Die in dieser Saison in Kraft getretenen Regeln der Formel 1 sind in aller Munde. Die Boliden werden nun von V6-Turbo-Motoren und nicht mehr von V8-Saug-Aggregaten angetrieben, zudem spielt das Thema Energierückgewinnung eine zentrale Rolle. Vor allem jene Teams, denen der Umstieg nicht wie gewünscht gelang, sind von den Änderungen wenig begeistert, während es Mercedes hingegen glückte, den Silberpfeil perfekt auf das neue Regulativ abzustimmen, was sich in drei Siegen in den drei bisherigen Rennen niederschlug.

Wie Thomas Weber, Daimer-Vorstand für Forschung und Entwicklung, verriet, wären die Stuttgarter vermutlich sogar aus der Formel 1 ausgestiegen, hätte es nicht den Wechsel zur Hybridtechnologie gegeben. "Die entscheidenden Herausforderungen für die Zukunft sind Kraftstoffverbrauch sowie Effizienz und die Änderungen des Formel-1-Reglements sind die Speerspitze für Entwicklung", erklärte der Deutsche gegenüber der BBC. Laut Weber wäre es schwierig erklärbar gewesen, weshalb die Königklasse des Motorsports weiterhin auf die alten V8-Motoren setzt.

Hätte die Formel 1 nicht vor fünf Jahren beschlossen, 2014 ein neues Regulativ einzuführen, wäre Mercedes wahrscheinlich Honda, BMW und Toyota gefolgt und hätte das Engagement beendet. "Wir hatten mehrfach die Herausforderung, die Formel 1 mit dem Daimler-Aufsichtsrat zu diskutieren", erklärte Weber. "Mit diesen neuen Regeln kann ich den Aufsichtsrat aber klar davon überzeugen, dass das, was das Formel-1-Team tut, genau das ist, was wir brauchen: Downsizing, Direkteinspritzung, Leichtbauweise, Kraftstoffeffizienz auf dem höchsten möglichen Level, neue Technologien und die Kombination eines Verbrennungsmotors mit einem Elektro-Hybrid-Motor."

Kein Verständnis für Kritik

Die mächtige Power Unit von Mercedes, Foto: Mercedes
Die mächtige Power Unit von Mercedes, Foto: Mercedes

Wie schon Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, wies auch Weber die Kritik von Ferrari-Präsident Luca di Montezmolo und Bernie Ecclestone zurück, die am neuen Reglement keinen Gefallen finden und bereits Regeländerungen besprachen. Laut Weber sei es eine "dumme Diskussion", dass die Zuschauer die neue Fuel-Flow-Regel nicht verstehen würden, vielmehr habe es sich um ein "Kommunikationsproblem" gehandelt. "Wir können der Öffentlichkeit zeigen, dass es noch immer emotional ist, selbst wenn der Geräuschpegel etwas geringer ist", nahm der Daimler-Vorstand auch auf die leidige Sound-Debatte Bezug.

"Natürlich können wir sehen, ob noch ein bisschen mehr möglich ist, aber in der Zwischenzeit wechseln alle Straßenautos zu Turbos", verdeutlichte Weber, dass der technologische Fortschritt nicht aufzuhalten sei. "Sogar ein Porsche hört sich jetzt ähnlich an. Leute, ihr müsst das einfach lernen." Für den Daimler-Vorstand steht fest: "Nie zuvor haben wir einen so großen Schritt in so geringer Zeit gemacht, um von einem V8-Saug-Motor in einem Schritt zu einem Turbo-Motor zu gelangen. Es war die größte Herausforderung aller Zeiten."