Die Plätze eins und zwei für Mercedes sind schon fast keine Meldung mehr wert. Auch in den Freien Trainings zum Österreich GP bestimmten Lewis Hamilton und Nico Rosberg das Tempo. Auffällig: Rosberg tat sich auf den superweichen Reifen schwerer, konnte seine Soft-Zeit erst nach mehreren Versuchen verbessern. Hamilton hingegen konnte gleich zulegen.

Knapp vier Zehntelsekunden lag Hamilton am Ende vorne - bei einer Rundenzeit knapp unter 1:10 Minuten nicht gerade wenig. Doch Motorsportchef Toto Wolff ist sich sicher: "Lewis hat in seiner schnellen Runde richtig gepusht, das hat man gesehen. Ich mache mir keine Sorgen: Wenn es rund geht, werden beide wieder sehr nah beieinander sein."

Die nicht-Mercedes-Konkurrenz reihte sich mit gehörigem Respektabstand auf den Rängen dahinter ein. Knapp eine Sekunde fehlte Fernando Alonso als Drittplatzierter. Als bester Red Bull reihte sich Sebastian Vettel gar nur auf Platz sechs ein. "Die Konkurrenz kommt aber wieder", mahnt Wolff. "Außerdem glaube ich, dass wir von Red Bull noch nicht alles gesehen haben."

Die Konkurrenz wird wohl auch in Österreich so auf Mercedes blicken, Foto: Sutton
Die Konkurrenz wird wohl auch in Österreich so auf Mercedes blicken, Foto: Sutton

Doch über Nacht wird Red Bull wohl kaum 1,2 Sekunden finden. Das weiß auch Wolff. "Unser größter Feind ist im Moment die eigene Zuverlässigkeit." Schon vor zwei Wochen in Montreal machte die Technik Mercedes einen Strich durch die Rechnung. Aus dem sichergeglaubten Doppelsieg wurde lediglich ein zweiter Platz. Die Kühlung der Hybrid-Systeme wurde unterschätzt, so dass die MGU-K überhitzte.

Auch am Freitag in Österreich war die Kühlung bei Mercedes das bestimmende Thema. "Die Geraden sind hier so kurz, dass die Systeme nicht richtig heruntergekühlt werden", erklärt der Mercedes Motorsportchef. Rosberg musste im ersten Training deshalb langsam zurück an die Box fahren und seinen Silberpfeil vorsorglich checken lassen. "Wenn es warm wird, müssen wir hier auf die Kühlspezifikationen achten." Dabei waren die Temperaturen am Freitag noch moderat, eher kühl. Samstag und Sonntag werden deutlich höhere Temperaturen erwartet. "Da könnten wir Probleme kriegen."

Verständnis für Missverständnis

Probleme schien Nico Rosberg auch am Ende des zweiten Freien Trainings gehabt zu haben, als er seine Crew über den Boxenfunk etwas zusammenstauchte. Wolff hat von all dem nichts mehr mitbekommen, doch Rosberg selbst konnte für Aufklärung sorgen. "Ich habe immer wieder Anweisungen bekommen, was ich ändern muss. Auf einmal werde ich langsamer und langsamer."

"Dann habe ich gefragt: Was ist das?" Die Antwort war einfach: "Wir haben weniger Motorleistung." Rosberg reagierte etwas ungehalten: "Toll, das hättet ihr mir sagen können." Das Problem ist nicht nur die Leistung an sich, sondern auch das Finden des richtigen Bremspunkts. Der WM-Führende zeigte aber Verständnis für das Missverständnis. "Es sind so viele Leute involviert, da wurde es einfach vergessen, den Fahrer zu informieren."

Auto noch lange nicht perfekt

Doch auch unabhängig von Missverständnissen am Boxenfunk war Rosberg noch nicht restlos begeistert vom Freitag auf dem Red Bull Ring. "Ich habe mich nicht ganz wohl gefühlt. Das Auto ist gesprungen wie sonst noch was. Auf der Geraden ist das nicht so schlimm, aber es sprang auch in die Bremspunkte hinein", klagt der Deutsche. Das von Rosberg beschriebene Phänomen wird im Fachjargon als Bouncing bezeichnet und ist vor allem bei DTM-Autos ein gut sichtbares Problem bei höheren Geschwindigkeiten.

Auch die Reifen bereiteten noch einige Probleme. "Das Graining hier ist sehr stark, vor allem auf der Hinterachse. Nach ein paar Runden haben meine Hinterreifen komplett gegraint." Doch das Problem könnte sich über das Wochenende von selbst lösen. Desto mehr Grip die Strecke aufbaut, desto besser ist die Traktion, desto weniger durchdrehende Reifen gibt es beim Herausbeschleunigen. Zudem werden höhere Temperaturen erwartet, was die Diskrepanz zwischen Oberflächen- und Reifenkerntemperatur etwas verringert.