Top: Silberpfeil-Duell der Weltklasse

"Wer jetzt noch sagt, dass die Formel 1 langweilig ist, ist ein Idiot." Niki Lauda brachte nach dem Rennende in Bahrain auf den Punkt und sprach vielen aus der Seele. Was Lewis Hamilton und Nico Rosberg über 57 Runden ablieferten, war brillant. Tolles, echtes Racing - hart, aber nie über der Grenze. Der Mercedes-Kommandostand hielt die Füße diesmal still und wurde belohnt. Rosberg präsentierte sich in Weltklasse-Form und ließ seine Worten auf der Strecke Taten folgen. Dass es nicht ganz reichte: Macht nichts. Hamilton war nicht besser, verdiente den Sieg aber. In diesem Rennen durften sich beide Silberpfeile als Gewinner fühlen.

Super-Duell + Silberpfeile = Super-Pfeile, Foto: Mercedes AMG
Super-Duell + Silberpfeile = Super-Pfeile, Foto: Mercedes AMG

Top: Die Formel 1

Der größte Sieger in Bahrain war nicht Mercedes, sondern die Formel 1 selbst. Was musste die Königsklasse in den vergangenen Monaten alles an Kritik einstecken! Taxifahrer, Sound-Horror, zu langsam, zu langweilig, zu kompliziert und überhaupt - plötzlich war alles schlecht. Davon sprach in Bahrain unter dem Glanz des Flutlichts plötzlich niemand mehr, als die Zielflagge gefallen war. Die Formel 1 hat sich selbst an der hässlichen Nase aus dem Sumpf gezogen - mit toller Renn-Action, wie man es erwartet. Natürlich ist nicht alles gut an der neuen Turbo-Formel, aber vielleicht sollte man ihr ein bisschen Zeit geben. Und mal ehrlich: Wen interessiert der Sound, wenn es 57 Runden lang packende Duelle an allen Ecken und Enden gibt...

Tolle Action quer durchs Feld, Foto: Sutton
Tolle Action quer durchs Feld, Foto: Sutton

Top: Teamplayer Vettel

"Sebastian, Daniel is faster than you." Da war sie wieder, die ungeliebte Teamorder. Diesmal allerdings bei Red Bull. Doch der eigentlich verhasste Funkspruch und Vettels Platzmachen schlugen keine großen Wellen - hier ging es schließlich nicht im Ansatz um den Sieg, als Ricciardo das Team aufforderte Vettel einzubremsen. "Innerhalb des Teams ist klar, dass man sich kooperativ verhält", sagte Helmut Marko. "Man sieht, dass die beiden sich respketieren." Von wegen Egomane Vettel: Der Weltmeister machte für seinen schnelleren Teamkollegen ohne großes Aufsehen Platz und ließ den Australier passieren.

"So sollte Teamwork laufen", gab es Lob von Teamchef Christian Horner. "Sebastian sagte, dass er ihn in Kurve 11 überholen lassen würde und opferte dabei so wenig Speed wie möglich. Im letzten Teil des Rennens durften sie frei gegeneinander fahren." Ricciardo verschaffte sich in Bahrain noch mehr Respekt und erweckt immer mehr den Eindruck, dass er sich den Platz bei Red Bull redlich verdient hat. Vom dauergrinsenden Australier ist noch eine Menge zu erwarten.

Seb, Daniel ist schneller als du!, Foto: Sutton
Seb, Daniel ist schneller als du!, Foto: Sutton

Top: Lotus endlich im Ziel...

... aber noch lange nicht am Ziel. In Enstone herrschte kollektiver Jubel nach der ersten Zielankunft beider Lotus-Boliden im Jahr 2014. Doch kann das der Anspruch des Teams sein, das im vergangenen Jahr Dauergast an der Spitze war? Sicherlich nicht, doch nach der katastrophalen Vorbereitung ist das Doppel-Finish der Doppel-Nasen zumindest ein Anfang. Nächste Etappe: erste WM-Punkte einsammeln.

Jetzt fehlen nur noch ein paar Punkte, Foto: Sutton
Jetzt fehlen nur noch ein paar Punkte, Foto: Sutton

Top: Perez wie einst Fisichella

Nur wenige erinnern sich an den Belgien Grand Prix 2009, als Giancarlo Fisichella für Force India einen Meilenstein setzte und hinter Kimi Räikkönen als Zweiter aufs Podium fuhr - das erste Podest für die Inder in der Formel 1. Am Sonntagabend kannte plötzlich jeder wieder diese Geschichte; Sergio Perez sei Dank. Der Mexikaner machte sich in den Schlussrunden des Rennens richtig breit und hielt erfolgreich Teamkollege Nico Hülkenberg hinter sich - das zweite Podium für Force India war perfekt. Sicherlich war das Auto perfekt für die langen Geraden in Bahrain, doch das soll Perez' Leistung nicht schmälern. Der oftmals gescholtene 24-Jährige zeigte in Bahrain eine Weltklasse-Performance.

Party-Alarm mit Sergio Perez, Foto: Sutton
Party-Alarm mit Sergio Perez, Foto: Sutton

Flop: Ferrari fernab der Pace

Luca di Montezemolo schlug die Hände vors Gesicht, bevor er die Rennstrecke noch vor dem Fallen der Zielflagge verließ. Dem Boss gefiel überhaupt nicht, was Ferrari in Bahrain ablieferte. Mit einem "Ich hatte mir schon etwas mehr erwartet", rauschte der Präsident der Scuderia ab. Fernando Alonso und Kimi Räikkönen gerade so in den Punkterängen - viel zu wenig für die eigenen hohen Ansprüche. Bahrain legte die größte Schwäche des F14 T schonungslos offen: fehlende Power im Vergleich zu Mercedes. Die beiden Piloten waren nicht schlecht, doch mehr war an diesem Tag nicht drin.

Ferrari hatte es in Bahrain nicht einfach, Foto: Sutton
Ferrari hatte es in Bahrain nicht einfach, Foto: Sutton

Flop: Gutierrez-Salto

Es war die Szene des Rennens: 40. Runde, Kurve 1. Pastor Maldonado kam gerade aus der Box, bog innen in die erste Ecke ein und rasselte seitlich in Esteban Gutierrez. Der Sauber-Bolide wurde in die Luft katapultiert und der Mexikaner probte den ungewollten Salto. Zum Glück verletzte sich Gutierrez nicht bei diesem spektakulären Crash. Schwierig zu erkennen allerdings, was genau passiert war beim Unfall: War die Doppel-Nase des E22 mitverantwortlich, dass Gutierrez abhob? Auf jeden Fall gab es zuerst einen Kontakt zwischen Maldonados linkem Vorderreifen und Gutierrez' rechtem Hinterrad. Das allein könnte schon ausgereicht haben für den Abflug.

Wahnsinn! Gutierrez macht den Abflug, Foto: Sutton
Wahnsinn! Gutierrez macht den Abflug, Foto: Sutton

Flop: Bitteres Ende für Button

Nach der Safety-Car-Phase fuhr Jenson Button auf dem fünften Platz. Noch zehn Runden, und der McLaren-Pilot hätte sich mit einem achtbaren Ergebnis aus der Affäre gezogen bei seinem 250. Rennen in der Formel 1. Doch schon während der Safety-Car-Phase tauchten Kupplungsprobleme auf, anschließend wurde Button kampflos durchgereicht und gab wenig später auf. Ein unschönes Ende bei seinem Jubiläum. Der Brite nahm es mit Humor: "Wenn wir schon ausscheiden müssen, dann bitte früher, damit ich mich in Ruhe an die Bar setzen kann."

Nettes Shirt, aber keine Punkte: Jenson Button, Foto: Sutton
Nettes Shirt, aber keine Punkte: Jenson Button, Foto: Sutton

Flop: Nicht-#SuperSutil

Horror-Wochenende für Adrian Sutil - oder laut Sauber: #SuperSutil - in Bahrain. Es ging schon schlecht los am Donnerstag, nachdem er eine Debatte über die Gesundheit der Fahrer im Paddock ausgelöst hatte. Grund: Sutil sagte, dass er aus Gewichtsgründen während des Rennens auf eine Trinkflasche verzichte. Das allein hätte schon zum Flop gereicht, doch für den Sauber-Piloten kam es noch bitterer. Wegen Blockierens von Romain Grosjean kassierte er eine Strafe und musste vom letzten Platz starten. Im Rennen wurde es nicht besser, als er früh mit Jules Bianchi kollidierte und wenig später aufgeben musste.

Unschönes Ende für Adrian Sutil, Foto: Sutton
Unschönes Ende für Adrian Sutil, Foto: Sutton

Flop: Treffen der Supermächte

Luca di Montezemolo, Jean Todt, Bernie Ecclestone und Co. - in Bahrain gaben sich die Mächtigen des Motorsports ein Stelldichein. Während der FIA-Boss spontan ausrief, dass die geplante Kostendeckelung gekippt worden sei, lästerte Montezemolo über die Taxi-Formel 1 und Bernie wütete sowieso an allen Ecken und Enden. Der Sport war völlig in den Hintergrund getreten, überall ging es nur noch um Politik und Machtspiele. Das gehört sicherlich auch zur Formel 1, darf aber nicht dominieren. Zum Glück lieferte die F1 am Sonntag mit dem #SuperRennen die passende Antwort.

Ordentlich im Stress: Luca di Montezemolo, Foto: Sutton
Ordentlich im Stress: Luca di Montezemolo, Foto: Sutton