Toto Wolff hat einen prominenten Mitstreiter gefunden. Wie der Mercedes-Motorsportchef hält auch McLaren-Boss Ron Dennis rein gar nichts davon, die neuen Formel-1-Regeln bereits nach wenigen Rennen wieder umzukrempeln. Am Rande des Bahrain GP hatte es ein Gipfeltreffen zwischen Bernie Ecclestone, der die neue Königsklasse als inakzeptabel bezeichnete, FIA-Chef Jean Todt und Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo gegeben, um diesbezüglich mögliche Maßnahmen zu erörtern.

Knappe Ressourcen

"Ich glaube, ich bin ziemlich qualifiziert, eine Meinung zu haben", sagte Dennis. "Ich bin seit mittlerweile 48 Jahren in der Formel 1 und habe viele Regeländerungen gesehen. Es muss eine Zeit geben, und ich glaube, diese Zeit ist jetzt gekommen, in der wir eine größere moralische Verantwortung übernehmen."

Für Dennis ist es immens wichtig, dass die Formel 1 in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnimmt. "Wir leben in einer Welt, in der die Ressourcen knapp werden und die Umwelt geschädigt wird", erklärte er. "Ja, wir sind die Formel 1, ja, wir müssen der Gipfel des Motorsports sein, aber der Gipfel des Motorsports zu sein bedeutet auch, dass wir auf die neuesten Technologien setzen müssen."

Der wortgewandte Brite hat daher kein Verständnis für Interventionen wie von Seiten Ferraris, auch wenn Montezemolo beteuerte, er würde nicht zum Vorteil der Scuderia handeln. "Diese KERS- und ERS-Systeme sind unglaublich komplex und die intensive Entwicklungsarbeit, die in sie gesteckt wurde, verschleiert die Tatsache, dass das die Zukunft ist. Die Kurzsichtigkeit liegt sehr offensichtlich an der fehlenden Konkurrenzfähigkeit, unter der bestimmte Teams leiden", kritisierte Dennis.

Leiser statt lauter

Diese Teams, die er nicht namentlich nannte, würden alles versuchen, um ihre Verfehlungen in puncto Entwicklungsarbeit zu übertünchen. "Wir sind momentan nicht das konkurrenzfähigste Team, aber wir wissen, was die Herausforderung ist - und das ist die Herausforderung der Formel 1", erklärte der mächtige Mann bei McLaren. "Wir haben unsere eigene Vision von Aerodynamik und Motorenentwicklung, aber diese Regeln wurden gemacht und jeder hatte Einfluss darauf. Jetzt müssen wir damit einfach zurechtkommen und realisieren, dass wir es als Sport den jungen Leuten der Zukunft schuldig sind, als Beispiel voranzugehen."

Ron Dennis - hier mit Niki Lauda 1991 - hat schon viele Regeländerungen mitgemacht, Foto: Sutton
Ron Dennis - hier mit Niki Lauda 1991 - hat schon viele Regeländerungen mitgemacht, Foto: Sutton

Auch zur zuletzt so heiß diskutierten Thematik der zu leisen Motoren hatte Dennis eine klare Meinung. "Wir können die Autos mit Leichtigkeit lauter machen", stellte er fest. "Der Großteil der Welt versucht Dinge leiser zu machen, nicht lauter… Flugzeuge, Züge, alles in unserem Leben. Lärm ist eine Art der Verschmutzung. Es ist sehr einfach für uns, den Lärm zu steigern, aber es sollte nicht zu Lasten einer technologiegetriebenen Initiative gehen, die sich für eine bessere Menschheit einsetzt."

Jeder wird profitieren

Viel mehr als sich dem Klang der Motoren zu widmen gelte es, sich auf die wahren Probleme zu konzentrieren. "Jene Teams, die nicht konkurrenzfähig sind, müssen ihre Sachen einfach zusammenbekommen und sich darauf fokussieren", forderte Dennis. Sollte es in dieser Saison zu Regeländerungen kommen, müssten diese einstimmig beschlossen werden, was jedoch nicht der Fall sein werde.

"Für die nächste Saison können wir uns zusammensetzen und überlegen, wo wir die Regeln finetunen können, um die Fans von heute und der Zukunft anzusprechen", betonte er. "Dreht die Lautstärke am Fernseher auf… das ist nicht das Ende der Welt. Lassen wir die Dinge sich beruhigen und packen wir das Problem - wenn es eines gibt - in ein paar Rennen an, wenn wir es wirklich verstehen."

Die Formel 1 müsse den Leuten zu verstehen geben, dass das, was sie entwickelt, die Technologie der Zukunft ist, forderte Dennis abschließend noch einmal. "Diese Technologie wird in ein paar Jahren in jedermanns Auto sein. Sie werden es sein, die von geringerem Spritverbrauch und leiseren Motoren profitieren - all jene Dinge, die wir verfolgen, um die Formel 1 zum Gipfel des Sports zu machen. Sowohl in puncto Technologie als auch Spektakel."