kontrolle", war Rosberg siegesgewiss. Es wäre sein vierter GP-Erfolg in dieser Saison, wodurch er mit Lewis Hamilton gleichgezogen hätte. "Wir müssen den Fehler am Getriebe analysieren und beheben", betonte er mit Blick auf sein Heimrennen in zwei Wochen in Hockenheim.

Nico Rosberg stand zum ersten Mal 2014 nicht auf dem Podest, Foto: Sutton
Nico Rosberg stand zum ersten Mal 2014 nicht auf dem Podest, Foto: Sutton

2. Warum stoppte Hamilton zweimal?

Bei seiner Verfolgung auf Nico Rosberg stoppte Lewis Hamilton nicht nur sechs Runden später als sein Teamkollege, sondern wechselte auch von der weicheren auf die härtere Reifenmischung. Laut Regelwerk hätte Hamilton das Rennen damit sogar zu Ende fahren dürfen, andere Fahrer haben genau das gemacht. Nach dem Ausfall von Rosberg hatte Hamilton aber ein 40 Sekunden großes Polster, das locker für einen weiteren Boxenstopp ausreichte.

Angesichts dieser Tatsache entschied man sich bei Mercedes auf Nummer sicher und riskierte es nicht, mehr als die Hälfte der Renndistanz auf einem Reifensatz zu fahren und holte den späteren Rennsieger nach 41 Runden als letzten Fahrer noch einmal in die Box.

3. Wie kam Bottas so weit nach vorne?

Neben Lewis Hamilton war Valtteri Bottas der große Gewinner des Rennens in Silverstone. Der Finne war nach einem völlig verpatzten Qualifying nur von der 14. Startposition in den Grand Prix gegangen, sah jedoch als Zweiter die Zielflagge, was sein bestes Karriereresultat darstellte. Den Grundstein zu seinem Erfolg legte Bottas bereits in der absoluten Anfangsphase des Rennens, als er mehrere Piloten überholte und sich daher beim Re-Start schon auf dem neunten Platz wiederfand.

In weiterer Folge pflügte der Williams-Pilot, der auf eine Einstopp-Strategie setzte, durch das Feld und ging nahezu spielerisch an der Konkurrenz vorbei. "Wir wussten, dass wir ein schnelles Auto haben und vielleicht hat es uns etwas überrascht, dass es so schnell war", hatte er selbst nicht mit einem derartigen Husarenritt gerechnet.

Ricciardo jubelte, Vettel haderte, Foto: Sutton
Ricciardo jubelte, Vettel haderte, Foto: Sutton

4. Warum kam Ricciardo vor Vettel ins Ziel?

"Ich hatte erwartet, heute Dritter zu werden. Die Pace war gut, aber die Strategie war nicht richtig", analysierte Sebastian Vettel nach Rennende. Vettel startet das Rennen von Position zwei, Teamkollege Daniel Ricciardo nur von Platz acht. Der Weg zum Podest für Ricciardo: Im Gegensatz zu Vettel machte er nur einen Stopp.

Bei der Analyse wird deutlich: Vettel lag sowohl vor als auch nach seinem ersten Stopp klar vor Ricciardo. Red Bull beschloss aber, Vettel bereits in Runde zehn zu seinem ersten Stopp an die Box zu holen, um auf McLaren zu reagieren. "Daniel stoppte etwas später zum ersten Mal, was die Möglichkeit eröffnete, ihn auf einen Stopp zu setzen", erklärte Teamchef Christian Horner zu Ricciardos Stopp in Runde 15. Als Vettel schließlich in Runde 33 erneut die Box ansteuerte, ging nicht nur Ricciardo, sondern auch Fernando Alonso vorbei.

Vettel und Alonso lieferten sich das Duell des Rennens, Foto: Sutton
Vettel und Alonso lieferten sich das Duell des Rennens, Foto: Sutton

5. Was war zwischen Vettel und Alonso?

Man hätte meinen können, es ginge um den Sieg, dabei kämpften Sebastian Vettel und Fernando Alonso nur um Platz fünf. "Beide Fahrer waren am Limit. Das war ein tolles Racing", schwärmte Red Bull-Teamchef Christian Horner. Sein Fahrer ebenso wie Alonso sahen das etwas anders. "Ich erhielt die Nachricht, dass sich Fernando über mich beschwert hat und ich künftig die Streckenlimits beachten soll. Also habe ich mich über ihn beschwert."

Alonso sah wiederum Vettel als Anstifter des Boxenfunk-Duells. "Seb hat ständig gesagt, dass ich zu weit hinausfahren würde, dabei war er zwei oder drei Fahrzeuglängen neben der Strecke als er mich überholt hat." Das Duell auf der Strecke gewann Vettel. "Ich weiß nicht, wer das Duell am Funk gewann", so der Deutsche, der zugab: "Am Ende wurde es ein bisschen absurd."

Der Großbritannien GP war für Kimi Räikkönen schon nach einer Runde vorbei, Foto: Sutton
Der Großbritannien GP war für Kimi Räikkönen schon nach einer Runde vorbei, Foto: Sutton

6. Was passierte bei Kimi Räikkönen?

"Ich kam in Kurve fünf von der Strecke ab und bei meinem Versuch zurück auf die Strecke zu kommen, muss ich wohl einen Kerb getroffen haben. Ich verlor die Kontrolle über das Auto und landete in der Streckenbegrenzung", schilderte Kimi Räikkönen wie es zu seinem Horrocrash kurz nach dem Start kam. Der Ferrari-Pilot schlug auf der Wellington-Geraden mit 47 G in die Leitplanke ein, von dort aus wurde er zurück auf die Strecke geschleudert, wo er den Williams von Felipe Massa touchierte.

Nach einem medizinischen Check folgte die Entwarnung: linker Knöchel schwer geprellt, keine Knochenbrüche. Ob der Finne beim zweitägigen Test in Silverstone wie geplant im Auto sitzen wird, ist noch unklar. "Wir haben noch keine Entscheidung getroffen. Ich möchte zu 100 Prozent sicher sein, dass es Kimi gut geht", betonte Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci.

7. Was war zwischen Maldonado und Gutierrez?

Ein Flug, zwei Meinungen, eine Strafe. In Kurve 16 traf Sauber-Pilot Esteban Gutierrez den Lotus von Pastor Maldonado und schickte den Venezolaner durch die Luft. Gutierrez war der festen Überzeugung, Maldonado sei beim Abbremsen nach innen gezogen und hätte ihm keinen Platz gelassen - Kollision unvermeidbar. Während Maldonado weiterfahren konnte, musste der Sauber-Pilot seinen Boliden abstellen.

Pastor Maldonado sorgte für die Flugshow des Rennens, Foto: Sutton
Pastor Maldonado sorgte für die Flugshow des Rennens, Foto: Sutton

Unbeschadet kam aber auch Maldonado nicht davon. Drei Runden vor Rennende musste er seinen Lotus mit einem Auspuffdefekt abstellen. Maldonado sprach nach dem Rennen von einem etwas wackeligen Heckflügel durch die Kollision, war aber nicht sicher, ob sein Aus in Zusammenhang mit der Kollision stand. Gutierrez wurde dennoch bestraft. In Hockenheim geht es für den Sauber-Mann drei Startplätze nach hinten.

8. Warum wurde Alonso bestraft?

Parken scheint nicht die Stärke von Fernando Alonso zu sein. Am Ende der Einführungsrunde machte es den Anschein, als wäre er vom plötzlich anhaltenden Williams überrascht worden. Alonso trat auf die Bremse - und stand mehrere Meter vor seiner eigentlichen Startposition. "Als ich mein Startnummern-Schild suchte, sah ich nur die Nr. 7 von Kimi und dann die Nr. 77 von Bottas. Die 14 fehlte", erinnert er sich zurück. "Ich wusste nicht, wo ich war."

Eigentlich kein Wunder, schließlich fährt Alonso sonst immer ein paar Reihen weiter vorne los. Er versuchte das Missgeschick noch auszubügeln, doch auch das ging schief: "Ich versuchte, zwei oder drei Mal den Rückwärtsgang einzulegen, aber er funktionierte nicht." Die Strafe folgte durch die lange Rennunterbrechung ungewohnt spät: Erst nach Neustart des Rennens belegte die Rennleitung den Spanier mit einer 5-Sekunden-Boxenstopp-Strafe.

Fernando Alonso kam nur einmal an die Box, Foto: Sutton
Fernando Alonso kam nur einmal an die Box, Foto: Sutton

9. Wann entschied sich Alonso nur einmal zu stoppen?

Schon vor dem Start war für Fernando Alonso klar, dass in diesem Rennen nicht die großen Punkte zu holen sein würden. Als schließlich Teamkollege Kimi Räikkönen für den Rennabbruch in Runde eins sorgte, begannen bei Ferrari die Köpfe zu glühen. "Wir hatten 45 Minuten, um vor dem Re-Start nachzudenken. Wir saßen da, überlegten, was wir machen könnten", erklärte Alonso.

Durch das Aus in Q1 am Samstag standen Trockenreifen ohne Ende zur Verfügung. Nun war klar: Bis Runde 25 mussten die schwarzen Walzen am Ferrari durchhalten, um eine Einstopp-Strategie möglich zu machen. Zwischen Runde 15 und 20 folgte dann der Blick auf die Reifenabnutzung und es war beschlossene Sache. "Unsere Pace war aber noch gut, also entschieden wir uns für einen Stopp", so Alonso. "Ein Stopp war also die sicherere Variante, um ein paar Punkte für das Team einzufahren. "

10. Warum dauerte es so lange bis zum Re-Start?

Eine geschlagene Stunde mussten Piloten und Fans warten, ehe der Grand Prix nach Kimi Räikkönens Unfall wieder aufgenommen werden konnte. Der Finne hatte bei seinem Einschlag eine Leitplanke beschädigt, die aus Sicherheitsgründen erst wieder repariert werden musste, was das Streckenpersonal vor Probleme stellte. Nicht bei allen Beteiligten stießen diese umfassenden Arbeiten auf Verständnis.

"Es ist lächerlich, das Rennen für eine Stunde zu unterbrechen, weil die Leitplanken beschädigt sind", schüttelte Niki Lauda den Kopf, der die Wahrscheinlichkeit, dass an derselben Stelle erneut ein Unfall passieren könnte, für ausgesprochen gering hielt. "Sie kümmern sich um jedes kleine Detail und einige Leute werden sicherlich den Fernseher abschalten", galt seine Sorge dem Produkt Formel 1. Letztlich wurde der Grand Prix um 15:05 deutscher Zeit fortgesetzt.