Kimi Räikkönen war nach seinem zehnten Platz beim Großen Preis von Österreich nicht unbedingt bestens gelaunt. Das hatte einmal mehr damit zu tun, dass er mit seiner Strategie haderte. Selbst in der Presseaussendung von Ferrari klang das noch immer heftig: "Als ich das erste Mal zum Reifenwechsel kam, waren meine Reifen komplett hinüber. Allein auf meiner Inlap habe ich zwei Plätze veloren. Wir hätten definitiv früher stoppen müssen."
Das klingt nicht unbedingt nach einer intakten Beziehung zwischen Räikkönen und den Ferrari-Strategen. Schon beim Spanien GP kritisierte er die Ingenieure an der Boxenmauer, die Alonso über die Strategie an ihm vorbeibrachten. Doch wieso genau beschwerte sich Räikkönen in Österreich? Und kritisierte er zurecht?
Vor den Stopps
Position | Fahrer | Rückstand (Runde 8) |
7 | Kimi Räikkönen | + 14,153 |
8 | Nico Hülkenberg | + 14,921 |
9 | Daniil Kvyat | + 15,436 |
10 | Daniel Ricciardo | + 15,891 |
Kimi Räikkönen ging von Platz acht aus ins Rennen. Von Lewis Hamilton, Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo überholt, sortierte sich der Finne nach der Startphase auf Rang sieben ein. Bis die ersten Boxenstopps begannen, änderte sich daran nichts.
Nico Hülkenberg kam als Erster von Räikkönens Konkurrenten zum Reifenwechsel. Der Force-India-Pilot stoppte bereits in Runde 9. Dann Hochbetrieb in der Boxengasse: In Runde 10 kamen Kevin Magnussen, Kvyat und Ricciardo. Alle waren auf der identischen Strategie unterwegs, gingen von Supersoft auf Soft.
Doch Ferrari reagierte nicht auf die Undercut-Versuche der Konkurrenz, blieb stur auf der eigenen Strategie. Erst in Runde 15, einen Umlauf nachdem Teamkollege Fernando Alonso gekommen war, hatte das Team mit ihm ein Erbarmen.
Noch in der Inlap wurde Räikkönen von zwei Piloten überholt. Doch so dramatisch wie vom Finnen geschildert war die Situation nicht. Denn dafür waren nicht die extrem abbauenden Reifen verantwortlich. Der Rundenzeitenverlauf sagt ganz klar: Räikkönen wurde nicht gravierend langsamer. Ganz im Gegenteil: Die Rundenzeiten waren konstant - so bitter es auch klingt - konstant langsam.
Räikkönen wurde auch nicht von zwei direkten Konkurrenten überholt. Sergio Perez und Nico Rosberg fuhren komplett andere Rennen und Strategien. Doch Zeit haben sie trotzdem gekostet: Die Inlap des Finnen war anderthalb Sekunden langsamer als jene von Fernando Alonso. Diesen Zeitverlust hätte man mit einem früheren Stopp durchaus verhindern können. Da Räikkönen und Alonso mehr als acht Sekunden trennten, hätten beide auch in der gleichen Runde zum Stopp kommen können.
Nach den Stopps
Position | Fahrer | Rückstand (Runde 16) |
10 | Nico Hülkenberg | + 18,699 |
11 | Daniil Kvyat | + 20,912 |
12 | Jules Bianchi | + 22,082 |
13 | Daniel Ricciardo | + 22,779 |
14 | Kimi Räikkönen | + 24,353 |
Und im Vergleich zu jenen Piloten, die bereits einige Runden auf den frischen Soft-Reifen zurückgelegt hatten, als Räikkönen wieder auf die Strecke ging, hat der Ferrari-Pilot extrem viel Zeit verloren. Das Undercutten der Konkurrenz war komplett aufgegangen. "Und bei unserem Speed kann man die Plätze nicht mehr zurückholen", so Räikkönen.
Von der direkten Konkurrenz rutschten mit Hülkenberg, Kvyat und Ricciardo gleich drei Piloten durch. Ohne den Kvyat-Ausfall wäre Räikkönen also ohne Punkte aus Österreich abgereist. Die Kritik an der Strategie ist also durchaus angebracht, allerdings darf nicht vergessen werden, dass Hülkenberg extrem undercutten konnte, weil der Force India sehr schonend mit den Reifen umgeht. Bei allem Unmut: Räikkönen muss sich dennoch fragen, wieso der Abstand zum Teamkollegen so dramatisch war.
diese Formel 1 Analyse