Felipe Massa hatte sich seinen 200. Grand Prix in der Formel 1 anders vorgestellt. Sein Rennen war schon in der ersten Runde nach fünf Kurven beendet, nachdem der Williams-Pilot dem verunfallten Kimi Räikkönen auf der Wellington-Geraden nicht ausweichen konnte. Massa war hart auf die Bremse gestiegen, als er den Ferrari-Piloten vor sich auf die Strecke rutschen sah, doch ein leichter Kontakt reichte aus, um sich das Auto irreparabel zu beschädigen. Massa humpelte zwar mit einem Platten an die Box zurück, konnte das Rennen aber nicht mehr aufnehmen.

Massa war froh, dass Räikkönen den heftigen Unfall größtenteils unbeschadet überstanden hatte, doch mit dem Verhalten des Finnen war er nicht ganz glücklich. "Im Training wäre er in dieser Situation vom Gas gegangen, aber im Rennen willst du natürlich keine Positionen verlieren", sagte der Brasilianer. "Er wollte mit Vollgas zurück auf die Strecke, aber wegen der Bodenwelle hat er das Auto verloren."

Rennen für Felipe Massa vorzeitig beendet, Foto: Sutton
Rennen für Felipe Massa vorzeitig beendet, Foto: Sutton

Räikkönen im Pech

Räikkönen war nach seinem Austritt in Kurve fünf wieder in Richtung Strecke gezogen, dabei überfuhr er eine Senke im Boden, hob ab und schlug erst rechts in die Leitplanke ein. Von dort aus wurde er mitten auf die Fahrbahn geschleudert. "Er kämpfte. Vielleicht hatte er beim Start ein paar Autos überholt und wollte dann so schnell wie möglich zurück, um keine Positionen zu verlieren. Er hat das auf jeden Fall gemacht, um keinen Platz zu verlieren", vermutete Massa. "Er hatte Pech, dass da die Bodenwelle war, aber da war eben auch Kies."

Massa erntete im Fahrerlager viel Lob dafür, dass er alles versuchte, um Räikkönen nicht voll zu erwischen. "Massa hat gut reagiert, das liegt auch an seiner Erfahrung, denn er hatte schon einige Unfälle", sagte etwa der frühere Formel-1-Teamchef Eddie Jordan. "Ich bin nicht sicher, ob viele Fahrer solche Reflexe haben." David Coulthard pflichtete bei: "Massa hat großartige Arbeit geleistet, einen vollen Einschlag mit Räikkönen zu verhindern. Eine außergewöhnliche Reaktion."

Räikkönens Ferrari ist Schrott, Foto: Sutton
Räikkönens Ferrari ist Schrott, Foto: Sutton

Vergleich der G-Kräfte

Dabei hatte Massa den Einschlag seines Ferrari-Nachfolgers nicht einmal sehen können. Zu diesem Zeitpunkt fuhr er dicht hinter Kamui Kobayashis Caterham, der ihm die Sicht versperrte. Erst als der Japaner seinerseits auf der letzten Rille auswich, sah Massa das zerstörte Auto von Räikkönen direkt vor sich. "Ich wusste nicht, was ich tun sollte", schilderte Massa seine Sicht. "Also lenkte ich voll nach rechts. Dabei stellte sich das Auto quer und ich traf ihn. Das war in dem Moment meine Reaktion."

Räikkönen hatte Glück im Unglück. Er kam mit einer Prellung am linken Fußknöchel davon, Brüche erlitt er keine. Noch während des Rennens rauschte er im goldenen Ferrari von der Strecke ab, sein Start beim nächsten Rennen in Hockenheim scheint zum aktuellen Zeitpunkt nicht gefährdet. "Ich bin froh, dass es ihm gut geht und auch mir nichts passiert ist", sagte Massa.

Räikkönen soll sich kurz nach seinem Unfall via Funk zuerst nach Massas Zustand erkundigt haben, teilte Ferrari mit. Außerdem hätten bei seinem Einschlag 47 G geherrscht. "Das habe ich gehört und das ist erstaunlich", so Massa. "Bei meinem Unfall in Kanada hatte ich 27 G." Beim vorletzten Rennen in Montreal war er in der letzten Rennrunde mit Sergio Perez kollidiert und hart in eine Streckenbegrenzung eingeschlagen.