Die 'grüne' Formel 1 des Jahres 2014 erhitzt weiter die Gemüter. Die fortwährende Debatte um die zu niedrige Leistung der Boliden, fehlendes Spektakel und Fahren am Limit sowie der 'Flüsterton' der hybriden Rennwagen stoßen vielen Parteien sauer auf. Fans, Teamangestellte, Teamchefs und auch Fahrer äußerten sich bisher teils mehr, teils weniger heftig über den neueingeschlagenen Weg der Königsklasse des Motorsports. Zu den bekennendsten Gegnern der Turbo-Formel-1 gehören zweifellos Ferrari-Chef Luca di Montezemolo sowie auch Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone höchstpersönlich.

Versteckte Hilfe für Ferrari?

Bereits in der Vorwoche hatten sich di Montezemolo und Bernie Ecclestone zu Gesprächen in London getroffen und dabei Vorschläge diskutiert, wie die Formel 1 vor allem in Sachen Spektakel und auch Motorensound wieder auf ein annehmbares Level gebracht werden könnte.

Dabei soll hauptsächlich eine Kürzung der Rennen bei gleichbleibender Spritmenge debattiert worden sein, um damit Drehzahlen der Motoren, deren Leistung und schließlich auch den Klang der Aggregate entsprechend anheben zu können. Böse Zungen vermuten jedoch, dass di Montezemolo viel weniger um das Wohl der Formel 1 besorgt ist, als um den akuten Rückstand Ferraris zu Frontrunner Mercedes.

So soll di Montezemolo vor allem auf eine Änderung des Technischen Reglements pochen, um es seinem Rennstall zu ermöglichen, die Lücke auf das deutlich leistungsstärkere Mercedes-Aggregat zu schließen. Diesen Gedanken und Anschuldigungen schob der Italiener am Rande des Großen Preises von Bahrain nun vehement einen Riegel vor: "Ja, ich will gravierende Änderungen in der Formel 1, um diese wieder in Richtung Extrem-Motorsport zu lenken", gab der Ferrari-Boss gegenüber Autosport.com zu Protokoll. "Die Regeländerungen dürfen aber nicht dazu benutzt werden, um Mercedes zu Schwächen. Sie haben den besten Job gemacht und dürfen natürlich nicht bestraft werden."

Wie Motorsport-magazin.com bereits zu Beginn der Woche berichtete, planten di Montezemolo und Ecclestone in Bahrain weitere Gespräche in Beisein von FIA-Präsident Jean Todt. Di Montezemolo will sich jedoch nicht falsch verstanden wissen, und stellt deshalb klar, dass ihm als Botschafter der Marke Ferrari das Wohl der Serie besonders am Herzen liegt. So wolle er seine Marke nicht in einer Königsklasse des Motorsports vertreten wissen, die diesem Namen nicht mehr gerecht werde. "Ich habe doch bereits auf unserer Weihnachtsfeier im Dezember vor etlichen Journalisten klargestellt, dass ich befürchtete, die neuen Regeln machten die Formel 1 zu einem Rennen unter Taxifahrern."

Diese seien auch nur darauf aus, langsam zu fahren und wenig Sprit zu verbrauchen, um ihren Gewinn zu maximieren. "Wir müssen natürlich auch auf die Fans hören, denn sie sind es, die diesen Sport am Leben halten", führt di Montezemolo weiter aus. Die teilweise verheerende Kritik der Zuschauer an der Strecke habe der bekanntesten Rennserie der Welt sicher geschadet. "Wir haben Piloten, die nun Sprit sparen und nach den Reifen schauen müssen und das ist definitiv nicht Formel 1. Wir wollen Piloten, die von Anfang an Vollgas geben und am Limit fahren. Die Leidenschaft für den Motorsport muss erhalten bleiben."

Lösung nur langfristig angedacht?

Dass ein komplettes Umkrempeln des Reglements in kürzester Zeit möglich ist, hält nicht nur di Montezemolo für ausgeschlossen. Jedoch müssen sich alle Beteiligten bereits jetzt Gedanken machen, wie der eingeschlagene Weg wieder in Richtung eines gelungenen Kompromisses zwischen fortschrittlicher Technologie und Extrem-Rennsport führen könnte. So gäbe es bereits etliche gute Gründe, das Reglement zumindest in Teilen wieder anzupassen beziehungsweise zu modifizieren. "Wir haben wie bereits gesagt das fehlende Spektakel sowohl in Sachen Ton als auch in Sachen Action auf der Strecke, das den Fans extrem missfällt und somit der Marke Formel 1 erheblich schadet."

So müsse vor allem für die Fans an der Strecke eine Rechtfertigung für die hohen Preise ersichtlich sein. Jedoch sei auch das Publikum vor den Bildschirmen entscheidend für das Fortbestehen der Formel 1. Auch hier müsse alles dafür getan werden, dem Zuschauer die größtmögliche Unterhaltung zu bieten. "Wir haben momentan Regeln und Regularien, die teilweise nicht einmal die Teams selber verstehen", wettert die Montezemolo.

"Wenn es schon wegen eines kleinen Teiles wie dem Fuel-Flow-Meter derartige Komplikationen und Probleme gibt, ist klar, dass etwas fundamental nicht stimmt." Sämtliche involvierte Parteien forderte di Montezemolo deshalb auf, zum Wohle der Formel 1 über Änderungen nachzudenken. "Ich bin absolut gegen die Idee, dass wir den Stern der Formel 1 sinken lassen."